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Institut für Musikforschung

Teilsammlung Fritz Degel: Historische Instrumente

 

Auf dieser Seite möchte ich Nachbauten von Instrumenten aus meiner Sammlung präsentieren, die in der Zeit vor 1900 gespielt wurden. Neben Bild- und Tonmaterial und den Beschreibungen werde ich auch einige Bemerkungen zum kulturellen Umfeld und zur Geschichte einflechten, die natürlich stark verkürzt und abrissartig bleiben müssen.

 

Leiern

Leiern sind Saiteninstrumente, die mit zu den wichtigsten Instrumenten der Antike gehörten. Der Name kommt von dem griechischen Wort lyra. Die ältesten Instrumente dierser Art stammen von den Sumerern [4] ca. 2700 v. Chr., man findet sie aber auch bei semitischen Völkern, bei den Juden, bei den Ägyptern, den Griechen und Römern (siehe Einleitung). Die Leier war auch eines der wichtigsten Instrumente der germanischen Völker der Völkerwanderungszeit. Sie wurde bis ins Mittelalter gespielt, wo sie schließlich außer Mode kam. Im keltisch-englischen Kulturkreis hat sich das Crwth [2], eine gestrichene Leier, bis in unsere Zeit gehalten, ebenso wie im finnisch-estnischen Raum die Jouhikko [3] oder die Tagelharpa.

Die Saiten der antiken Leiern verliefen von einem Querriegel auf dem Korpus (oder direkt vom Schallkörper) aus zu einem quer verlaufenden Joch, das zwischen zwei Jocharmen saß. Der Körper war, z.B. bei den Griechen, aus dem Panzer einer Schildkröte, über den ein Tierfell gespannt war, gefertigt, die Arme bestanden manchmal aus Antilopenhörnern. Die Saiten waren aus Tiersehnen oder Darm hergestellt. Ihre Zahl variierte bei den Sumerern zwischen fünf und acht, bei den Griechen von zunächst vier bis zu sieben und elf. Auf dem Joch wurden sie um Stoffstreifen gewickelt, in die kleine Holzstifte geschoben wurden, mit denen eine feinere Stimmung möglich wurde. Leiern wurden mit den Fingern oder einem Plektrum gespielt. Man strich mit der einen Hand über alle Saiten und dämpfte mit der anderen diejenigen ab, die nicht klingen sollten.

Man findet dieses Instrument noch heute weit verbreitet im nordöstlichen Afrika unter verschiedenen Namen. Es ist anzunehmen, dass die Leier sich von Ägypten aus nilabwärts verbreitet hat. Im Sudan nennt man sie tanbura und kissar (kirar), in Äthiopien krar und begena, um Port Said in Ägypten semsemiya, endongo oder enontoli sind Bezeichnungen aus Uganda.

In Europa erlebte die Leier ab etwa 1920 eine gewisse Renaissance. Im Gefolge der von Rudolf Steiner gegründeten anthroposophischen Bewegung wurden durch den Instrumentenbauer Gärtner diese Instrumente wieder gebaut (siehe Europa Mitte).

 

Angelsächsische Leier

Dies ist ein Nachbau der Leier, wie sie in Sutton Hoo, Suffolk, England in einem angelsächsischen Bootsgrab gefunden wurde (wahrscheinlich aus dem 9. Jahrhundert). Es ist ein typisches Beispiel für die germanischen Leiern der Völkerwanderungszeit.

Es sind hölzerne Instrumente, deren hohle Jocharme mit dem übrigen Korpus eine Einheit bilden. Die sechs Saiten verlaufen über einen auf den Resonator aufgesetzten Steg. Sie sind auf dem Joch mit Hilfe von Stimmwirbeln befestigt. Das andere Saitenende ist an einem hölzernen Saitenhalter aufgehängt, der am Korpus mit Hilfe einer Lederschlaufe befestigt wird. Neben dem Instrument aus England wurde z.B. noch in Trossingen/Schwarzwald eine alemannische Leier ausgegraben, die der nebenstehenden sehr ähnelt.


Angelsächsiche Leier - Tonbeispiel: Video 1  [4]
Alemannische Leier - Tonbeispiel: Video 2 [5]

 

Rebec

Diese dreisaitige Fidelvariante besitzt einen birnenförmigen Korpus und einen gerundeten Boden. Im Gegensatz zur Violine verläuft das Griffbrett über der Korpusdecke und verbreitert sich nach der Form des Schallkörpers. Korpus und Hals sind aus einem Stück Holz gearbeitet, der Wirbelkasten mit den seitenständigen Stimmwirbeln schwingt nach hinten.

Die drei Saiten des Instruments sind in Quinten gestimmt und könnten die untersten drei der Violine sein. Das Rebec hat keinen Stimmstock und der Klang ist dünner und näselnder als bei einer Violine. Beim Spiel wurde es gegen die Schulter gehalten, in die Armbeuge gelegt oder quer vor der Brust gespielt. Verwendet wurde sie überwiegend an den Höfen des Mittelalters, wo sie vor allem mit Gesang und Tanz in Verbindung gebracht wurde. Verwandt ist sie mit der Mandora (Mandola), einem kleinen Zupfinstrument mit sichelförmigem Wirbelkasten.

Der ältere Name "Ribebe" scheint darauf hinzuweisen, dass das Instrument von den Arabern übernommen worden ist, wo ähnlich gebaute Instrumente als "Rabab" bezeichnet werden.
Nach Sachs [6, S.318] ist es aber wahrscheinlicher, dass das Instrument von einem älteren europäischen Streichinstrument stammt, das bereits vor dem Aufkommen der Bezeichnung Rebec bekannt war und als Lyra bezeichnet wurde. Man findet dieses Instrument noch heute vor allem als Pontische und Kretische Lira, die auf der Insel eine Art Nationalinstrument ist. Auch die bulgarische Gadulka (Video [10]) zählt zu diesen Instrumenten, sie verfügt aber noch zusätzlich über Resonanzsaiten.

Rebec: Video [9]

 

Chrotta

Die Bezeichnung chrotta (rotte, rotta, cruit, crot, crowd, croud) kommt von dem walisischen crwth (siehe Abschnitt "Leiern" weiter oben).  Es war eine Streichleier, die zunächst ohne Griffbrett auskam. Die Tonhöhe wurde durch seitliches Berühren der Melodiesaite mit dem Daumennagel verändert. Später kam ein zwischen den beiden hohlen Jocharmen verlaufendes inneres Griffbrett hinzu, das das Verkürzen der Saiten durch Niederdrücken erlaubte. Häufig waren zwei der sechs Saiten als freie Bordune ausgebildet. Typisches Kennzeichen des Crwth war der Steg, der gleichzeitig als Stimmstock benutzt wurde.  Der kürzere von zwei Füßen des Steges steht dabei auf der Decke, während der längere Fuß durch ein Schallloch hindurch auf dem Boden des Resonanzkörpers steht. [8]

Das nebenstehende Instrument ist ein abgewandelter Nachbau, bei dem auf die beiden seitlichen Jocharme verzichtet wurde. Es verfügt über zwei Schalllöcher, vier Saiten und ein violinähnliches, bundloses Griffbrett. Auch der Saitenhalter und die Kinnstütze scheint der Violine entlehnt zu sein. Der Steg ist wie bei einem mittelalterlichen Instrument auch als Stimmstock ausgebildet, wie aus der Detailaufnahme ersichtlich ist.

Trumscheit

Dieses Trumscheit (Nonnengeige, Marientrompete) wurde von Kurt Reichmann hergestellt als Nachbau der barocken Form des 17. und beginnenden 18. Jahrhundert. Es verfügt über eine Darmsaite und 13 Resonanzsaiten aus Stahl, die im Innern verlaufen. Die verschiebbare Rosette erlaubt den Zugriff auf diese Saiten. Der Resonanzkörper ist nach unten offen, der Wirbelkasten schließt mit einer Art Schnecke ab.

Die Besonderheit dieser Instrumente ist ihr eigenartiger Steg, dieser ist nämlich asymmetrisch ausgebildet. Der eine Fuß dient als Stütze auf der Decke, der andere liegt dicht über ihr und ist frei beweglich. Die Schwingungen der Saite werden auf den Steg übertragen, der seinerseits mit dem freien Ende auf die Decke aufschlägt und einen eigentümlich schnarrenden Ton erzeugt. Die Saite wird dabei oben am Hals in der Nähe des Sattels gestrichen, die andere Hand greift unterhalb durch leichtes Berühren mit einem Finger oder dem Daumen die Knotenpunkte der Flageoletttöne ab. Aus diesem Grund kann nur ein Teil der Naturtonreihe erzeugt werden.

Die im 15. und 16. Jahrhundert erwähnten Instrumente waren viel kleiner, etwa bis 120 cm. Sie wurden, wie auf verschiedenen Gemälden ersichtlich, gegen die Brust gelehnt. Die Tonerzeugung mit Hilfe des Schnarrstegs und der Flageolettspielweise war aber gleich.


Video  [11]
 

 

Pandora

Diese Pandora wurde laut Verkäufer vom Lautenbauer Estruch in Barcelona gebaut. Erfinder dieser Lautenart war der Engländer John Rose um das Jahr 1560. Sie verfügt über einen festen Querriegel, sechs doppelchörige Stahlseiten und  bis zu 15 Bünde. Signifikant ist der mehrfach ausgebuchtete Resonanzkörper, der Wirbelkasten ist oft mit einem geschnitzten Frauenkopf verziert. Sie fand wohl überwiegend im Broken Consort Englands Verwendung, das aus Violine, Viola da Gamba, Flöte, Cister, Laute und Pandora zusammengesetzt war. Sie fungierte hier als Bassinstrument, gewissermaßen als Gegenstück zu der hell klingenden Cister. Es wurden aber auch Solostücke für dieses Instrument geschrieben.

Ein etwas kleineres Pendant zur Pandora war das Orpheoreon (Orpharion), das sich in Größe und Stimmung unterschied. Es war gleich gestimmt wie die Laute (G c f a d1 g1) und in Tabulatur notiert, wurde aber mit Stahlsaiten gespielt. Eine Eigenart war, dass der Querriegel, die Bünde und der Sattel schräg gestellt waren. Der Vorteil davon war, dass man eine tiefere siebte Basssaite anfügen konnte. [8]

Pandora Video [12]
Orpheoreon Video [13]

 

Vihuela

Dieses Instrument war fast ausschließlich in Spanien und Süditalien von der Mitte bis Ende des 16. Jahrhunderts in hoher Blüte, bevor es von der Gitarre mehr und mehr verdrängt wurde. Es hat acht bis zehn geknüpfte Darmbünde, einen meist flachen Boden, schmale Zargen (etwa die Hälfte einer heutigen Gitarre) und einen nur leicht eingebuchteten Korpus. Die Kopfplatte mit den hinterständigen Wirbeln ist nur schwach nach hinten geneigt und wirkt wie eine Verlängerung des Halses. Die Vihuela verfügt über eine einzelne oder doppelchörige Diskantsaite, die restlichen Chöre sind immer doppelt, wobei die unteren auch in Oktaven gestimmt sein können. Es wurden an einem Querriegel befestigte Darmsaiten verwendet, daher ist eine gewisse Ähnlichkeit des Klanges mit der Laute festzustellen. Wie diese wurde auch die Vihuela als virtuoses Soloinstrument oder als Generalbassinstrument aus Tabulaturen gespielt und war in der höfischen Gesellschaft ein angesehenes Instrument. Im Gegensatz dazu stand die viersaitige doppelchörige Gitarre, die mehr als Volksinstrument angesehen wurde. Da die Vihuela in verschiedenen Größen gebaut wurde, ist die angegebene Stimmung nur als Grundstimmung zu verstehen. [8]

Das nebenstehende Instrument zeigt eine geschnitzte Rosette als Schallloch. Die meisten Instrumente verfügten aber über mehrere, meist fünf kleinere Rosetten, wie bei der zweiten Vihuela aus der Sammlung zu sehen ist, die in den Abmessungen nur wenig von der hier gezeigten abweicht.

Vihuela Video [14]

 

 

Cister

Das ist ein Nachbau nach historischem Vorbild von Paul Hathway, England. Die Cister wurde in Italien im 15. Jahrhundert entwickelt und war im 16. und beginnenden 17. Jahrhundert das bedeutendste Zupfinstrument mit Metallsaiten vor allem in Frankreich, England und den Niederlanden. Der Resonanzkörper ist birnenförmig, die schön verzierte Rosette mit Pergament ausgeschlagen. Die Zargen verjüngen sich vom Halsansatz zur Saitenaufhängung hin von 5 bis auf 2 cm. Der Hals ist  P-förmig ausgebildet, zum Daumen zu liegt der Wulst, zu den Greiffingern hin der flache Teil. Die neun Metallsaiten laufen über einen losen Steg und sind in vier Chören zu 2, 3, 2, 2 Saiten zusammengefasst (siehe Stimmung).

Die Cister wurde einesteils als solistisches Instrument eingesetzt, für das ein umfangreiches Repertoire vorlag. Andererseits fand sie aber auch Verwendung in der Begleitung von Gesang, indem man mit dem Plektrum Akkorde spielte. Wie erwähnt, war sie auch Teil des Broken Consort in England. Andere Formen der Cister waren das Cithrinchen, das die Form einer Glocke und drei Schalllöcher aufwies sowie die english guitar, die wiederum bei der guitarra portuguesa Pate stand. Sie wurde auch in theorbierter Form als Erzcister und auch als ceterone in Anlehnung an die chitarrone, der tiefgestimmten Lautenform gebaut.

In Deutschland hat sich eine Variante der Cister als Waldzither über die Jahrhunderte gehalten. Sie wurde vor allem im Harz und in Thüringen als Harzer Zither und Thüringer Zither gepflegt (siehe Europa Mitte). Auch in der Schweiz gehört die Krienser Halszither zu der Familie der Cistern.

Cister:  Video [15]

Drehleier

Diese Drehleier (Radleier) besitzt einen gitarrenförmigen Resonanzkörper, der ebenso wie die Rad- und Tangentenabdeckung mit Intarsien schön verziert ist. Sie besitzt zwei Melodiesaiten in c, einen kleinen Bordun in f, zwei große Bordune in c und f sowie eine Schnarrsaite in c. Die Wirbelplatte ist mit einem geschnitzten Kopf verziert.

Das Instrument wird mit den Tasten nach unten gehalten und das Rad mit der rechten Hand gedreht. Beim Drücken der Tasten mit der linken Hand werden die Tangenten gegen beide Melodiesaiten gedrückt, verkürzen diese und verändern die Tonhöhe. Die Bordunsaiten klingen dabei als Continuobegleitung weiter. Die Tonerzeugung erfolgt dabei durch das Drehen eines mit Kolophonium bestrichenen Reibrades, das alle Saiten in Schwingung versetzt.

Das erste Instrument dieser Art war als Organistrum [16] bekannt und im frühen 12. Jahrhundert nachgewiesen. Es war das erste mit einer Tastatur ausgestattete Instrument überhaupt und wurde bei seiner beträchtlichen Größe von zwei Personen gespielt. Im 13. Jahrhundert wandelte sie sich zur Symphonia [17], die nur von einer Person bedient wurde. Ab dem 14. Jahrhundert begann der Niedergang des Instruments, das nun als das typische Bettlerinstrument angesehen wurde. An den aristokratischen Höfen des 18. Jahrhunderts erlebte die Drehleier eine kurze Blüte, um dann wieder in Vergessenheit zu geraten, außer im französischen Raum, wo sie sich als Volksmusikinstrument halten konnte. In unserer Zeit hat sie eine gewisse Bedeutung in der Renaissance der mittelalterlichen Musik wiedererlangt.

Drehleier  Video  [18]
Drehleier  Video 2 [ 19]  

 

Psalter

Das nebenstehende Psalterium zeigt die im Mittelalter am weitesten verbreitete Form dieses Instrument, das Trapez. In diesem Fall sind die beiden gegenüberliegenden Seiten geschwungen, so dass eine Form entsteht, die man im Italienischen als "istrumento de porco" bezeichnet, also als Schweinekopf.

Ihren Ursprung haben die Psalterien wohl im arabisch-persischen Kulturraum. Das Qanun, das noch heute eine große Rolle in der arabischen Musik spielt, scheint der Vorläufer unserer mittelalterlichen Psalterien zu sein, die mit den Fingern gezupft oder mit einem Plektrum angerissen wurden, während der persische Santur zu den Vorläufern des Hackbretts gezählt wird, das mit Hämmern angeschlagen wird (siehe Mittlerer Osten). Manchmal geht die Spielweise ineinander über, wenn ein großes Plektrum zum Zupfen benutzt wurde, das man auch zum Schlagen benutzen konnte. Der vermehrte Gebrauch beider Instrumente geht auf die Tatsache zurück, dass ab dem 13. Jahrhundert die Herstellung von Stahl - und Kupfersaiten möglich war, die die vorher gebräuchlichen Darm-, Rosshaar- und Seidensaiten ersetzen konnten.

Die nordeuropäischen Varianten des Psalteriums (z.B. Langleik, Scheitholt, Kantele, Zither) und die osteuropäischen verwandten Instrumente (Kangle, Gusli, Kekle) scheinen schon vor dem Aufkommen der Psalterien im 12. Jahrhundert bekannt gewesen zu sein. Sie werden in der betreffenden regionalen Darstellung dieser Instrumente beschrieben werden.

Nach dem 15. Jahrhundert wurden die gezupften und geschlagenen Psalter durch Tasteninstrumente wie das Cembalo (gezupft) oder das Pianoforte (geschlagen) weitgehend ersetzt. Nur in der Volksmusik konnte sich vor allem das Hackbrett erhalten, wo vor allem in Ungarn das Cimbalom von Schunda zu einem klavierähnlichen Konzertinstrument mit Pedalmechanismus ausgebaut wurde.

Psalterien gab es in verschiedenen Ausführungen bis zu einer beträchtlichen Größe, deswegen lässt sich kaum eine Stimmung angeben. Feststeht, dass die Psalterien des Mittelalters diatonisch ( z.B. in dorisch) gestimmt waren und demnach nur eine Tonreihe wiedergeben konnten, Halbtöne konnten nicht gespielt werden.

Ebenso waren die Formen des Instrumentes sehr verschieden. Neben dem Trapez als Hauptform gab es auch die Form eines durchgeschnittenen Trapezes wie bei meinem "Altpsalter". Weiterhin waren auch Instrumente in Dreiecksform üblich.
Eine Besonderheit bei diesem Instrument ist die Tatsache, dass es auf Grund der besonderen Form sowohl gezupft als auch gestrichen werden kann. Es verfügt auch über einen Steg, der die Schwingungen der Saiten auf den Korpus überträgt.

Eine abgewandelte Dreiecksform zeigt dieser Psalter. Zur Erweiterung des Klangspektrums ist die eine Seite verlängert, die Saiten verlaufen also teilweise außerhalb des Klangkörpers, auch hier erfolgt die Übertragung der Saitenschwingung durch einen aufgesetzten Steg. Die Maße des Instruments sind L = 685, B = 210, H = 25, die Mensur beträgt 595 bis 210, es hat 15 Stahlsaiten. Auf Grund der Bauweise dürfte es sich auch um einen Streichpsalter handeln.


Schweinskopfpsalter Video [20]
Dreieckpsalter Video [21]
Dreieckpsalter gestrichen  Video [28]

 

Bumbass

Dieser Bumbass ist schon eine etwas weiter entwickelte Form des aus der mittelalterlichen Literatur bekannten Instrumentes. Das Instrument besitzt eine sehr dicke Darmsaite, welche am hölzernen Standfuß des Instruments befestigt ist. Sie verläuft über einen beweglichen Steg bis zum Wirbelkasten, der als Menschenkopf geschnitzt ist. Decke und Boden des Resonanzkörpers bestehen aus einer Tierblase (wahrscheinlich vom Schwein), welche über einen hölzernen Rahmen gespannt ist.

Die Vorgänger aus dem Mittelalter bestanden lediglich aus einer Stange, an deren beiden Enden eine Darmsaite befestigt war. Zwischen der Saite und der Stange wurde als Resonator eine Schweine- oder Rinderblase befestigt. Am Kopfende waren meistens Rasseln, Becken oder Schellen befestigt, mit denen man rhythmische Akzente setzen konnte. Die Saite wurde durch einen vielfach gekerbten Holzstab gestrichen; sie erzeugte einen Klang, der an Trommelwirbel erinnerte. Es war im Mittelalter ein typisches Instrument der fahrenden Bettler und soll bis ca. 1900 gebaut worden sein. [20] Unsere heutige Teufelsgeige, ein Spaßinstrument, ist wohl ein Nachfahre dieses Instruments.

 

Lauten

Lauten wurden im Verlaufe des Mittelalters bis in die Mitte des 18. Jahrhunderts als die nobelsten der Zupfinstrumente angesehen. Sie hatten in der Renaissancezeit eine überragende Stellung in der Hausmusik, ihre Blütezeit liegt etwa zwischen 1590 und 1630. Die Fülle der Kompositionen für dieses Instrument wird von keinem anderen in dieser Zeit übertroffen.

Der Vorläufer der europäischen Laute war der Ud, eine noch heute viel gespielte arabische Laute, deren Ursprung wahrscheinlich im Irak liegt, und die im Laufe der Kreuzzüge und der Eroberung Spaniens nach Europa kam. Zum ersten Mal wird das Instrument um 1270 in Frankreich erwähnt. Es hatte vier Doppelchöre, die wie sein arabisches Vorbild in Quarten gestimmt waren und mit einem Federkiel gespielt wurden. Die Laute wurde überwiegend in Ensembles eingesetzt, wo sie meist einstimmige Melodielinien spielte. Gegen Ende des 15. Jahrhunderts kam man mehr und mehr vom Gebrauch des Plektrums ab und ging zur Fingerspielweise über, welche die Voraussetzung für polyphones, solistisches Spiel war. Video [27]

Der Korpus der Laute ist birnenhälftig geformt. Man leimt ihn aus neun bis ca. 50 einzelnen dünnen Holzstreifen in einer muschelförmigen Schale zusammen. Diese Streifen sind manchmal nur 0,8 mm stark und werden auf der Innenseite her mit Pergament-, Papier- oder Leinenstreifen verstärkt. Als Material fanden Bergahorn, Eibe, Zeder und Zypresse Verwendung. Die Decke war aus Tannenholz, welches bis zu 1,6 mm dünn gearbeitet war und mit querliegenden Balken zur Stabilität und Verbesserung der Klangeigenschaften versehen wurde. Das Schallloch wurde als kunstvoll mit Mustern und Arabesken verzierte Rosette ausgeführt.

Die Darmsaiten wurden an einem Querriegel befestigt und verliefen über einem meist geraden oder leicht gewölbten Griffbrett zu einem Wirbelkasten, welcher in fast rechtem Winkel nach hinten abknickt (Knickhalslaute). Die Saiten waren bis auf den höchsten Chor (Chanterelle) doppelchörig angeordnet. Die Zahl der Chöre betrug zunächst sechs, wurde aber später auf bis zu elf und 13 erweitert. Die Mensur lag zwischen 60 und 70 cm. Der Klang der Saiten ist heller als bei der Gitarre, weil die höheren Teiltöne stärker hervortreten, dafür aber nasaler und weniger farbig.

Die Stimmungen der Laute sind schwer anzugeben, weil man nach der Chanterelle, der Diskantsaite, stimmte. Man suchte dort einen möglichst hohen Ton zu erhalten, danach wurden dann die übrigen Chöre eingestimmt. Dies war abhängig vom verwendeten Saitenmaterial oder von der Stimmlage der begleiteten Gesangsstimme. Für eine sechschörige Laute kann eine Standardstimmung angegeben werden, der sogenannte "vieil accord": GG cc ff aa d1d1  g1, der manchmal auch einen Ganzton höher auf a gesetzt wurde. [20]

Der Niedergang des Instruments begann in der zweiten Hälfte des 18. Jahrhunderts. Die Laute wurde von den barocken Tasteninstrumenten, wie dem Hammerklavier, verdrängt, die viel besser das Continuospiel und den neuen Solostil bewältigen konnten. [8]

Klangbeispiel 1 Video [22]
Klangbeispiel 2 Video [23]

 

Theorbe und Chitarrone

Das Bassregister der Laute wurde mit dem Wandel der Musik schon in der Mitte des 16. Jahrhunderts als unbefriedigend empfunden. Wollte man das Instrument um tiefere Töne erweitern, musste man die Saiten dicker oder länger machen. Dem Querschnitt waren Grenzen gesetzt, weil zu dicke Darmsaiten nicht mehr klangen und umsponnene Saiten noch nicht verfügbar waren. So wählte man den Weg über die Verlängerung der Saiten. Theorbe und Chitarrone wurden als Generalbassinstrument entwickelt und bildeten häufig die Alternative zu Orgel und Cembalo.

Die Instrumente besitzen zwei Wirbelkästen: einen, der die Griffsaiten aufnimmt und einen zweiten, der die frei schwingenden Basssaiten trägt, die als Bordune diatonisch abwärts führen. Die größeren Bundabstände erlauben keine schnelle Fingertechnik und raschen Lagenwechsel, wie sie beim solistischen Spiel erforderlich sind. Trotzdem ist eine ganze Reihe von Solostücken für diese Instrumente geschrieben worden.Wegen der Saitenlänge war es auch notwendig, den obersten oder die zwei obersten Chöre eine Oktave tiefer zu stimmen, weil andernfalls die Saitenspannung zu groß geworden wäre. Bei den beiden Instrumenten fehlen also die hellen Diskanttöne. Notiert wurden beide in Tabulatur.

Theorbe

Die Theorbe wurde als erstes entwickelt, sie wird erstmals Mitte des 16. Jahrhunderts in Italien erwähnt. Sie hatte gewöhnlich sechs bis acht Griffsaiten oder -chöre sowie acht frei schwingende Bässe. Die Wirbelkästen sind nicht mehr geknickt wie bei der Laute, sondern liegen in der gleichen Ebene wie das Griffbrett.

Eine Sonderform stellt die "theorbierte Laute" dar. Bei diesem Instrument finden wir die Grundstimmung einer Laute und den doppelten Wirbelkasten der Theorbe für die Aufnahme der zusätzlichen Basssaiten.

Tonbeispiel Video  [24]

Chitarrone

Die Chitarrone hat ihren Ursprung ebenfalls in Italien, wo sie in der zweiten Hälfte des 16. Jahrhunderts zu finden ist. Typisch für sie sind die drei Rosetten, die man allerdings auch bei manchen großen Lauten finden kann. Meistens hat sie sechs doppelte Chöre, bei denen Metall oder Darmsaiten gleichermaßen Verwendung finden können. Die sechs Bordunsaiten waren früher meist aus Metall.

Das Instrument aus meiner Sammlung wurde beim Early Music Shop gebaut. Es basiert auf einem Original von Beuchenberg und wurde unter Mitwirkung des Lautenisten David Parsons hergestellt. Der Korpus besteht aus hellen und dunklen Palisanderstreifen, das Griffbrett ist ebenfalls aus Palisander. Die Decke ist massive Fichte, die drei Rosetten handgeschnitzt. Das Instrument hat sechs einzelne Griffsaiten und acht frei schwingende Bordune.

Tonbeispiel  [25]

Tonbeispiel 2 [26]

Lauten im 20. Jahrhundert

In den Jahren von ca. 1900 bis etwa zum Zweiten Weltkrieg erlebte die Laute noch einmal in veränderter Bauweise eine Renaissance. Die Jugendlichen dieser Zeit wandten sich in einer Phase fortschreitender Industrialisierung und Rationalisierung gegen die preußisch - aristokratischen Ideale von Treue und Gehorsam gegenüber Kaiser und Reich, gegen die Bevormundung von Elternhaus und Schule. Sie wollten sich aus den Zwängen des schulischen und gesellschaftlichen Lebens lösen und ihren eigenen Weg in der freien Natur gehen auf der Suche nach individueller Freiheit und Streben nach Glück. So wurde 1901 die Wandervogelbewegung ins Leben gerufen, deren Mitglieder, angeregt durch die Ideale der Romantik, eine verklärte Rückbesinnung auf die ursprüngliche Volkskultur pflegten. Zu diesen althergebrachten Kulturelementen zählte man vor allem die Wiederentdeckung des umfangreichen Volksliedgutes. Als Vorbilder wurden die fahrenden Scholaren des Mittelalters betrachtet. Diese Ideen wurden damals rasch aufgenommen und verbreiteten sich über den gesamten deutschen Sprachraum.

So erschien 1909 eines der am weitesten verbreiteten Volksliederbücher, der "Zupfgeigenhansel". Zur Begleitung der Lieder wurden, wie der Name des Buches schon andeutet, häufig Zupfinstrumente eingesetzt und zwar die Laute, die Gitarre und die Mandoline. Da es sich fast ausschließlich um Laienmusiker handelte, wurde ein einfaches Lauteninstrument gebaut, das als Gitarrenlaute oder auch als Bastardlaute bezeichnet wird. Sie hat einen lautenförmigen Korpus, die Besaitung entsprach der der Gitarre. Verwendung fand dieses Instrument überwiegend als akkordische Begleitung zum Gesang.

Das nebenstehende Instrument, eine Gitarrenlaute, hat einen gewölbten, aus mehreren Spänen zusammengesetzten Korpus. Die Saiten sind an einem verzierten Querriegel befestigtund enden in einem leicht zurückgeneigten Wirbelkasten mit Gitarrenmechanik. Die Bünde des Griffbretts sind leicht gekehlt und setzen sich als aufgeleimte Stäbe auf der Decke  fort. Die Rosette ist aus der Fichtendecke fein herausgearbeitet.

Tonbeispiel Wandervogel [41]

 

Basslaute

Ähnlich wie bei der theorbierten Laute des Mittelalters brauchte man auch beim gemeinsamen Zusammenspiel (z.B. in den Gruppierungen der Wandervogelbewegung) ein Bassfundament. Dazu diente die Basslaute oder Erzlaute. Man fügte an eine Gitarrlaute einen zweiten Wirbelkasten an, der die Bordunsaiten aufnahm, in unserem Fall also vier.

Eine Besonderheit dieses Instruments besteht in der Art der hölzernen Wirbel. Um ein Verstimmen während des Spiels weitgehend auszuschließen, besitzen sie im Wirbel selbst noch einmal eine Feststellmechanik, die das Verdrehen der Wirbel ausschließt.

Leider wurde bei diesem zweiten Instrument der Steg verändert, so dass trotz vorhandenem Wirbelkasten keine Basssaiten aufgezogen werden können.

Tonbeispiel Bass-Gitarrenlaute [28A]

 

Gambe

Die Familie der Gamben (Bass-,Tenor- und Diskantgambe) war eine wichtige Streichinstrumentgruppe in der Renaissance und Barockzeit. Wie die meisten Streichinstrumente entwickelte sich die Gambe aus einem Zupfinstrument, auf das man die Streichtechnik übertrug. Die Ähnlichkeit in der Bauweise und die Notierung in Tabulatur lassen darauf schließen. Dies geschah wohl in Spanien in der zweiten Hälfte des 15. Jahrhunderts. Vorläufer war wahrscheinlich die Vihuela. Gebaut und gespielt wurde die Gambe jedoch zunächst in Italien, von wo sie sich rasch über Europa verbreitete. Um 1540 wird in England bereits ein Gambenconsort erwähnt, eine kammermusikalische Formation, die aus je zwei Bass-, Tenor- und Diskantgamben bestand. Nach 1600 wurden Bauform und Stimmung des Instruments standardisiert.

Nach Munrow [8] sind folgende Merkmale für die Gamben typisch:

Sie hat sechs Saiten, die in Quarten gestimmt sind mit einer Terz in der Mitte, einen langen Saitenhalter, ein breites Griffbrett mit meist sieben Bünden, die aus Darm geknüpft sind, hohe Zargen, mehrere Querbalken im Korpus und C-förmige Schalllöcher. Das verwendete Holz ist durchweg dünner, die Saiten sind leichter, länger und von geringerer Spannung als bei der Violine.

Alle Gamben werden im Sitzen gespielt, wobei das Instrument vertikal auf oder zwischen den Knieen gehalten wird. Daher kommt auch die Bezeichnung Viola da Gamba (Beinviola), die man ihr gegeben hat. Auch die Bogenhaltung unterscheidet die Gambe von der Violinfamilie. Diese wird im Obergriff gespielt, die Gambe aber im Untergriff (wie heute der Kontrabass). Die Finger werden teilweise zwischen die Rosshaarbespannung und die Bogenstange geschoben; diese Haltung erlaubt, die Spannung des Bogens zu variieren, wie man es auch bei verschiedenen ethnischen Streichinstrumenten findet (z.B. Kemancheh). Die Innenkrümmung des Bogens war noch nicht bekannt.

Es werden von verschiedenen Autoren des Mittelalters unterschiedliche Stimmungsvarianten angegeben. Die am wahrscheinlichsten verwendeten sind für die Tenorgambe: G c f a d1 g1 und für die Diskantgambe: d g c1 e1 a1 d2.

Der Klang der Gambe ist leise, nasal und weich, sie eignet sich deshalb gut für das häusliche Musizieren, weil auch die Bünde für Laien ein sauberes Spiel erlauben. Darüber hinaus war sie ein wichtiger Träger der Polyphonie in der Renaissancezeit im Gambenconsort Englands. [8]

 

Tenorgambe (?)

Das untenstehende Instrument ist nach den Maßangaben, die in dem Artikel in Wikipedia [30] gemacht werden eine lyra viol mit einer Korpuslänge von ca. 57 cm und einer Mensur von 58 cm. Da diese Instrumente selten sind, gehe ich davon aus, dass es sich um eine etwas größere Tenorgambe handeln könnte, die in der Korpusform den Fideln von Harlan ähnelt. Tenorgamben haben nach obiger Darstellung normalerweise eine Korpuslänge bis zu 53 cm und eine Mensur bis 52 cm.

Sie hat sieben geknüpfte Bünde, sechs Saiten und verfügt über die oben angeführten Merkmale. Leider fehlen bisher der Steg und die Besaitung, um sie spielfertig zu machen.

Tonbeispiel 1  Video [29]
Tonbeispiel 2  Video  [31]

 

Diskantgambe (?)

Bei diesem Instrument handelt es sich nach Größe und Besaitung wohl um eine Diskantgambe, die wahrscheinlich in der Zeit der Jugendmusikbewegung im ersten Drittel des letzten Jahrhunderts entstand

Saitenaufhängung, C-förmige Schalllöcher, die Korpuslänge von 49 cm, die Mensur und sieben geknüpfte Bünde sprechen für eine Diskantgambe. Der trapezkastenartige Korpus und die obenständigen Stimmwirbel dagegen konnte ich bei den alten Vorbildern nicht finden.

Tonbeispiel histor. Diskantgambe  Video   [32]

Gemshorn

Beim Gemshorn handelt es sich um eine mittelalterliche, gedackte Schnabelflöte, die im 15. und 16. Jahrhundert ihre größte Verbreitung hatte. Wie der Name schon sagt, wurden die Instrumente ursprünglich aus dem Horn der Gemse, später auch von anderen horntragenden Tieren gefertigt. Heute ist auch die Verwendung geeigneter Kunststoffe üblich. Virdung erwähnt das Instrument 1511, in Schottland taucht es 1549 das erste Mal in der Literatur auf. Ab etwa 1450 wird der Klang des Gemshorns auch als Register im Orgelbau imitiert. Bei Virdung hatte das Instrument drei Grifflöcher und ein Daumenloch. Das einzig erhaltene Modell aus dem Mittelalter hatte sechs Löcher und wies kein Daumenloch auf. Der Tonumfang betrug ungefähr eine Oktave. Das Gemshorn scheint rasch außer Mode gekommen zu sein, bei Prätorius wird es 1619 im Syntagma Musicum nicht mehr erwähnt.
Bei der Herstellung wird z.B. aus einem hohlen Kuhhorn, wie bei nebenstehendem Beispiel ersichtlich, am breiteren Ende das Labium eingeschnitten. Das spitze Ende des Horns bleibt unverändert. In die breite Öffnung ist hier ein schnabelförmiges Mundstück eingefasst, das einen Windkanal freilässt, durch den der Luftstrom auf das Labium geleitet wird. In die Oberseite sind fünf Löcher unterschiedlicher Größe eingebohrt. Für das Mittelalter gibt es keinen Beleg dafür, dass eine Instrumentenfamilie mit verschiedenen Stimmlagen existiert hat und welche Tonarten gespielt werden konnten.
Im Zuge der neuen Aufführungspraxis möglichst originaler Alter Musik ab etwa der 1960er Jahre, kam auch das Gemshorn wieder in Mode. Heute sind Instrumente in mehreren Stimmlagen von Diskant bis Bass gebräuchlich. Sie besitzen meist eine chromatische Skala mit dem Tonumfang einer None oder einer kleinen Dezime. Die Griffweise ist der einer Tin whistle oder einer Blockflöte angeglichen. Sie erlaubt die bequemere Wiedergabe tiefer Blockflötenpartien, für die man weit größere Blockflöten (z.B. Großbass) einsetzen müsste. Zusammen mit ihrer attraktiven Tonqualität ist sie in der Wiedergabe Alter Musik heute vielleicht weiter verbreitet als zu ihrer Blütezeit im Mittelalter. [607, Kap. Gemshorn] [32D]


Video Gemshorn [32A]
Video Gemshorn Trio [32B]
Video Gemshorn Dudelsack [32C]

 

Cister 2

Dieses Instrument wurde von dem Gambenspezialisten und Lautenbauer Heyno Herbst aus Bad Harzburg für den Leiter des Musikinstrumentenmuseums Goslar, Herrn Erdmann, angefertigt. Von diesem habe ich es vor ca. 15 Jahren erworben. Es besitzt einen flachen, aus zwei Hälften zusammengesetzten Boden (wahrscheinlich Ahorn) und eine leicht gewölbte Decke. In ihr befindet sich ein rundes, relativ kleines Schallloch, in welches eine aus ineinandergreifenden Ringen bestehende geschnitzte Rosette eingesetzt ist. Das Instrument verfügt über elf seitenständige Holzwirbel, die in einem leicht nach hinten geschweiften, durchbrochenen Wirbelkasten sitzen. In das Griffbrett sind 15 feste Metallbünde eingelassen. Die Saiten verlaufen über einen beweglichen Steg und sind an der Zarge unterständig befestigt. Auffallendes Merkmal ist die mehrfach geschwungene Form des Korpus mit der 6 cm dicken Zarge aus einem Wurzelholzfurnier. Nach Aussage von Herrn Herbst hat er damals für das Museum in Goslar mehrere Instrumente nach Vorlagen von Herrn Erdmann gebaut, unter anderem auch diese Cister. Allerdings ist die verwendete Vorlage nicht mehr bekannt.
Der weitaus größte Teil der bekannten Cistern hat einen tropfen- oder birnenförmigen Korpusumriss wie das weiter oben abgebildete Instrument von Paul Hathway. Bei dem hier abgebildeten Instrument handelt es sich um den Nachbau einer selteneren Cisternart mit einer mehrfach geschwungenen Form, die weitaus weniger gebaut wurde und anscheinend vor allem für Erzcistern üblich war. Drei Beispiele sollen hier erwähnt werden. Zum ersten eine theorbierte Cister, eine nordländische Arbeit wohl vom Anfang des 17. Jahrhunderts. Sie besitzt vier doppelchörige Spielsaiten und acht frei schwingende Bässe. [30A] Im Museum of fine arts in Boston befindet sich ebenfalls eine Erzcister (arch - cittern), die 1757 in London von Remerus Liessem gebaut wurde. Sie besitzt, wie das hier abgebildete Instrument, eine Einzel- und fünf Doppelsaiten (sowie fünf freie Basssaiten). [30B] Eine Cister aus Urbino, Italien, aus dem Jahr 1540 findet sich im National Music Museum an der Universität von South Dakota. Sie ist mehrfach stark tailliert mit herabfallenden Schultern und besitzt sechs Doppelchöre [30C]. Auch heute werden noch ähnliche Instrumente gebaut wie in dem nachfolgenden Video zu sehen ist (Video Cister modern [30D]).

 

Lyraharfe

Dieses interessante Instrument wurde von dem Verkäufer in England als Lyraharfe bezeichnet. Über das Alter ist nichts bekannt, es scheint nach der Bauweise aber schon recht alt zu sein. Es handelt sich um eine Leierform mit einem trapezförmigen Kasten als Resonator, in dessen Decke drei Schallöffnungen ausgeschnitten sind. Aus dem Korpus treten zwei Jocharme aus, die in der Mitte durch ein festes Querholz stabilisiert werden. Die 13 Saiten sind am unteren Ende des Korpus an einem schmalen Querriegel befestigt. Sie verlaufen über zwei Stege, die in geringem Abstand parallel auf der Decke aufgesetzt sind. Am Ende der seitlichen Jocharme befindet sich ein Joch, an dem die Saiten befestigt sind. Dieser Saitenhalter ist beweglich und kann mit Hilfe eines Knebels aus Metall gedreht werden. Auf diese Weise lässt sich die Tonhöhe beliebig verändern.