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Institut für Musikforschung

Didgeridoo/Didjeridu – Lo 8


Eukalyptusholz, schwarz grundiert, bemalt mit symmetrischen Ornamenten. Mundstück aus Bienenwachs. – Tonhöhe: ca. Gis1. Maße: Länge 145,3 cm, Rohrlänge 147 cm, Schallöffnung (Außenrand) 7–7,5 cm. Provenienz: Teilsammlung Thomas Loelgen

Das Didgeridoo gilt als traditionelles Musikinstrument der nordaustralischen Aborigines und dient der rhythmischen Begleitung von Gesang und Tanz. Die ersten Hinweise für das Vorkommen des Didgeridoos sind Felsmalerein, die ca. 2500–3500 Jahre alt sind (vgl. Alice M. Moyle 1981).

Geblasen wird in der Regel nur der Grundton. Durch die Kombination von Mundbewegungen, Atem und Stimminterferenz werden unterschiedliche Teile des Spektrums angeregt. Das Blasinstrument wird mit Zirkularatmung gespielt. Der Spieler sitzt, wobei das Trichter-Ende am Boden aufliegt, aus Resonanzgründen bisweilen auch in einem Kasten oder einer Melonenschnecke. Beim Spielen wird meist mit den Fingern oder einem Klangstab rhythmisch dazu geklopft. Trotz der Möglichkeit des Überblasens und eines reichhaltigen Obertonspektrums wird das Didgeridoo primär als Rhythmusinstrument verwendet.
In der westlichen Rezeption wird das Instrument vor allem als Borduninstrument (oder als esoterisches resp. meditatives Obertoninstrument) eingesetzt. Im Pop-Rockbereich findet es häufiger Einsatz, am berühmtesten ist dahingehend wohl der Eröffnungssong "When you gotta learn (to play the Didgeridoo)?" vom Album "Emergency on Planet Earth" der britischen Acid-Jazz-Band Jamiroquai.

Herkömmlicherweise wird es zumeist aus einem Eukalyptusstamm hergestellt, der von Termiten ausgehöhlt wurde. Bisweilen wird Padanus (mit weichem Kernholz) verwendet; es gibt auch Bambus-Didgeridoos. Ein Wachsring bildet das Mundstück, bei günstig gewachsenen Ästen kann dieser auch fehlen. Das Didgeridoo gehört zu den Polsterpfeifen: Beim Anblasen einer offenen Röhre von geeigneter Größe werden die menschlichen Lippen (Polster) in Schwingung versetzt. Polsterpfeifen sind die einzigen Instrumente, bei denen der Ton durch ein menschliches Organ erzeugt wird. Dieses Tonerzeugungsprinzip gilt bei allen Blechblasinstrumenten, auch wenn sie aus anderen Materialien wie Kunststoff (z.B. Vuvuzela) oder Holz (Alphorn, Didgeridoo, Zink) hergestellt werden. Dabei spielt das Material keine Rolle, da es keine für den Klang wesentliche Eigenschwingung ausführt.

Der Name geht entweder aus der lautmalerischen Nachbildung des Klangs bzw. einer auf dem Didgeridoo gespielten Rhythmusfolge hervor oder, das ist die alternative Erklärung, etymologisch vom irischen dúdaire dúth (gespr. dudscherreh duh), was soviel wie Horn der Eingeborenen heißt. Je nach Sprachgruppen variieren die einheimischen Namen, wobei es wenigstens 50 gibt (djalupu, djubini, ganbag, gunbarrk, gamalag, maluk, yirago, yiraki, yidaki, yedaki etc.).

Literatur: Alice M. Moyle: The Australian didjeridu: A Late Musical Intrusion, in: World Archaeology 12/3 (1981) (World Archaeology and Musical Instruments), S. 321–331.

{2014–07-03} ow