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Institut für Musikforschung

Dhodro banam, Indien – De 395, De 563, De 565, De 566, De 570, De 583, De 585

Streichlaute, Indien (Santal), 20. Jh.

Die vom Sarinda-Typ abgeleitete Form der Streichlaute bei den Santal im Nordosten Indiens heißt dhodro banam („hohles Saiteninstrument“). Das Instrument besitzt gewöhnlich eine Saite, ist 70 bis 100 Zentimeter lang und besteht aus einem rechteckigen Korpus, einem kurzen Hals und einem dominierenden figurenverzierten Kopfbrett. Wie bei der Sarinda sind Korpus und Hals monoxyl (aus einem Stück Holz gearbeitet und nicht zusammengesetzt).

Die Darstellungen waren von kultischer Bedeutung. Die Legende besagt, dass das Holz der dhodro banam (guloic) aus einem Menschen entstanden sein soll, woraus sich die Symbolik des Aufbaus erklärt. Der untere (mit einer Decke auf Fall abgedeckte) Schallkörper steht für den Unterkörper, der obere offene Teil für die Brust, der Hals entspricht dem menschlichen Hals und der hinten offene Wirbelkasten dem Kopf. Die Saite wird über einen Kanal in der Regel in Mundposition geführt, seitlich sitzt der Wirbel im Gehörgang.

Die Figuren auf der Kopfplatte stellen in der Regel Menschen dar, Tiere tauchen, nur in Verbindung mit Menschen, als Reittiere oder Vögel auf. Die Kopfteile der Dhodro banam zeigen oft tanzende Frauengruppen in Reihen.

De 395

LBT 90 x 22,5 x 11,5 cm; Kopfplatte: 27 x 22 x 3,5 cm

Korpus in Sarinda-Form mit Resten der Fellbespannung im unteren Bereich (Bauch/Unterleib); (untypischerweise) vorne geöffneter Wirbelkasten. Bohrungen für 3 Wirbel. Auf der Kopfplatte vier Tänzerinnen, darüber ein Boot mit einer dreiköpfigen Familie (Vater, Mutter, Kind in der Mitte).

De 563

LBT 112,5 x 15 x 11 cm; Kopfplatte: 43 x 16,5 x 2 cm

Die beschnitzte Korpusrückseite ist wie die zuammengelegten Flügel eines Vogelkörpers gestaltet, der Wirbelkasten ist zur Vorderseite hin als menschliches Gesicht geformt. Im unteren Teil des Resonators fehlt die Decke, im freien Teil des Resonators, dem Brustkorb, ist eine weibliche Figur mit Herzform über dem Kopf und auf dem Solarplexus ruhender rechter Hand herausgearbeitet. Aus der großen Kopfplatte sind zwei Reihen von je vier Tänzerinnen herausgearbeitet.

De 565

LBT 72 x 13 x 9 cm

Bohrungen für 2 Wirbel im Wirbelkasten
2 Saitenkanäle zur Vorderseite und zum unteren Abschluss des Wirbelkastens hin

Im unteren Resonanzraum lateral je vier weitere Bohrungen
Kopfplatte mit drei nebeneinanderstehenden Menschen

De 566

LBT 76 x 12 x 7,5 cm; Kopfplatte: 15 x 12 x 7 cm.

Bohrungen für 2 Wirbel im Wirbelkasten
2 Saitenkanäle zur Vorderseite hin

Über dem Wirbelkasten je 4 Tänzerinnen nach vorne und zur Rückseite hin. Aufgrund der abweichenden Ornamentik und der Form mit dem relativ schlanken Hals vermutet Bengt Fosshag, dass es sich um ein Instrument der Naga-Gruppe handeln könnte.

De 570

LBT 82,5 x 15 x 13 cm

Kopfplatte beiseitig beschnitzt
Vorderseite: Zwei schnäbelnde Tauben über einem Menschen mit zusammengelegten Händen
Rückseite: Blume

De 583

LBT 76 x 12 x 7,5 cm

Kopfplatte: zwei Reihen von je 5 Tänzerinnen

De 585

LBT 80 x 11 x 10 cm

1 Saite

Wirbelkasten als Kopf mit darüberstehender Tänzerin

Herkunft: Stiftung Fritz Degel (Juli 2021)

Literatur:
Wolf Dietrich und Bengt Fosshag: Außereuropäische Lauten: Werkzeug & Kunstwerk. Sammlung Bengt Fosshag, Rüsselsheim: Verlag Brigitte Fosshag 1992.
Bengt Fosshag: Die Sārindā und ihre Verwandten. Formen und Verbreitung einer Familie von Streichinstrumenten in den Ländern des Islam und benachbarten Regionen, in: Zeitschrift für Geschichte der Arabisch-Islamischen Wissenschaften 11 (1997), 281-306.
Bengt Fosshag: The dhodro banam: Article on a bowed instrument played by the Santal and its distant relatives in Iran, Pakistan, Nepal, India and Central Asia, auf: Tribal Cultural Heritage in India 09/12/2021.
Wikipedia, Art. Banam.