Saung Gauk – De 358, De 359
Die Saung gauk, kurz saung (burmesisch စောင်းကောက်), ist eine Bogenharfe aus Myanmar (Birma). Sie gilt als Nationalsymbol Myanmars. Es handelt sich um die einzige Harfe, die in einer klassischen Musiktradition Asiens noch Verwendung findet.
Die Form des Instruments bildet einen Schwanenhals. Der schmale Resonanzkörper (ca. 80 cm lang, ca. 16 cm breit und hoch) besteht aus einem ausgehöhlten Stück siamesischer Rose bzw. birmanschen Padauks, die Decke aus der Haut von birmanschem Rotwild (thamin). Sie wird wie der Korpus lackiert. Der Hals (aus Akazienwurzel) mündet in den Boden des Resonanzkörpers. Er ist im Korpusboden breit, löffelartig fixiert, vergleichbar ostafrikanischen Harfen, z.B. der ugandischen Ennanga (vgl. De 421). Das goldlackierte Ende hat die Form eines Bodhibaumblatts (ein Symbol für die Erleuchtung Buddhas). Die heute üblichen 16 Saiten sind aus Nylon anstelle der früher verwendeten Seide. Sie verlaufen parallel vom Saitenträger, der sich in der Mitte unterhalb der Hautdecke aufwölbt und mit dem Hals verbunden ist, hin zum Stimmmechanismus, traditionell roten Baumwollkordeln, die sie am Hals fixieren. Gestimmt werden die Saiten durch ein Verschieben der Kordeln. Neuere Harfen besitzen einfacher zu bedienende Gitarrenwirbel. Als Zierelemente sind die Kordeln dort ein Relikt ihrer vormaligen Funktion.
Etymologisch weist das birmansche Wort saung auf die Herkunftsregion des Instruments zurück über (persisch) cank/chang und (hindi) canga, Bezeichnungen für verschwundene historische Harfentypen. Sie gehen wahrscheinlich zurück auf den sumerischen Namen ZAG-SAL für die babylonische Winkelharfe. Sprachlich verwandt sind in Georgien tschangi (eine Winkelharfe in der georgischen Region Swanetien) und tschonguri (eine westgeorgische Langhalslaute; vgl. De 149).
De 358:
2. Hälfte des 20. Jahrhunderts, Burma.
Teile: Instrument und Ständer
16 Saiten
Gitarrenwirbel
Maße: (Instrument, gesamt) LBH 95 x 15 x 70 cm
Provenienz: Stiftung Fritz Degel (Blieskastel).
De 359:
Miniatur einer Saung Gauk, Birma
LTH 19 x 5 x 19
(ohne Ständer)
5 Saiten
Provenienz: Stiftung Fritz Degel (Blieskastel).
Literatur: Muriel C. Williamson, The Burmese Harp. Its Classical Music, Tunings, and Modes. Northern Illinois University Center for Southeast Asian Studies, 2000. – Muriel C. Williamson, Gavin Douglas und John Okell, Saung Gauk, in: Laurence Libin (Hg.): The Grove Dictionary of Musical Instruments. Bd. 4. Oxford University Press, Oxford/New York 2014, S. 397–399.
{2021-07-23; ow}