Intern
Institut für Musikforschung

Qānūn (قانون‎ ; Kanun) – W 9

Der arabische Name bedeutet – wie das griechische kanón – Gesetz, Maßstab (vgl. Monochorde); neugriechisch heißt es kanonaki. Das Wort al-qānūn für eine Kastenzither ist seit dem 10. Jahrhundert nachweisbar, so auch erste Abbildungen. Das trapeziode, aus Holz gefertigte Instrument ist von Nordwestafrika über den nahen Osten bis zum Kosovo beheimatet. Im 13. Jahrhundert von den Mauren in Andalusien gespielt, hat es die Entwicklung der europäischen Zither beeinflusst (vergleichbar der Abstammung der Laute von der Oud). Die Halbtrapezoide Form erhielt das Instrument erst im 19. Jahrhundert.

Im Allgemeinen besitzt das Qānūn eine mehrchörige Bespannung von insgesamt 63 bis 84 Saiten (Darm, Nylon, Fluorcarbon) und einen Umfang von drei Oktaven und einer Terz resp. Quinte (je nach Bauart). Die Schwingungsübertragung über den Steg erfolgt nicht über die Holzdecke, sondern mittels eingespannten Pergamentmembranen, auf denen die Stegfüße stehen, was dem Instrument seinen spezifischen (leicht näselnden) Klangcharakter verleiht.

Das Qanun wird in der Regel auf den Oberschenkeln des sitzenden Musikers liegend gespielt (es gibt auch Instrumente mit Ständern, vgl. De 67). Gezupft bzw. angeschlagen werden die Saiten mit länglichen Plektren, die mit Metallringen an den Zeigefingern beider Hände befestigt sind. Seitlich vor dem Wirbelbrett sind seit dem frühen 20. Jahrhundert sog. Mandal (Umstimmhebel) angebracht, die das Modulieren zwischen verschiedenen Maqamen (bzw. Maqamat) erlauben.

W 9: Max. Länge 990 mm, max Breite 406 mm. 24 Saitenchöre, dreichörig, tiefster Ton zweichörig. Nylon. Vierfüßiger Steg. Saitenmaße (klingende Länge, Maximum): 775 mm bis 148 mm.

Das Instrument wurde von Turhan Tezelli [Werkstatt] gebaut (Kanun Galerisi; İMÇ 5. Blok D: 5467-5465, 34220 Istanbul). Die Studiensammlung hat es im Juni 2015 von Roger Reicheneder (Zürich) erworben.

****

Klangdokumentation: Dr. Salah Eddin Maraqa spielt auf dem Instrument einen Taksim zum Maqam Huzzām (bzw. Hüzzam; Aufnahme: 17. Februar 2016 in der Studiensammlung, Aufnahme: Markus Volk).

Theorie: Salah Eddin Maraqa zur Kunst der Modulation, (Seminar 2013). Passend hierzu: Maqam Rāst (Salah E. Maraqa, Aufnahme: Juni 2012)

Eine ausführliche Videodokumentation mit Salah Maraqa zur Kunst des Qanun-Spiels (vom 17. Februar 2016, Video von Philipp Ehinger und Markus Volk: Geschichte, Spieltechniken, Maqam-Spiel) findet sich auf der Dokumentations-Seite (Youtube).

Siehe auch: Hörstation Maqam aus der Ausstellung "Syrische Tonspuren in Würzburg" Juni 2022 im Rahmen des Mozartfests Würzburg, bei der das Instrument als Hands-on-Objekt ausgestellt war. Das Instrument ist, kommentiert durch den Instrumentenkunde-Kurs Sommer 2024, Objekt der Semestervitrine Winter 2024/25.

****

Literatur: Scott L. Marcus, Modulation in Arab Music: Documenting Oral Concepts, Performance Rules and Strategies, in: Ethnomusicology 36/2 (1992), S. 171–195. – Christian Poché, Qānūn, in: Laurence Libin (Hg.), The Grove Dictionary of Musical Instruments 188–190. – Wikipedia (DE) –

{ow; 2015-06-19/2016-02-20} – Zithern/Hackbretter