Intern
Institut für Musikforschung

Byzantinischer Gesang in der Marienkapelle

Alewiten, Armenier, Assyrer, Drusen, Ismailiten, Kurden… In Syrien lebt eine Vielzahl von ethnischen und religiösen Minderheiten. Zu letzterer gehört auch die Melkitische Griechisch-katholische Gemeinde. Deren Oberhaupt hat seinen Amtssitz in der Altstadt von Damaskus, nicht unweit von der berühmten Geraden Straße, in deren Nähe nach christlichem Glauben Saulus zum Paulus bekehrt wurde.

Die Melkitische Griechisch-katholische Kirche hat über eineinhalb Millionen Gemeindemitglieder. Die Mehrzahl davon lebt in Syrien, dem Libanon, Israel/Palästina, Ägypten und Jordanien. Daneben existiert eine stetig wachsende Diaspora in den USA, Australien und in Europa. Für die geschätzt siebentausend Gemeindemitglieder in Deutschland ist seit 2015 der aus Damaskus stammende und mittlerweile in Regensburg lebende Priester Mayas Abboud zuständig. An Wochenenden besucht er Orte in ganz Deutschland, um Gottesdienste abzuhalten, Taufen und Hochzeiten zu feiern und Gemeindemitglieder bei ihrer Ankunft in Deutschland zu unterstützen. Durch seine Arbeit hält er also nicht nur eine Kirche, sondern auch eine Gemeinschaft zusammen. Bei einem Gesprächskonzert in der Marienkapelle am Würzburger Marktplatz gibt er Studierenden des Instituts für Musikforschung Einblicke in den Ritus seiner Kirche. Mitgebracht hat er zwei auf Poster reproduzierte Ikonenbilder aus der in der Altstadt von Damaskus gelegenen Mutterkirche der Gemeinde, der Kathedrale Unserer Frau al-Niah, die auch al-Zeitoun Kirche genannt wird.

Er erklärt, dass die melkitischen Christen ihre Liturgie vor allem in arabischer Sprache feiern und dass sie, obwohl sie mit Rom uniert sind, dem byzantinischen Ritus folgen. So handelt es sich bei ihrer Liturgietradition um reine Vokalmusik, deren bedeutendes Merkmal ihre seit den frühen Jahrhunderten belegte Einstimmigkeit ist. Dieser Musik, so Abboud, kommt im Gottesdienst eine ganz besondere Bedeutung zu: „Von Anfang an hat kirchliche byzantinische Musik zusammen mit der Architektur der Gotteshäuser, der Schnitzkunst, der Ikonenmalerei und der liturgischen Dichtung (Hymnographie) zu den göttlichen Künsten gehört, durch die sich die Gläubigen bemühen, Gott gebührend zu loben“.

Hören Sie hinein in arabische, griechische und deutsche Versionen alttestamentlicher Psalmen (mazamir) und gottesdienstlicher Hymnen (anashid), aufgenommen in der Würzburger Marienkapelle:

Christus ist auferstanden (griechisch/arabisch)
Psalm 121 (arabisch/deutsch)
Marienhymnus (griechisch)
Marienhymnus (arabisch)
Christus ist auferstanden (griechisch)

Das Liturgie-Konzert in der Würzburger Marienkapelle vom 13. Juni 2022 können Sie hier hören.