Sirenen und klingende Inseln
Ariel: Full fathom five thy father lies;
Of his bones are coral made:
Those are pearls that were his eyes:
Nothing of him that doth fade,
But doth suffer rich and strange.
Sea-nymphs hourly ring his knell: [Burden: ding-dong.
Hark! now I hear them,—ding-dong, bell.
Ferdinando: The ditty does remember my drown'd father.
This is no mortal business, nor no sound
That the earth owes:—I hear it now above me.
Sirenen
Luciano Berio, Omaggio a Joyce (1958); Tonbandkomposition mit der Stimme von Cathy Berberian
[Link zum EFM Institute; Link zu The Modern Word; Essay: Timothy S. Murphy, "Music After Joyce. The Post-Serial Avant-Garde", in: Hypermedia Joyce Studies 2.1 (Summer 1999)]
Rolf Riehm, Das Schweigen der Sirenen (1994)
Sirenenliteratur:
Michel Serre, Passagen, Durchgänge, Übergänge, in: ders., Die fünf Sinne. Eine Philosophie der Gemenge und Gemische. Übersetzt von Michael Bischoff, Frankfurt am Main 1998, S. 155-183.
Alexander Becker, Art. "Sirenen", in: Ludwig Finscher (Hrsg.), Die Musik in Geschichte und Gegenwart, zweite Ausgabe, Sachteil Bd. 8, Kassel etc. 1998, Sp. 1489-1491.
Linda Phyllis Austern und Inna Naroditskaya (Hrsgg.), Music of the Sirens, Bloomington und Indianapolis (Indiana University Press) 2006.
Odyssee, Zwölfter Gesang, V. 153-200.
Klingende Inseln
William Shakespeare, The Tempest (1611)
Johann Friedrich Reichardt, Die Geisterinsel (1798), Libretto: Friedrich Wilhelm Gotter
Forbidden Planet (1956) von Fred M. Wilcox und Cyril Hume; Musik: Louis und Bebe Barron (Website at SEAMUS-online)
James Wierzbicki, Louis and Bebe Barron's Forbidden Planet. A Film Score Guide, Lanham, Maryland etc. (The Scarecrow Press) 2005 (= Scarecrow Film Score Guides 4). [Review: James Harley in: Computer Music Journal 30/3 (September 2006), S. 78 f.
Peter Greenaway, Prospero's Books (1991)
Cyan Worlds, Riven (1997), Sequel to Myst
The Pianotuner of Earthquakes (2006) von Timothy und Stephen Quay
Zum Thema der klingenden Inseln gehört auch zum einen der (auch musikalische) Exotismus, auf dessen Stereotypen Filme und Videospiele wie das erwähnte "Riven" zurückgreifen. Der Vorstellung von der klingenden Insel gesellt sich aber auch der Themenkreis des Anti-Exotismus (und Anti-Kolonialismus und -Eurozentrismus) zu, ferner das Thema der sterbenden Klangwelten. Ein Beispiel für den Traum von der Rekonstruktion eines anderen, nichteuropäischen Hörens bietet der Essay "Tote Stimmen: Maori-Musik" von Victor Segalen (1878-1919), einem Freund Claude Debussys, Marinearzt, Sinologe und Dichter. Segalen beklagt die Zerstörung der Musik des "verlorenen Polynesien" durch Missionierung. Die sich hier manifestierende "Umkehrung des Exotismus" hat Giorgio Agamben in seinem Kommentar zu Segalens (exotistischem) Roman Die Unvordenklichen analysiert. In einer Schlüsselszene des Romans wird der Bruch zwischen mündlichen und schriftlichen Überlieferungssystemen thematisiert und damit auch die Rolle der Stimme und des Hörens/Wiederhörens in den unterschiedlichen Kulturen der mündlichen Rede und der Schrift problematisiert. Vielleicht birgt gerade die insulare, entfernte, extraterritoriale Situation – als Fiktion des zumindest kurzfristig nicht mehr "Verwurzelt-Seins" in der Eigenkultur – das Potential einer symmetrischeren Annäherung an die Fremdkultur. Vielleicht ist dieser Traum einer (temporären) Selbstentwurzelung aber auch eine haltlose Illusion?