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Institut für Musikforschung

Kundi/Seto (?): Azande-Harfe mit anthropomorphem Stand – De 538

Ngbaka (?), Demokratische Republik Kongo

Es handelt sich um eine Harfe aus dem Territorium des alten Azande-Reichs, das von den Kolonialmächten am Ende des 19. Jahrhunderts in drei Teile zertrennt wurde, die Gebiete befindet sich heute im Süd-Sudan, der Zentralafrikanischen Republik und der Demokratischen Republik Kongo). Der Harfentyp besitzt einen seitlich eingezogenen Korpus (dessen Form sich nach der Kolonisierung Gitarren- bzw. Violinformen annähern konnte). Die konstant fünf Saiten dieser Harfen repräsentieren ein pentatonisches Tonsystem.

Der Hals ist mit Tüllenschäftung an den Korpus angesetzt (Bogenharfen-Typ 2 nach Wachsmann 1964). Die Beine sind nicht hinzugefügt, sondern aus demselben Stück geschnitzt wie der Resonator. Nach Kubik/Malamusi (2014, 234) sind Ganzkörperformen bei Harfen wahrscheinlich inspiriert von Objekten eines kleinen Gebietes nördlich der Zusammenflüsse des Kongo-Stroms und des Ubangi. "Nur dort gibt es, bzw. gab es im ehemaligen Belgisch-Kongo, Harfen, die zu einer ganzkörperlichen Figur umgestaltet sind."

Die Decke aus Rindsleder ist am Rand angeleimt. Zwei Schalllöcher ermöglichen das Einfädeln der Saiten.

LBT (Resonator) 27 x 12 x 12 cm
Gesamtlänge 80 cm

Herkunft: Stiftung Fritz Degel (Blieskastel), 2021

Klangbeispiel: 1952 wurde der Kundispieler Bakia Pierre von Hugh Tracey in Belgisch Kongo aufgenommen.

Literatur: Klaus Wachsmann: Human Migration and African Harps, in: Journal of the International Folk Music Council 16 (1964), 84–88. – Gerhard Kubik, Moya Aliya Malamusi, András Varsány: Afrikanische Musikinstrumente. Katalog und Nachdokumentation der Musikinstrumente aus Afrika sündlich der Sahara in der Sammlung Musik des Münchner Stadtmuseums, Berlin: Nicolai 2014, 231-234 (Azande-Harfen).

{ow; 2023-02-14}