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Institut für Musikforschung

Teilsammlung Fritz Degel: Asien Ost

China

Die chinesische Musik zählt zusammen mit der des Alten Ägypten zu den ältesten Traditionen dieser Art in der Welt. Den alten Überlieferungen nach schickte der vordynastische Kaiser Huangdi (Ca 2700 - 2600 v. Chr.) Ling Lun, einen seiner Hofbeamten aus, um das Tonsystem zu ordnen. Dieser schnitt nach den Tönen eines männlichen und eines weiblichen Phönix Bambuspfeifen zurecht, deren Töne die Grundlage des chinesischen Tonsystems bilden sollten. Der Grundton wurde als "Gelbe Glocke" (Huang zhong) bezeichnet, von ihm ausgehend wurden dann die einzelnen Skalen gebildet. Die meisten Melodien basieren auf einer halbtonlosen pentatonischen Reihe, die später  zu einer heptatonischen Tonleiter erweitert wurde.

Das älteste bisher gefundene Instrument ist eine ca  8000 Jahre  Knochenflöte mit sieben Grifflöchern. Andere Zeugnisse reichen bis zur Shang-Dynastie (16. - 11. Jahrhundert v. Chr.) und zur westlichen Zhou - Dynystie (1122 - 256 v. Chr.) zurück. Untersuchungen noch spielbarer Instrumente, wie z.B. vollkommen erhaltener Steinspiele (Lithophone) belegen, dass in der Spätzeit der Shang - Dynastie ( 1500 - 1050 v. Chr.) bereits eine Materialtonleiter vorlag sowie komplizierte Stimmverfahren bekannt gewesen sein müssen. [111, S. 11] Zwischen 1000 und 600 v. Chr. entstand das Shijing, eine Sammlung alter Volkslieder. Die 305 Lieder wurden wahrscheinlich von Konfuzius (551 - 479 v. Chr.) aus über 3000 Musikstücken nach erzieherischen Gesichtspunkten neu zusammengestellt. Musik sollte der sittlichen Vervollkommnung des Menschen sowie der Besänftigung seiner Leidenschaften dienen und zu einer  kosmischer Harmonie führen. Das älteste erhaltene Lied youlan (Einsame Orchidee) wird ihm ebenfalls zugeschrieben.[111, S. 14]

Zu den Musikinstrumenten chinesischen Ursprungs zu ursprünglich kultischen Zwecken kam aus Zentralasien eine Reihe von Zithern und gezupften und gestrichenen Lauten, die das Instrumentarium vor allem zur Tangzeit ergänzten. Bis auf den heutigen Tag haben sie sich fast unverändert erhalten. Traditionell schon seit der Zhou - Periode werden  die Instrumente in die "acht Klänge" ( bayin ) unterteilt. Unterscheidungsmerkmal ist dabei das zur Herstellung verwendete Material:

1) Seide (si)  Dazu zählen alle Saiteninstrumente sowohl die  gezupften (z.B. Guqin,Pipa, Zheng) als auch die gestrichenen ( z.B. Erhu) und die geschlagenen (z.B. Yangqin)
2) Bambus (zhu) Es dient zur Herstellung von Blasinstrumenten wie Dizi oder Xiao
3) Holz (mu) Wird zur Herstellung von idiophonen Schlaginstrumenten verwendet, z.B. Holzblock muyu
4) Stein (dan) Daraus werden Lithophone hergestellt wie das Steinplattenspiel bianqing
5) Metall (jin) Glockenspiele bianzhong und Gongs sind daraus gemacht
6) Ton (tu) Die Okarina xun wird seit der Shang - Periode gespielt
7) Kürbis (pao) Zu dieser Gruppe zählen die verschiedenen Mundorgeln, z.B. sheng, hulusi
8) Tierhaut (Leder) (ge) Daraus macht man eine Vielzahl von Trommeln unterschiedlicher Form und Größe, die zu allen möglichen Gelegenheiten gespielt werden.
Neben den im bayin erfassten Instrumenten werden auch solche aus Knochen (Flöte gudi) und Horn (Muschelhorn  und Kuhhorn) gespielt.

Guqin

Das wichtigste und angesehenste Instrument der klassischen chinesischen Musik ist die guqin (altes Qin). In ihrer etwa 3000 Jahre währenden Geschichte hat sie sich in Aussehen und Spielweise kaum verändert. Sie setzt sich aus einem konischen, flachen, länglichen  Kasten mit einem flachen Boden und einer gewölbten Decke zusammen, die die Verbindung von Himmel und Erde symbolisieren. Sieben geflochtene Seidensaiten bestehen aus einer kosmisch bestimmten Zahl einzelner Fäden ( heute meist Nylonfäden) und verlaufen ohne die bei Wölbbrettzithern sonst üblichen Stege direkt über dem Griffbrett. An dessen Außenkante befinden sich 13 Griffmarken meist aus Perlmutt. Viele Namen der Instrumententeile beziehen sich auf die glückbringenden mythischen Fabelwesen Drache und Phönix, und die gegebenen Abmessungen des Instruments stimmen mit in der Kosmologie verwendeten Zahlen überein, wie die für die Tage des Jahres, der Jahreszeiten, der Harmonieprinzipien und Himmelsrichtungen.

Ursprünglich in der Kultmusik verwendet, entwickelte sie sich zu einem Soloinstrument angesehener Mitglieder der gebildeten und gelehrten Klasse. Sie war ein Emblem ihres besonderen Standes, zusammen mit anderen adeligen Tätigkeiten wie das Schreiben von Prosagedichten, die Kalligraphie und das Weintrinken. Man entwickelte einschränkende Regeln für passende Gelegenheiten und den richtigen Rahmen für das Qin - Spiel als auch für den Personenkreis vor dem man spielte und wer als Schüler aufgenommen werden durfte. Die Qin ist ein sehr persönliches und nach innen gewandtes Instrument. Ihr geringes Klangvolumen und ihre subtile Klangfarbe, die konzentriertes Hören und Sensibilität verlangen, fördern meditative Reflexion und innere Freude eher als sie sich für populären Geschmack und Aufführung eignen.

Gespielt wird heute nach jian zi pu, einer Schriftzeichentabulatur, sie hat über 100 allgemein verwendete Zeichen, davon allein 60 für die linke Hand. Die einzelnen Charaktere (Zeichen) der Notenschrift bezeichnen den zu verwendenden linken Finger und seine Griffposition durch Nummern von 1 - 13. Andere Zeichen bezeichnen die zu spielende Saite, dann den Finger der rechten Hand, die genaue Zupftechnik ( z. B. nach außen stoßen, nach innen ziehen ) sowie zusätzliche Techniken der linken Hand wie Vibrato und Portamento. Weitere kleinere zusätzliche Zeichen geben weitere Verzierungen, Glissandi, Phrasierungen, Unterteilungen und suggestive Dauer- und Aufführungshinweise.[112, S. 3 - 10]

Video Guqin [113]

Sanxian

Das sanxian (san = 3, xian = Saite) ist eine bundlose Langhalslaute, die in zwei verschiedenen Größen gebaut wird: die im Norden des Landes übliche misst um 120 cm und ist meist G d g  gestimmt. Die im Süden übliche Form misst 95 - 100 cm mit den Leersaiten  A d a. Zum Bau benutzt man meist Padauk oder rotes Sandelholz, der relativ kleine ovale Resonanzkörper ist beidseitig mit Schlangenhaut bespannt. Angeschlagen wird die Sanxian mit einem harten Plektrum, früher meist aus Tierhorn. Seltener ist die Spielweise mit Fingernägeln, die nur im solistischen Spiel gebräuchlich ist, um mehrere Töne gleichzeitig zum Klingen zu bringen. Die Saiten waren früher  üblicherweise aus Seide, heute findet meist Stahl Verwendung.

Erwähnt wird das Instrument in chinesischen Quellen der mongolisch dominierten Yuanzeit im frühen 14.Jahrhundert, nach neueren Forschungen wurden ähnliche Instrumente aber schon mindestens 200 Jahre früher verwendet. Sie gehen alle auf Lautentypen des arabischen und zentralasiatischen Raumes zurück, als Vorläufer des Sanxian kann der persische Tanbur oder die Setar angenommen werden.[ 114, S.51/52] Andererseits war das Sanxian der direkte Vorläufer des japanischen Shamisen. Das Sanxian hat einen Tonumfang im Süden von zweieinhalb und im Norden von drei Oktaven. Der Klang ist trocken und kräftig und kann mit einem Banjo verglichen werden. Das bundlose Griffbrett erlaubt eine Vielzahl von Techniken, vor allem Glissandi. Es wird als Begleitinstrument in Orchestern und kleineren Ensembles verwendet, es wird aber auch als Soloinstrument eingesetzt. Im Vergleich zu Pipa und Guzheng ist die Bedeutung im Abnehmen begriffen.

Video Sanxian [115]

Liuquin

Das liuqin ist eine Kurzhalslaute, die von ihrem Aussehen her sehr stark der etwas größeren Pipa ähnelt. Sie besitzt einen aus einem Stück gefertigten birnenförmigen, lackierten  Resonanzkörper mit zwei kleinen Schalllöchern in der hölzernen Decke, die sich auch über den kurzen Hals erstreckt. Hier aufgeleimt sind 23 hölzerne Bundstäbe deren hoher Abstand zum Griffbrett viele klangliche Effekte ermöglicht.

Im Normalfall besitzt das Liuqin wie die Pipa 4 Saiten,die früher aus Seide waren, heute aber fast immer aus Metall bestehen. Sie werden an vier großen seitenständigen Holzwirbeln im durchbrochenen rückwärts gebogenen Wirbelkasten befestigt. Im Unterschied zu ihrer größeren Schwester wird das Liuqin mit einem Plektrum gespielt, ihr Klang erinnert etwas an eine Mandoline mit ihrem obertonreichen durchdringenden Ton.  Ähnlich wie hier ist auch die diagonale Spielhaltung und die linke Greifhand mit dem Daumen hinter dem Hals. Das Liuqin ist in fast allen Musikformen verbreitet und tritt häufig als Soloinstrument hervor. Die Stimmung wird mit G D g d angegeben.
Im Jahr 1958 wurde von der Wan Huiran Musical Factory eine dreisaitige Liuqin vorgestellt, die rechts dargestellt ist.

Video1 Liuqin [116]
Video2 Liuqin [117]

Guzheng

Das guzheng ( das alte Zheng ) blickt auf eine 2500 jährige Geschichte zurück, es entstand während der Qin - Dynastie (897 - 221 v.Chr.) und geht wahrscheinlich auf die ältere Se -Zither zurück, welche in der Zeremonialmusik der Frühzeit eine große Rolle spielte. Im 1.Jahrhundert n.Chr. wird sie als gezupfte halbröhrenförmige hölzerne Zither mit beweglichen Stegen und zwölf Saiten aus Seide beschrieben. Seit dieser Zeit war sie mannigfachen Veränderungen unterworfen, insbesondere die Anzahl der Saiten und damit der Tonumfang wurden erheblich erweitert: heutige Instrumente verfügen über bis zu 25 - 26 Saiten, Standardinstrumente über 21. Das auch einfach Zheng genannte Instrument spielte in der Hof- und Volksmusik eine tragende Rolle und ist auch heute noch eines der wichtigsten Instrumente Chinas, das nicht nur in der klassischen Musik, sondern auch in der Volksmusik und in moderneren Musikstilen als Solo- und Begleitinstrument geschätzt ist. Die Saite wird durch Einzelstege yan zhu  (Fuß der Wildgans) unterteilt,deren Verschiebung es ermöglicht, alle Tonarten wiederzugeben.

Zum Spielen werden meistens vier Plektren auf die Finger der rechten Hand aufgesteckt, sie zupfen die Saiten rechts von den Stegen und erlauben auch Tremolo und Arpeggien. Die linke Hand dient der Formung des Tons durch verschieden starkes Niederdrücken der Saiten für subtile Tonhöhenänderungen und Vibrati wie sie für die chinesische Musikpraxis charakteristisch sind.
Das Guzheng wurde in verschiedenen Ländern übernommen, z.B. in Vietnam als Dan Thran oder als Koto mit 13 Saiten in Japan.

Video1 Guzheng [118]
Video2 Guzheng [119]

Pipa

Der Name pipa soll von der Spielweise des Instruments hergeleitet sein: pi = vorwärts schlagen, pa = rückwärts schlagen. Unzweifelhaft westasiatischen Ursprungs war sie im 2. Jahrhundert n.Chr. bereits in China bekannt. Von der Qin bis zur Tangzeit verstand man aber unter dem Begriff Pipa verschiedene Zupfinstrumente: die Qin Pipa, das Ruanxian, das Wuxian und das Quxian (Pipa mit gebogenem Hals). Letztere ist der direkte Vorläufer der heutigen Pipa, sie kam von Persien, wo es ähnliche Instrumente gab (z.B. Barbat), entlang der Seidenstraße.[120] Sie hatte einen birnenförmigen, aus einem Stück Holz (oft Teak) gefertigten, relativ dickwandigen Korpus, der zu einem wenig voluminösen Klang und einem schärferen Timbre führt. Sie verfügte über einen gebogenen Hals, vier Saiten und vier Bünde. Sie wurde horizontal gehalten und mit einem Plektrum gespielt. Sie war in der Sui- und vor allem der Tangdynastie hauptsächlich als Ensembleinstrument zur Begleitung von Gesang und Tanz unterhaltenden Charakters bei Hofe eingesetzt. Im Balladengesang tanci ist sie bis heute gebräuchlich. Auch gab es schon früh Sololiteratur für die Pipa.[75, S. 111]

Im Laufe der Jahrhunderte war sie weitreichenden Veränderungen unterworfen. Die Anzahl der Bünde wurde durch aufgeleimte Stäbe auf bis zu 32 erhöht und der Tonumfang erheblich erweitert. Sie wird heute senkrecht gehalten und mit Plektren gespielt, die auf alle Finger der rechten Hand gesteckt werden. Alle diese technischen Aspekte verleihen dem Spieler die Möglichkeit von Glissandos, Tremolos, Arpeggios und akkordischem Spiel. [120] Seit dem 19.Jahrhundert entwickelte sich das solistische Pipaspiel zu einer hochvirtuosen Konzertmusik. Meist sind nur die groben Umrisse der Musik vorgegeben. Es bleibt der Phantasie und Kreativität des Interpreten überlassen, eine konkrete Ausgestaltung in rhythmischer und melodisch-ornamentaler Hinsicht vorzunehmen, welche als jihua ("Hinzufügen von Blumen") bezeichnet wird.[75, S. 112]

Video1 Pipa [121]
Video2 Pipa [122]

Ruan

Wie schon im Kapitel über die Pipa erwähnt, gab es verschiedene Pipaarten, so auch die qin pipa, Diese scheint sich wiederum aus der xiantao entwickelt zu haben, einem Instrument, das von Arbeitern beim Bau der Großen Mauer gespielt wurde, indem sie Saiten über das Fell runder Trommeln spannten. Die Qin Pipa hatte einen langen, geraden Hals und einen runden Resonanzkörper.
Der gegenwärtige Name erscheint etwa im 8. Jahrhundert n.Chr. Ruan Xian, einer der "Sieben Weisen aus dem Bambuswald" war ein Meister im Spiel der Qin Pipa, nach ihm wurde das Instrument dann ruanxian oder einfach nur ruan genannt.

Bei der heutigen Form wird bei wertvolleren Instrumenten meist Palisander oder Rotes Sandelholz verwendet. Die vier Saiten waren früher aus Seide, heute bestehen sie meist aus umsponnenen Stahlsaiten. Vier seitenständige Wirbel aus Holz dienen zur Befestigung und zum Stimmen der Saiten. Auf der runden Decke befinden sich zwei kleine Schalllöcher, die manchmal verziert sind. Auf ihr aufgeleimt ist ein Teil der meist 24 Bünde (Zhong Ruan), die restlichen sind auf den Hals aufgesetzt.
Diese waren früher manchmal aus Elfenbein,sie sind meistens relativ hoch und erlauben durch verschieden starken Druck typische Tonhöhenmanipulationen. Man unterscheidet verschiedene Baugrößen von Sopran bis Kontrabass. Das Ruan findet im chinesischen Opernorchester und in Volksmusikorchestern Verwendung, es gibt auch reine Ruanorchester, die sich aus verschiedenen Ruantypen zusammensetzen.

Das da ruan ist ein Bassinstrument aus dieser Familie. Das hier abgebildete Instrument ist sehr einfach gebaut, dies betrifft vor allem die Bünde. Sie bestehen aus Rundholzstäbchen, die auf das Griffbrett aufgeleimt sind. Dieses ragt ein gutes Stück über die Decke hinaus, ähnlich wie bei unserer Geige oder dem Kontrabass. Der sichelförmige Wirbelkasten mit den 4 markanten, geriffelten Holzwirbeln schwingt nach hinten und läuft in einer schön geschnitzten Stirnplatte aus. Bei dem Instrument fehlen der Steg und die 4 Saiten, diese sind bestellt. Wahrscheinlich befanden sich auch in den beiden runden Schalllöchern Verzierungen, die nicht mehr vorhanden sind. Der Boden und die kreisrunde Decke mit einer Stärke von 6 mm sind flach und scheinen aus demselben hellen Holz zu bestehen. Die  Zarge scheint aus einem anderen Holz gefertigt zu sein, sie verbindet beide Teile miteinander.

In meiner Sammlung befindet sich noch eine zweite Bassruan, die ich von einem Musikhaus in Norddeutschland erworben habe. Es handelt sich um ein ungespieltes Ausstellungsinstrument etwa der gleichen Größe. Allerdings ist ihr Erhaltungszustand wesentlich besser, vor allem verfügt sie über die klassischen hochstehenden Bünde, die eine weitgehende Tonmanipulation zulassen. Leider ist sie im Augenblick nicht zugänglich.

Video1 Ruan [123]
Video2 Ruan [124]

Yueqin

Diese Kurzhalslaute wird nach ihrer Form auch als Mondlaute oder Mondgitarre bezeichnet. Ihre Herkunft ist nicht ganz klar, manchmal wird sie als Abwandlung des Ruan angesehen, andererseits soll sie auf eine chinesische autochthone Langhalslaute zurückgehen. Gesichert ist ihr Vorkommen in der Jingzeit ( 265 - 420 n.Chr. ) Das yueqin besitzt einen flachen runden Klangkörper und vier Saiten, die von einem auf die Decke gesetzten Saitenhalter ohne Steg zum Wirbelkasten führen, in den die vier großen seitenständigen Wirbel eingeführt sind. Das Instrument besitzt in der Regel 10 - 12 relativ hohe Bünde, modernere Instrumente oft mehr. Die vier Saiten sind im Abstand einer Quinte paarweise gleich gestimmt, meist auf d und a. Manchmal wird ein Metallplättchen im Korpus angebracht,welches als zusätzlicher Resonator wirken soll. Das Yueqin hat vor allem in der populären Musik der regionalen Traditionen seinen Platz, spielt aber auch in der Volksoper jingxin, der Pekingoper sowie als Soloinstrument eine große Rolle. [ 75, S. 113/14]

Video Yueqin [125]

Qinqin

Als qinqin bezeichnet man zwei- oder dreisaitige Langhalslauten, deren Resonanzkörper rund sind, beziehungsweise gerundete  sechs- oder achteckige Formen aufweisen. Populär sind sie vor allem im südlichen China in Guangdong, Hongkong und Macau. Sie finden hauptsächlich in der volkstümlichen Musik Verwendung.

Es lassen sich nach den verwendeten Bünden zwei Arten unterscheiden. Die eine besitzt hochgestellte Bünde, die die chinesische Tongebung begünstigt und die andere hat ins Griffbrett eingelassene flachere Bundstäbe aus Metall (ähnlich wie die Gitarre). Unterschiede bestehen auch in dem verwendeten Material für die Decke des Resonators. Das linke Modell besitzt im runden Schallkörper einen Felleinsatz ähnlich einem Banjo, dessen Klang es auch imitiert.Die restliche Decke ist ornamental als Schallöffnungen ausgestochen. Das rechte Instrument hat einen aufgesetzten Querriegel als Saitenhalter, der auf einer durchgehenden Holzdecke ohne Schallloch angebracht ist. Man bezeichnet diese geschwungene, an eine Blüte erinnernde Form als meihuaqin, was als Pflaumenblütenlaute übersetzt werden könnte. Die Saiten sind heute aus Stahl und werden mit einem Plektrum angerissen.

Video Qinqin [126]

Yehu?

Das nebenstehende Instrument ist sehr einfach aufgebaut. Der Resonator besteht aus einer halbierten Kokosnuss über der eine Decke aus Holz angebracht ist. Aus dieser sind zwei relativ große Schalllöcher ausgeschnitten
Zwei Saiten, die unterständig befestigt sind, verlaufen über einem langen Griffbrett, auf dem hölzerne Stege stehen, zu einem durchbrochenen Wirbelkasten. Hier können sie an zwei hölzernen, violinartigen Wirbeln gestimmt werden. Es ist schwierig, dieses Instrument zu bestimmen. Nach Reinisch [111] gibt es mehrere chinesische Instrumente, die einen Korpus aus Kokosnuss besitzen. Zum einen ist es die yehu, eine zweisaitige Geige, die hauptsächlich in der kantonesischen Musik verwendet wird. Zum anderen gibt es die banhu, ebenfalls eine Geige mit Kokosnussresonator oder dünnem Holz, welche in Nordchina beheimatet ist. Auch beim kezaixian aus der Taiwanoper verwendet man die Kokosnuss als Klangkörper.Es könnte sich aber auch um eines der zahlreichen Instrumente einer ethnischen Minderheit in China oder einem Randgebiet außerhalb Chinas handeln

Yangqin

Das yangqin ("fremde Zither") erscheint im 16. Jahrhundert in der Mingperiode in China. Wahrscheinlich wurde auch sie auf dem Landweg entlang der Seidenstrasse importiert. Als Vorbild ist der persische Santur anzusehen,der in Aussehen und Spielweise deutliche Parallelen aufweist. Es besitzt den weitesten Tonumfang unter den Saiteninstrumenten und wird als Ensemble wie auch als Soloinstrumet verwendet. Die beiden wichtigsten Bauformen sind das Trapez und die Schmetterlingsform. Wie bei allen Hackbrettarten werden die Saiten mit Hilfe von zwei "Hämmern" angeschlagen, das sind dünne Bambusstäbchen, deren Enden mit einem dämpfenden Material, z.B. Leder, überzogen sind um einen weicheren Ton zu produzieren. Um klarereTöne zu spielen kann das hölzerne Ende des Hammers benutzt werden. Es zählt im bayin - System zu den Seideinstrumenten, so dass man annehmen kann, dass die ersten Instrumente solche Saiten hatten. Üblicherweise wurden Bronzesaiten verwendet, die ebenfalls eine weiche Tongebung erlauben, so noch heute bei der hudie qin, der Schmetterlingszither, in der traditionellen jiangnan sizhu, der "Seide- und Bambusmusik" in der Region um Shanghai. Im Gegensatz zum persischen Santur, welches Einzelstegfüße wie das Guzheng verwendet, benutzt man beim Yangqin bis zu 5 Stegleisten wie beim ungarischen Cymbal.

Video Yangqin [127]

Erhu

Die erhu ( zweisaitiges Instrument der Barbaren) ist ihrer Herkunft nach ein aus dem mongolischen Raum stammendes Instrument. Zur Tangzeit war eine xi qin ( Saiteninstrument der Xi ) bekannt, die ihren Namen von dem mongolischen Stamm der Xi herleitete. Sie gilt als direkter Vorläufer der Erhu, die vor allem in der Songdynastie (960 - 1279) zu Bedeutung kam. Zunächst nur im Nordwesten bekannt, wurde sie bald auch im Süden gebräuchlich. Seither hat sich eine Familie von Saiteninstrumenten entwickelt, die unter dem Namen huqin (fremdes Saiteninstrument) bekannt sind. Zu ihr zählen auch Instrumente anderer asiatischer Länder, wie z.B. Haegeum (Korea), Kokyu (Japan) und Morin huur (Mongolei).

Die Erhu zählt zu den Röhrenspießgeigen, ein Stab aus Rotholz oder Bambus wird durch einen runden, sechs- oder achteckigen Korpus geführt. Der Boden des Resonators besteht zumeist aus beschnitztem Holz, die Decke wird aus Schlangenhaut gefertigt, meist Python. Zwei Saiten, früher aus Seide, heute aus Stahl, verlaufen über einen kleinen Steg zu zwei seitenständigen Wirbeln. Der Bogen besteht aus Pferdehaaren, die früher an einem Bambusstock befestigt waren. Anders als bei westlichen Streichinstrumenten wird der Bogen immer zwischen den Saiten geführt, er muss also auch nach oben zur höher gestimmten Saite geführt werden. Die Saiten sind wie die beiden mittleren Saiten einer Violine in einer Quinte d a  gestimmt. Da kein Griffbrett vorhanden ist, drückt die linke Hand mehr oder minder stark auf die Saiten. Dadurch ist die Möglichkeit gegeben, die Tonerzeugung vielfach zu variieren, Glissandi,Vibrati und auch Flageolettspiel werden so möglich. Eine Seidenschnurschlaufe um Stab und Saiten erlaubt es, die klingende Saitenlänge zu verkürzen. Das Intrument wird in einer vertikalen Stellung gespielt, der Korpus wird vom sitzenden Spieler auf ein Knie gesetzt. Der Klang des Instruments ist weich und gesanglich, er soll der menschlichen Stimme am ähnlichsten sein. Der Tonumfang beträgt drei Oktaven.

Schon immer erfreute sich das Instrument großer Beliebtheit und wurde das wichtigste Streichinstrument Chinas, das in allen möglichen Formationen zu finden ist. Im 19.Jahrhundert wurde es das Hauptinstrument der Oper, heute wird es neben der traditionellen Musik auch in Jazz und Pop verwendet.
Abwandlungen der Erhu spielen in der Opern- und Orchestermusik eine Rolle. Das Banhu der Kantonoper ist eine Oktave höher gestimmt und mit  Holz als Decke des Resonators ausgestattet. Es wird ausschließlich als Soloinstrument eigesetzt. Die Jinghu mit kleinerem Korpus meist aus Bambus und ihrem durchdringenden Klang wird in der Pekingoper verwandt. Die Gaohu ist eine Quarte höher gestimmt als die Erhu, die Zhonghu entspricht etwa der Viola und die Gehu in etwa dem Cello. Letztere finden in größeren Volksmusikorchestern Verwendung. [128] Daneben gibt es zahllose Varianten, die nur eine lokale Verbreitung aufweisen, Reinisch zählt dazu 41 Varianten auf [111]

Video Erhu [129]

Sheng

Das sheng ist eines der ältesten autochthonen chinesischen Instrumente mit einer 3000 Jahre alten Geschichte. Auf Orakelsteinen der Yinzeit erscheint sie im 11. Jahrhundert als ho. Im shi jin, dem Buch der Lieder, findet sie Erwähnung als ein Instrument das bei Hofe und im Volk gespielt wurde. Wahrscheinlich hat sie sich aus dem Naw entwickelt, einem einfachen Instrument mit fünf Pfeifen, das noch heute im nördlichen Südostasien bis nach China in Gebrauch ist. Beim Sheng üblich waren 13 - 24 Bambusröhren, erst in der zweiten Hälfte des 20.Jahrhunderts wurde die Anzahl drastisch erhöht und man baute auch Instrumente in Alt- und Bassform, bei letzterem bestehen die Pfeifen aus Metall.

Das Instrument spielte eine bedeutende Rolle in den höfischen Orchestern, in der Bankettmusik und in den konfuzianischen Riten bis in die Neuzeit hinein. Es diente auch zur Begleitung von Volksliedern und war in den Opernensembles vertreten, auch wurde es solistisch eingesetzt. Es erlebte eine Blüte in der Tangzeit, aber auch moderne Komponisten nehmen sich ihrer heute noch an.

Eine Sheng besteht aus vier Teilen: dem Windkasten (früher aus Kürbis, heute aus Holz oder Metall), dem Mundstück, den Pfeifen (aus Bambusrohr) und den frei schwingenden Zungen (aus einer Kupferlegierung) in jeder Pfeife. Die Metallzungen sind in den Bambusröhren so angeordnet,dass sie frei schwingen können. Wenn der Spieler in das Mundstück bläst, so füllt sich der Windkasten. Hält er nun ein Loch zu, das sich an der Seite jeder Röhre befindet, so gerät die Zunge in Schwingung und damit auch die Luftsäule innerhalb der Röhre. Bei geöffnetem Loch entweicht die Luft durch dieses und es wird keine Schwingung erzeugt. Vor dem Spielen werden die Instrumente häufig über einem  Holzkohlenfeuer über die Raumtemperatur hinaus erwärmt, um die Kondensation der Atemluft im Innern zu verhindern, welche ein Spielen unmöglich machen kann.

Das Sheng ist eines der wenigen chinesischen Instrumente welches in der Lage ist, mehrere Töne gleichzeitig wiederzugeben. Daraus ergibt sich seine weite Verbreitung als Solo-, Ensemble- und Begleitinstrument. Eine oft geübte Praxis war, dass man eine Melodie spielte und sie mit Quarten oder Quinten untermalte. Früher wurde die Literatur  fast immer mündlich tradiert. In neuerer Zeit verwendet man vereinfachte Tabulaturen mit Nummern und Zeichen, da die ältere gongche-Notation sehr schwer zu lesen ist. [130]

Die europäischen Harmonikainstrumente wie Akkordeon und Mundharmonika funktionieren nach ähnlichen Prinzipien wie diese chinesische Mundorgel.

Video Sheng [131]

Hulusi

Dieser Mundorgeltypus stammt aus dem südlichen China aus Yünnan. Die hulusi wurde zunächst hauptsächlich von den  Dai und Yi gespielt, ethnischen Minderheiten in dieser Region. Sie nennen dieses Instrument bilangdao, die Bezeichnung Hulusi stammt aus dem Han-Chinesischen wo hulu Kürbis bedeutet. Die männlichen Dai verwenden das Instrument meist wegen ihres sanften, klarinettenähnlichen Tones zur Werbung um das weibliche Geschlecht. Die umliegenden Minderheiten übernahmen das Instrument und verwenden es hauptsächlich zur Unterhaltung in den Pausen bei der täglichen Feldarbeit. Heute ist die Hulusi in weiten Teilen des Landes verbreitet.

Sie besteht aus einer Windkapsel mit einem kurzen Mundstück. In die Kapsel eingelassen sind 1 - 4 Bambuspfeifen. Eine Pfeife besitzt 7 Grifflöcher zum Spielen der Melodie, die anderen dienen als Bordunpfeifen mit festgelegter Tonhöhe. In die Bambusröhren sind ähnlich wie bei dem Sheng durchschlagende Metallzungen aus Silber oder Metalllegierungen eingearbeitet, die durch die eingeblasene Luft zum Schwingen gebracht werden.
In neuerer Zeit entwickelte man auch Instrumente mit zwei Melodiepfeifen im Quartabstand, auch Tenor- und Altversionen sind verfügbar.

Video Hulusi [132]

Xiao

Die ältesten gefundenen Instrumente vom Typ der Längsflöte in China wurden aus Vogelknochen gefertigt und sind über 6000 Jahre alt. Als direkter Vorläufer der xiao gelten Instrumente des Qiang-Volkes aus dem nordwestlichen China. Seit etwa der Han-Zeit ist das Instrument mit der Zahl und Anordnung der Grifflöcher belegt.

Die xiao gehört zu den vertikal endgeblasenen Kerbspaltflöten. Sie besteht aus einer Bambusröhre, meistens des dunkelbraunen Bambus, deren eines Ende offen ist. Im Norden ist die gegenüberliegende Blasöffnung mit einem Knoten des Bambus geschlossen, hier wird die zur Teilung des Luftstroms notwendige Kerbe meist in U- oder V-Form angebracht. Im Süden wird die Kerbe in die Rohrwand geschnitten, die größere Öffnung muss mit dem Kinn abgedeckt werden. Diese Form wird auch als dongxiao bezeichnet. Das Instrument besitzt meistens 5 Grifflöcher (neuere bis zu acht) auf der Oberseite und ein Daumenloch sowie zusätzliche Öffnungen im letzten Drittel an der Unterseite. Sie sollen zum Stimmen und Anbringen von Ziermaterial dienen. Das Instrument hat eine Länge von 45 -125 cm, die Standardgröße liegt zwischen 75 und 85 cm. Um ein Reißen des Bambus zu verhindern wird die Bambusröhre mehrfach gebunden. Der Tonumfang liegt bei zwei Oktaven.

Der Klang des Instruments ist weich und voll. Eine besondere Form stellt die qin xiao dar. Sie ist schmaler und bis zu 125 cm lang, ihr sanfter Ton macht sie zu einem idealen Partner der Guqin mit ihrem subtilen Klang. Überhaupt wird das Instrument häufig in kammermusikalischen Ensembles und in Orchestern verwendet.
Zusammen mit anderen Instrumenten wurde die dongxiao nach Japan an den Kaiserhof gebracht. Sie ist der Vorläufer der shakuhachi dem wohl typischsten japanischen Musikinstrument.[133] [134]

Video Xiao [135]

Lithophon

Lithophone (Klangsteinspiele) zählen mit zu den mehrtausendjährigen autochthonen chinesischen Musikinstrumenten. Einzelne Klangsteine qing waren in der Ritual- und Hofmusik schon sehr früh verbreitet, ein komplettes Klangsteinspiel bianqing aus 16 länglichen Klangsteinen ist aus der 2. Hälfte des 2. Jahrtausends v.Chr. bekannt. Berühmt wurde der Fund eines Klangsteinspiels aus dem Grab des Markgrafen Yi von Zeng etwa 430 v.Chr. Es besteht aus 32 L-förmigen Steinplatten, welche in einem Holzgestell aufgehängt waren und mit einem Holzhammer angeschlagen wurden.
Zur Herstellung von bianqings verwendet man oft Jade, Kalkstein und Nephrit, sie ergeben am ehesten klare, reine Töne, die auch lange Zeit in konfuzianischen Tempelriten geschätzt wurden.

Das vorliegende Lithophon ( griech. lithos = Stein, phonos = Klang) gleicht den heute verwendeten Xylophonen, deren weite Verbreitung im südostasiatischen Raum wiederum von den chinesischen Klangsteinspielen beeinflusst war, indem man anstatt der Steine Holz als idiophones Material benutzte.

Video1 Lithophon [136]
Video2 Dan da Lithophon [137]

Hu Lei

Bei dem linken Instrument handelt es sich um eine hu lei. In einem Artikel im Harvard Journal of Asiatic Studies, Vol. 69 Nr.2 wird ein Instrument beschrieben, welches " eine seltene Art einer gezupften, langhalsigen Laute mit zwei Saiten und bundlos" darstellt. Ferner heißt es "der Kopf ist fein in Form eines Drachenkopfs herausgearbeitet" und " der Korpus ist bauchig, der Schallkörper mit Schlangenhaut bespannt". Alle diese Kriterien treffen auf das nebenstehende Instrument zu, das in dem Artikel als hulei bezeichnet wird.[242]
An einer anderen Stelle heißt es "Hulei ist ein hölzernes Saiteninstrument des alten China, das auch als okhiim bezeichnet wurde". An gleicher Stelle findet sich auch eine Abbildung, die mit dem linken Instrument fast deckungsgleich  ist.[243] Schließlich konnte ich eine identische Abbildung des nebenstehenden Instruments in einer Broschüre mit dem Titel  "Trésors de la musique chinoise" finden, welche von dem Centre culturel de Chine durch die Association des musiciens de Chine herausgegeben wurde. In der Beschreibung zu diesem Bild wird dargelegt, dass es ein Instrument der Hanchinesen ist  und  in der Zeit der Qing  - Dynastie (1644  -  1911) gebaut wurde. Nach den Angaben in Wikipedia soll das Hu Lei  aber schon in der Zeit der Tang - Dynastie gespielt worden sein und kam nach und nach außer Mode. Es wurde fast ausschließlich  in der höfischen Ritualmusik  verwendet.[243A] Darauf deutet auch der Drachenkopf hin, der auch als Symbol für den Kaiser selbst galt. Auch Thrasher [114] erwähnt in seiner Darstellung das Instrument. Er betont, dass diese Laute als eine Übernahme aus dem zentralasiatischen Raum anzusehen sei, aber nicht mehr gespielt wird ("now obsolete") Auf Grund des seltenen Vorkommens habe ich nur diese wenigen Informationen vorgefunden, selbst im Grove Dictionary finden sich keine Angaben.

Paixiao (Fengxiao / Panflöte)

Die Panflöte besitzt in der chinesischen Musikkultur eine lange Tradition. Erste Darstellungen davon finden sich auf Orakelstein - Piktogrammen und zeigen zwei, später drei mit einer Schnur zusammengebundene Rohre. Von alters her als yue bezeichnet, nennt man sie in der späten Zhouperiode xiao; sie besaß meistens 16 - 24 Rohre und war ein Bestandteil des Ritualensembles am kaiserlichen Hof. Die Panflöte war damals meist in "single wing" - Form gebaut, mit den längeren Rohren an einer Seite. Bekannt geworden ist diese Bauweise durch die beiden Instrumente aus dem Grab des Grafen Yi von 433 v. Chr. in der Provinz Hubei mit 13 lackierten Bambusrohren in einer Reihe, eines davon in pentatonischer Stimmung. Die Bezeichnung "single wing" ist in Anlehnung an den mythischen Vogel Phönix gewählt, der sowohl morphologisch als auch in der klanglichen Assoziation her in Beziehung zur Panflöte gesetzt wurde. In der Abhandlung von Chen Yang Yueshu (ca 1100) wird sie deswegen auch als fengxiao bezeichnet (chin. feng huang = Phönix). Zu Zeiten der Tang - Dynastie hatten die Instrumente 10 - 24 Pfeifen, manche waren diatonisch, andere chromatisch gestimmt. Man verwendete Rohre gleicher Länge, die man zum Stimmen unterschiedlich hoch mit Wachs füllte. Etwa in der Ära der Yüan - Dynastie (1264 - 1368) wurde die Bezeichnung paixiao ( = Reihenxiao) üblich.Man wollte die Panflöte unterscheiden von der populären, vertikal gehaltenen dongxiao, die auch kurz als xiao bezeichnet wurde. In dieser Zeit wurde auch das meist rot lackierte Gehäuse tu hinzugefügt, in dem die Pfeifen ruhen. Im 18. Jahrhundert hat sich dann die "double wing" - Form mit 16 Pfeifen durchgesetzt, wobei die längeren Pfeifen an beiden Enden der Reihe sitzen und die kürzeren in der Mitte. Exemplare in Museen zeigen einen Tonumfang von etwas mehr als einer Oktave bei einer chromatischen Anordnung der Pfeifenrohre.
Die hier abgebildete fengxiao aus der Sammlung zeigt die typische Phönix - Doublewingform, bei der im Gehäuse 16 Rohre eingesetzt sind, die an der Öffnung von zwei Seiten her angeschrägt sind. Dieses Merkmal unterscheidet die chinesische Variante von den in Europa oder Südamerika gespielten Panflöten. Die längsten Pfeifen sitzen bei dem vorliegenden Beispiel an den beiden Enden der Pfeifenreihe. Auf der Vorderseite des Gehäuses sind auf rotem Lackuntergrund zwei spiegelbildlich angeordnete, schuppige, fünfklauige Drachen dargestellt. Der Körper des linken Drachens ist in einem rötlichen Ton gehalten, während der rechte in dunkelgrau erscheint. Die beiden Flügelhälften werden durch ein rechteckiges Feld mit sechs untereinander angeordneten Schriftzeichen (?) voneinander getrennt. Auf der Rückseite sind in fünf Spalten 4 mal 4 und 1 mal sechs Piktogramme oder Schriftzeichen in goldener Farbe auf rotem Untergrund aufgemalt. Nach Thrasher waren Instrumente, welche in Ritualen des kaiserlichen Palastes verwendet wurden, häufig dem Reich des legendären Drachens zugeordnet. Das Bild des schuppigen, fünfklauigen Drachens ist ein sehr häufig vorkommendes, dekoratives Merkmal vieler der in den Ritualen bei Hofe verwendeten Instrumente. "Ohne Frage das mächtigste und weitverbreitetste Symbol in der chinesischen Mythologie war der legendäre Drachen eine gütige, geistliche Macht, in Verbindung gebracht mit Himmel, glücklichem Schicksal, männlicher Kraft und schließlich dem Kaiser selbst" Nach der Abschaffung des Kaisertums mit seinem höfischen Zeremoniell  in China waren auch die Instrumente, die man zu deren Ausführung brauchte, nicht mehr gefragt und kamen außer Gebrauch. Das vorliegende Instrument ist vermutlich ein Nachbau aus neuerer Zeit. Die heute gespielten Panflöten in China sind baugleich mit den in Europa und Südamerika verwendeten Instrumenten.  [114, S.21/22][607, Kap Paixiao]

Biwa

Diese Kurzhalslaute wurde im 7.Jahrhundert n.Chr. nach chinesischem Vorbild in Japan bekannt. Man übernahm die chinesische Pipa der damaligen Zeit mit ihren vier Bünden und vier Saiten, die bis heute die Grundform des japanischen Instruments geblieben sind. Von China wurde auch das musikalische Umfeld übernommen: das chinesische yayue bezeichnete althergebrachte rituelle, aber auch elegante, verfeinerte Musik. In Japan wurde es nach diesem Vorbild  bis zum heutigen Tag zu einem Instrument des gagaku, der kaiserlichen Hofmusik. Sie besteht aus Kammermusik, aber auch aus Chor- und Orchestermusik; Ritualmusik der Shintoreligion fällt ebenfalls unter diesen Begriff. Die biwa war das Instrument der Göttin benten, der Göttin der Musik, Dichtkunst und Erziehung. Sie war auch das Instrument der biwa hoshi, fahrender meist blinder Musikanten, die ihre epischen Erzählungen mit dieser Laute untermalten. Am beliebtesten war dabei das heikyoku, das bekannteste Epos Japans, welches Aufstieg und Fall des Tairaclans im 12.Jahrhundert und die damit verbundenen Heldentaten beschreibt.

Neben der klassischen gakubiwa, die ausschließlich im gagaku verwendet wurde und wird, gab es noch eine mosobiwa, eine schlankere Form, die  bei Zeremonien und religiösen Riten gebraucht  wurde. Aus beiden  entstand die heikebiwa, die man zur Rezitation des heikyoku verwendete. Neuere Formen sind die satsuma biwa und die chikuzen biwa. Die chikuzen biwa wurde von buddhistischen Mönchen für ihre Riten, aber auch bei Beerdigungen benutzt und um Erzählungen zu untermalen. Die satsuma biwa wurde in der Muromachiperiode Ende des 16. Jahrhunderts vom Anführer des Satsumageschlechts in Auftrag gegeben. Sie sollte die mentale und moralische Bildung  seiner samurai - Krieger unterstützen. [138, 139]

Jede Art unterscheidet sich etwas von der anderen, sei es in der Form des Korpus (Abweichungen in der Breite), Anzahl der Bünde (4 - 6),  Anzahl und Dicke der Saiten (4 - 5), und Form, Größe und Material des bachi, des  verwendeten Plektrums. Es ist meist wie ein Malerspachtel geformt, misst manchmal 20 cm und mehr und wird häufig aus Buchsbaum oder Elfenbein gefertigt. Diese Unterschiede in Bauweise und Material führen dazu, dass typische Klangmerkmale entstehen, die dem jeweiligen Genre angepasst sind.

Gefertigt wird der Korpus aus gut gelagertem Maulbeerbaumholz, die Decke aus Sandelholz. Die Bünde stehen mehrere Zentimeter hoch, die Saiten aus Seide werden immer dazwischen abgegriffen um mikrotonale Veränderungen erzielen zu können. Sie sind auch so konstruiert, dass die schwingenden Saiten die Kante des untersten Bundes berühren und zusätzlich ein surrendes Geräusch erzeugen, das ein wichtiges Gestaltungsmerkmal bei der Biwa ist und als sawari bezeichnet wird. Ebenfalls stilgebend ist die Art, wie das bachi verwendet wird. Es erlaubt bei virtuoser Handhabung allerlei Klangeffekte, die über das bloße Anreißen der Saite weit hinausgehen und die Laute nicht selten zu einem Schlaginstrument werden lassen. Die gesungenen Erzählungen von Heldentum und tragischem Untergang werden damit klangmalerisch und ausdrucksstark unterstützt.
[ 75, S. 112/113]

Video Biwa [140]

Shamisen

Vorläufer des shamisen ist das chinesische Sanxian, es wurde wahrscheinlich aus der Konan - Provinz um 1390 n.Chr. ins Königreich Ryukyu und von da aus durch Händler 1562 nach Japan gebracht, wo es rasch im kabuki und anderen Musikformen vor allem in der Edo - Zeit Fuß fasste.

Der Korpus hat die Form eines abgerundeten Rechtecks und ist im Gegensatz zu seinem chinesischen Vorbild beidseitig mit Katzen-, manchmal mit Hundefell bespannt. An der Stelle, die am meisten beansprucht wird, ist ein Schutz ebenfalls aus Fell angebracht, der die Decke vor Beschädigung schützt. Hals und Korpus des Shamisen werden hauptsächlich aus Rotholz, Walnuss oder Maulbeerbaum hergestellt. Der bundlose lange Hals, der zum besseren Transport in Teile zerlegt werden kann, geht durch den Resonanzkörper hindurch. An dem unten überstehenden Teil werden die 3 Saiten aus Seide festgeknotet. Die dünnste Saite wird aus 7 mal 40 hauchdünnen Seidenfäden eines Kokons zusammengedreht. Für die mittlere Saite dreht man zwei dünne Saiten zusammen, für die tiefste Saite drei. Je nach dem Genre für das das Instrument verwendet wird, werden drei verschiedene Halsstärken verwendet: hosozao, schmaler Hals (z.B für Nagauta - Begleitung im kabuki), chuzao, mittlerer Hals z.B. für Shinnai und futozao, breiter Hals für Gidayu.(Puppentheaterstil)

Wichtig ist auch der Steg, der die Schwingungen der Saiten auf das Fell überträgt. Er kann aus Elfenbein, Horn des Wasserbüffels, Bambus, Ebenholz oder Walknochen gefertigt sein. Zum Erzeugen eines schweren, tiefen Klangs wird er manchmal mit Blei beschwert. Entscheidend für den Klang ist auch das bachi, das je nach Charakter des Genres variiert. Ähnlich wie bei der Biwa dient es auch dazu perkussive Akzente zu setzen, auch das sawari gehört wie dort zur typischen Spielweise des Instruments: eine Saite wird nicht über den Sattel geführt sondern daran vorbei und berührt beim Schwingen eine kleine Erhebung, so dass ein Surren erzeugt wird.[141]

Die Hauptstimmung wird als honchoshi bezeichnet, die zweite Saite liegt eine Quarte über der ersten und die dritte ist die  Oktave der ersten:  H e h. Zwei gebräuchliche Varianten ni agari H fis h und san sagari H e a verleihen den Melodien einen freundlichen oder düsteren Charakter. Die Haltung ist ähnlich wie bei der Gitarre, es werden nur Zeige-, Mittel- und Ringfinger der linken Hand eingesetzt, die rechte Hand führt das bachi.

Große Bedeutung hat die Shamisen in der Liedbegleitung, es war das typische Instrument der geishas, die oft mit koutas, romantisch - wehmütigen Liedern, ihre Kunden verwöhnten. Auch im Puppentheater bunraku spielt es eine große Rolle. Im kabuki, dem traditionellen  bürgerlichen Theater der Edo - Zeit bis heute, mit Gesang, Pantomime und Tanz, ist es nicht wegzudenken. Bis zu 30 Shamisenspieler sind dort auf einer separaten Bühne bei einer Aufführung im Einsatz. Vor allem zur Untermalung von Gesang und Tanz sowie als Solo- und Ensembleinstrument hat es seine Bedeutung im musikalischen Leben bewahrt.[142]

Video Shamisen [143]
Video Shamisen modern [143A]

Taishogoto

4 Spielsaiten
1 Bordunsaite
Typewritertastatur

Das Taishogoto wird seiner Herkunft nach auch als Nagoyaharp bezeichnet. Ihre Erfindung geht auf Goro Morita zurück, der vom Tenno nach Europa und den USA geschickt worden war, um westliche Musik und Musikinstrumente zu studieren.1912 baute er in Nagoya sein erstes Taishogoto. Die Bezeichnung kommt von taisho, der neuen kaiserlichen Zeitrechnung ab 1912 - 1926 und von koto, der traditionellen japanischen Zither. Er folgte mit dieser Bauweise einem Trend, der um die Wende zum 20. Jahrhundert im Instrumentenbau zu beobachten war: man kombinierte herkömmliche Instrumente mit Manualen und Tastaturen. Beispiele dafür sind z.B das Marxophon der Gebrüder Marx in den USA, Klavierzithern (z.B.Fischers Mandolinette) oder die Akkordolia in Deutschland.

Das Instrument beruht mehr oder minder auf dem Prinzip der mechanischen Schreibmaschine mit ihrer Tastatur. Mit ihren in ein oder zwei Reihen angeordneten nummerierten Typen konnte man mit der linken Hand Metallstege betätigen, die wiederum die Saiten auf die Bünde drückten. Diese waren genauso angeordnet wie bei einer norddeutschen Hummel. Mit einem Plektrum wurden die Saiten mit der rechten Hand angerissen, auch Tremolo ist möglich. Zur Verstärkung des Tons werden mehrere Saiten unisono gestimmt, daneben gibt es auch häufig Bordunsaiten in Quart oder Quintstimmung.  Das Taishogoto wird als Sopran, Alt-, Tenor- und Bassinstrument angeboten und eignet sich gut als Orchesterinstrument. Der Klang eines solchen Ensembles erinnert etwas an ein Mandolinenorchester. In Japan soll es eine Million Spieler geben, beliebt ist es vor allem bei Frauen. Das pakistanische benju und das indische bulbul tarang sind Schwesterinstrumente.

Video Taishogoto [144]

Sigen?

Nach Sachs [2, S. 370)] gibt es in Japan ein neuzeitliches, gitarreähnliches Instrument, welches mit dem seltenen chinesischen suang k´in identisch sein soll. Er bezeichnet es als sigen und beschreibt es mit einem achteckigen Korpus, vier ohne Plektrum gespielten Saiten und einer Länge von ca 90 cm. Bis auf die Länge treffen alle von Sachs genannten Merkmale auf das nebenstehende Instrument zu. Der achteckige Resonator ist beidseitig mit einem Fell bespannt, welches auch auf beiden Seiten mit Naturdarstellungen versehen ist. Der Stil der Bemalung lässt auf eine Herkunft aus Japan schließen. Die ebenfalls vorhandenen Schriftzeichen kann ich nicht deuten, es handelt sich aber ebenfalls um japanische(oder chinesische?) Zeichen. Auch die Form der Kopfplatte, die den Wirbelkasten abschließt, deutet mit ihrer Ähnlichkeit mit dem shamisen oder dem sanxian auf eine Herkunft aus Japan oder China hin.

Kayagum

Das kayagum, nach anderer Schreibweise gayageum, gehört zu den koreanischen Instrumenten, die zwar ihren Ursprung in China nicht verleugnen können, trotzdem aber in der Musikkultur Koreas eine eigene Ausprägung erfahren haben. Andere Instrumente dieser Art sind z.B. das geomungo (Ursprung Qin), das haegeum (Ursprung Erhu), das daegeum (Ursprung Dizi) oder das saenghwang (Ursprung Sheng).

Das kayagum lässt sich auf das guzheng Chinas zurückführen, es erscheint im 6. Jahrhundert im Gaya - Königreich, und ist in zwei Bauarten bekannt. Die erste wird als popkum oder chongak kayagum bezeichnet, was als "wahre" oder "richtige" kayagum wiedergegeben werden kann. Sie wird in Verbindung gebracht mit der Musik bei Hofe und bei den Gelehrten. Sie ist vollständig aus einem einzigen Stück des chinesischen Blauglockenbaums (Paulownia) hergestellt und hat 12 Seidensaiten. Sie ist mit 160 cm Länge, 30 cm Breite und 10 cm Höhe größer als das sanjo kayagum, die zweite Bauart, die nebenstehend abgebildet ist. Sie wird mehr  in der Volksmusik verwendet und man vermutet, dass sie im 19. Jahrhundert mit dem sanjo populär geworden ist, einem solistischen Instrumentalstil mit improvisierenden Elementen. Bei ihr wird die Decke ebenfalls aus Paulownia gefertigt, Boden und Zargen aber meist aus anderen Harthölzern, die Saiten sind ebenfalls aus Seide. Sie ruhen auf verschiebbaren Einzelstegen wie bei den meisten Wölbbrettzithern üblich.

Der Spieler sitzt im Schneidersitz vor dem Instrument dessen eines Ende auf einem Knie aufgelegt wird. Die rechte Hand zupft mit Daumen, Zeige- und Mittelfinger die Saiten rechts vom Steg, die linke Hand drückt links des Steges auf die Spielsaite. Dadurch ergeben sich vielfältige Möglichkeiten, den Klang zu verändern, man bezeichnet diese Techniken auch als nonghyon (schwingende Saite) und als yo-um (bleibender Klang).

Vor der Geburt des sanjo wurde das Kayagum im Repertoire des Hoforchesters wie dem p´yonghoesan gespielt, ebenso in Saitenensembles yongsanhoesang zur Unterhaltung der Aristokratie unter dem Begriff changak. In der Volksmusik war es oft als Begleitinstrument zu Gesang eingesetzt, als kayagum pyongch´ang.
Mit dem Musiker Kim Ch´angjo wurde der erwähnte Sanjo - Stil in der Neuzeit populär. Er erweiterte das sinawi, eine vorhandene Instrumentalmusik, durch den virtuosen Ausbau der Improvisation und durch eine Vielfalt von changdan (rhythmischen Patterns) und melodischen Phrasen aus dem P´ansori (langer epischer Gesang mit Trommelbegleitung). Das Sanjo - Kayagum eignet sich hervorragend zur Wiedergabe dieser technisch oft anspruchsvollen Passagen, weil es auf Grund seiner engeren Bauweise virtuoses Spiel erleichtert. [145]

Video Kayagum [146]