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Institut für Musikforschung

Tafelklavier von Julius Christian Heinrich Kiesselstein – U 8

Julius Christian Heinrich Kiesselstein [auch Kisselstein] (* 1791 Ummerstadt, 1839 nach Amerika ausgewandert, 1823 Niederlassung in Nürnberg, zuletzt erwähnt 1861), Nürnberg um 1835. Das Instrument wurde von der Sammlung historischer Musikinstrumente des Musikwissenschaftlichen Instituts der Universität Erlangen als Klavier von Kisselstein geführt; möglicherweise ist es von der Bauart her ein Schwesterinstrument von GNM MINe 203. Dies lässt sich augenblicklich nicht überprüfen.

Das Messingschild am Vorsatzbrett mit gravierter Inschrift lautet: "Sebastian Kober // in // Bamberg". Eschler (1993) hält das Schild für das nachträglich ausgetauschte Schild des Verkäufers. Kober war Instrumentenbauer in Bamberg. Eine Autorschaft für das Instrument ist nicht ausgeschlossen.

Gehäuse abgerundet rechteckig, Länge 175,5 cm, Breite 78,5 cm, Höhe (mit Deckel) 93,9 cm

Kirschbaum-Furnier; Deckelstützstäbe, Obertasten etc. aus schwarz gebeiztem Birnbaum. Unterboden aus Eiche, Resonanztafel aus Fichte (ca. 0,30 cm)

Klaviatur einspringend, links. F1–f4, Stichmaß (3 Oktaven) 47,8 cm, Klaviaturhöhe 72,9 cm. Untertasten: Knochenbelag. Untertasten Vorderseite 4,6 cm, Obertasten am vordersten Rand 10,4 cm. Tastentiefgang um 0,60 cm.

Regulierbare Wiender Prellzungenmachanik. Prellzungen mit Pergamentscharnieren. Fänger aus Ahorn, einfach beledert. Oberdämfung mit Einzeldämpfern, Keildämpfer von F1–fis2, die restlichen Dämpfer fehlen.

Resonanzbodensteg (Ahorn) S-förmig, Steghöhe Bass bis Diskant 2,5…2,35 cm; Stimmstock aus schwarz gebeiztem Birnbaum, schräg von der rechten Gehäusezarge weg verlaufend. Anhängestock aus Eiche. Von der linken Gehäusezarge diagonal zum rechten Rückwandende verlaufend; von dort weiter über die rechte Gehäusezarge bis zur vorderen Gehäusezarge auslaufend. Auf der Unterseite ein schmaler Steg aus Ahorn.

Züge: 3 Fußpedale aus schwarz gebeizter Rotbuche. Linkes Pedal Dämpferaufhebung im Baß von F1 bis c1. Mittleres Pedal gesamte Dämpferaufhebung. Rechtes Pedal Dämpferaufhebung im Diskant von cis1 bis f4 Pedale durch Eisendrähte mit der Hebelei am Unterboden verbunden. Gesamte Hebelei aus Rotbuche.

Besaitung wohl ursprünglich. Von F1 bis C Stahl umsponnen, von Cis bis f4 Messing. Durchgehend 2-chörig. Schränkung von F1 bis e2 doppelt. von f2 bis f 4 einfach.
Mensuren (in Klammern die Anschlaglängen),
F1: 151.5 (15,9) cm
F: 120.6 (12.4) cm
f: 83.0 (9,3) cm
f1: 41,0 (3.2) cm
f2: 22.2 (2.5) cm
f3: 10.5 (1.9) cm
f4: 5,5 (0,8) cm

Herkunft: Ehemaliger Besitz von Prof. Oskar Tischner. Erlangen. 1993 Leihgabe von Dr. Hella Gebhard.

Schäden: 2010 mit Foto dokumentierte Risse im Stimmstock zwischen den Wirbeln auf der Bass-Seite.

Literatur: Thomas Jürgen Eschler, Die Sammlung historischer Musikinstrumente des Musikwissenschaftlichen Instituts der Universität Erlangen-Nürnberg, Wilhelmshafen: Noetzel 1993, 77–78 (keine Abbildung). – Martha Novak Clinkscale, Makers of the Piano, Vol. 2: 1820–1860, Oxford und New York: OUP 1999, 211-212.