Intern
Institut für Musikforschung

copia

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Studiensammlung Musikinstrumente
Institut für Musikforschung – Universität Würzburg
Würzburger Residenz – 31. Oktober bis 6. Dezember 2012

Für die Klanginstallation Copia wurden Klänge (vor allem Resonanzen) von einer Gruppe der historischen Instrumente abgenommen und mit verschiedenen Programmen und Filtern bearbeitet. Was passiert, wenn der aufgezeichnete, von seiner Quelle getrennte Klang im Computer verändert und dann wieder in der Nähe seiner Quelle hörbar gemacht wird? Im Gegensatz zu vielen anderen klangkünstlerischen Arbeiten wird hier also Klang nicht dekontextualisiert oder seiner Herkunft „beraubt“ und als „konkrete“ Musik behandelt, er wird auch nicht nach einer Kette von Bearbeitungen zu etwas ganz anderem (einem Klangobjekt) zusammengefügt um dann in und mit einem Raum arrangiert (spatialisiert) zu werden. Wir hören in Copia Klänge, die von den sichtbaren und nicht mit einem Blick übersehbaren Instrumenten herrühren. Mal sind die Klänge vertrauter – d.h. sie lassen sich dem Klangerzeuger (noch) zuordnen –, mal scheinen sie fremder, dann haben sie (scheinbar) gar nichts mehr mit ihrer Quelle gemein. In diesem Abstand zwischen vertraut und fremd, möglich und unmöglich bewegt sich die Arbeit, dies ist die Spannbreite der Pole, zwischen denen die Komposition die Hörerfahrung des Besuchers einspannen möchte.

ORT Residenz, Residenzplatz 2A
Erdgeschoß, 2. Innenhof, Studiensammlung Musikinstrumente

Eröffnung
Mittwoch, 31. Oktober 2012, 19:30

Termine mit Einführung
Mittwoch, 7. November 2012, 16:30–20:00
Donnerstag, 8. November 2012, 16:30–20:00

Termine ohne Einführung
Mittwoch, 14. November 2012, 16:30–20:00
Donnerstag, 15. November 2012, 16:30–20:00
Mittwoch, 21. November 2012, 16:30–20:00
Donnerstag, 22. November 2012, 16:30–20:00

Termine mit Einführung
Mittwoch, 28. November 2012, 16:30–20:00
Donnerstag, 29. November 2012, 16:30–20:00

Termine ohne Einführung
Mittwoch, 5. Dezember 2012, 16:30–20:00
Donnerstag, 6. Dezember 2012, 16:30–20:00

Termine nach Vereinbarung gerne über: oliver.wiener@uni-wuerzburg-de oder 0049 171 83 521 57

3 x 20 min of copia [documentary record] on soundcloud

copia on youtube

prezi zu copia

– – – – – – – – – – – Flyer – – – – – – – – – – –

Das titelgebende Wort copia artikuliert Deutungsoffenheit und Dezentriertheit im Konzept. Als Wort ohne festen technisch-begrifflichen Status indiziert copia einen Bedeutungswandel um das semantische Feld von ‚Fülle’, ‚Vorrat’, ‚Vorhandensein’ (bzw. ‚Zuhandensein’). Bei der Bedeutungsgeschichte von copia biedert sich die Anmutung einer Verlustgeschichte an, die wir nicht teilen wollen: Aus der Fülle des Zuhandenen sei demnach die Fülle des Vorhandenen geworden, das heute primär nur noch deshalb existiert, weil es millionenfach kopiert wird. Dies repräsentiert die alte Geschichte der Kopie, die ihre Wertkategorien aus dem Schein einer hierarchisch gekürten Authentizität und ihrer rezeptiven Schwester, der Treue, ableitet. Die Installation Copia verlässt den Pfad dieses Narrativs vom Authentischen, weil bereits die Frage, wozu die getreue (beispielsweise akustische) Kopie eines Instruments gut sein soll, sich in der Faszination einer illusorischen Mimesis und der Machtphantasie des Verfügens (über Klang, über Geschichte und über "Libraries") zu erschöpften scheint.

Begleitet wurde die Arbeit von einer Lektüre unterschiedlicher Texte zur Resonanz, darunter Daniel Heller-Roazens Echolalien, die in ihrer Reflexion über verlorene Sprachen und Laute den Umgang mit historischen Instrumentalklängen zu sensibilisieren helfen kann; darunter auch der klassische Resonanzmythos, wie er in Buch III, Vers 339–510 der Metamorphosen in seiner signifikanten Kopplung von Gesicht und Gehör von der Antike in die Gegenwart herüberklingt. Hätten sich eine Menge von nachklingenden Wörtern und Reperkussionen aus Ovids als Titelgeber  aufgedrängt, so war es doch vor allem das von Echo wiederholte Satzfragment, das für die Differenz in der Ovidschen Mythenkopplung so signifikant ist, wie es die Parallelarbeit in den beiden Ausstellungsräumen der Instrumentensammlung gedanklich begleitet hat: „sit tibi copia nostri“. So ist die copia, die Echo in dem Maße herbeisehnt wie Narziss sie ablehnt, in der Arbeit am Klang des Projekts zum Wort geworden, das daran erinnern kann, dass die Möglichkeit des (auch klanglichen) Zusammenkommens immer schon, in der wortmächtigen Ovidschen Transformations-Variante bereits vor der Resonanz, durch seine Negation bedroht ist.

Copia ist beschrieben in Heft 1 der Broschürenreihe sonotop, in der Veranstaltungen und Workshops des Ateliers Klangforschung der Universität Würzburg dokumentiert werden. Das Heft ist verlegt beim ARE-Verlag, Bestellnummer ARE 2240, ISBN-13: 978-3-924522-40-7.

 

– – – – – – – – – – – [Ansicht] – – – – – – – – – – –

 

Presse

[Kitzinger Zeitung]