Klavier von Philipp Gilgen (Würzburg, um 1890) - W 19
Dieter Kirsch verdanken wir die biogaphische Information: Philipp Gilgen wurde am 24.10.1816 in Würzburg geboren als Sohn des zugewanderten Schreinermeisters Joseph Gilgen mit Werkstatt in der Ebrachergasse. Vielleicht hat er bei seinem Vater gelernt, denn dieser erscheint in einem Adresskalender einmal unter „Instrumentenmacher“. 1846 wird Philipp Gilgen Würzburger Bürger und heiratet am 2.5.1848 in Retzbach die Würzburger Schuhmacherstochter Clara Baumann. Gestorben ist er am 22.2.1895.
In den Adresskalendern wird er ab 1846 als „Instrumentenmacher“ und „Clavierinstrumentenmacher“ geführt, der seine Werkstatt wie der Vater in der Ebrachergasse 4 betreibt. Ab 1876 bezeichnet er sich als Pianofabrikant, wohnt im Zwinger 32 und unterhält in der Ebrachergasse „Fabrik u. Lager“. 1890 zieht er mit „Pianofabrik, Pianoleihanstalt und Magazin“ in die Ottostr. 32 um, wohnt weiterhin im Zwinger. Er scheint ein angesehener Bürger gewesen zu sein, denn von 1865 an war er für mehrere Jahre Gemeindebevollmächtigter, vermutlich eine Art Stadtrat. Von den Kindern – zwei Söhne, einer davon früh verstorben, und 3 Töchter – hat sich keines für die Weiterführung des Geschäfts nach seinem Tod interessiert, denn die Pianofabrik tritt nach 1895 nicht mehr in Erscheinung.
Das Instrument wurde auf Betreiben der Restauratorin Sabine Scheibner vom Münchner Stadmuseum dankenswerter Weise der Studiensammlung Musikinstrumente & Medien im Dezember 2011 überlassen.
Als Klangkörper wurde es in der Klanginstallation Copia, einer Kooperationsarbeit von Oliver Wiener und Gerriet K. Sharma in Raum 2 der Sammlung verwendet. Die Schallabstrahlung war frontal, durch das Klavier hindurch. Es handelte sich hier um eine Veranstaltung des Atelier Klangforschung. Zwischen der Wand und dem Klavier wurde in enger Distanz ein Lautsprecher aufgestellt. Der Lautsprecherklang wurde durch das Klavier moduliert.
Ein baugleiches Klavier ist reichhaltig (mit Audio/Foto/Video) beschrieben bei klavierstimmer-wuerzburg.de.
{ow; 2020-02-07}