WAMSaSa – Tamtam und Sonrai-Kinderlieder
I. Rudolf Reichelts „Feldaufnahmen“
Tam tam, vermutlich aus Timbuktu/Mali (Mai 1961)
Ungeklärter Kontext; Ruf-Antwort-Gesang (mind. ein männlicher Vorsänger und ein Männerchor) in Begleitung von Trommeln und, gelegentlich, weiblichen Lululationen. Auf Track 2 (1’40–1’50) ist unter anderem die Stimme von Reichelt im Hintergrund – sehr leise und undeutlich – zu hören. Was er sagt, könnte, sollte es je entziffert werden, zur Erklärung des Aufnahmekontexts beitragen.
Sonrai-Kinderlieder aus Timbuktu/Mali (Mai 1961)
Kinder in Westafrika, wie im ganzen afrikanischen Kontinent, haben ihre eigenen Lieder und Tänze. Die Vermittlung von Lehrinhalten in Schulen erfolgt auch häufig über Musik, Tanz und Gesang. Damit werden auch viele Kinderspiele untermalt. Die folgenden Aufnahmen stammen aus Timbuktu und scheinen im schulischen Kontext entstanden zu sein. Auf den ersten zwei Tracks ist ein Mädchenchor zu hören. Meistens singt ein Mädchen eine Zeile vor und der Chor singt diese nach (Ruf-Antwort-Gesang). Dabei wird geklatscht, gespaßt und gekichert. Ibrahim Sani zufolge handelt es sich um traditionelle Lieder, die über Generationen hinweg tradiert werden. Normalerweise werden sie nachts bei Mondschein gesungen. Bis heute, sowohl in den Städten als auch in den Dörfern, kommen Mädchen gleichen Alters auf dem Schulhof oder einem öffentlichen Platz zusammen und singen diese Lieder (Sani zu den Tracks 1 und 2).
Track 1 liegt der folgende 8-wertige Klatschrhythmus zugrunde:
Auf Sonrai verraten die kleinen Mädchen Reichelt den Titel ihres Liedes, wissen aber nicht, wie er ins Französische zu übersetzen ist (vgl. Reichelts Ansage zu Track 1). Hier folgt eine Transkription der Melodie.
In Track 2 klatschen die Mädchen den folgenden 12-wertigen Rhythmus:
Auf der Aufnahme wird die unten transkribierte Melodie (ca. 50 Cent höher transponiert) 7 Mal wiederholt. Die Transkription basiert auf Durchgang 1. Die Tonhöhen schwanken minimal in den folgenden Durchgängen.
Auf den Tracks 3 und 5–8 ist ein Jungenchor zu hören. Auf Track 3 singt ein deutlich älterer Mann (wahrscheinlich ein Lehrer) die gleichen Zeilen wiederholt vor, während die Kinder darauf mit "Hei"-Zurufen antworten. Dasselbe Lied, resp. eines mit demselben Prinzip, ist auf Track 5 zu hören. Hier werden die Zeilen jedoch von einem Kind/Schüler vorgesungen. Auf Track 4 ist derselbe Lehrer nochmals zu hören, wie er zur Belustigung der Kinder einen Gebetsrufer auf närrische Art parodiert. Auf Track 6 ist das Lied toboi toboi zu hören. Sani zufolge wird es während des heiligen Monats Ramadan gesungen. Die Kinder ziehen dabei von Tür zur Tür und bitten um Gaben (Süßigkeiten, Essen oder Geld). Heutzutage wird dieses Spiel von den Kindern in den Städten und Dörfern immer noch gespielt. In der Hoffnung auf mehr Geschenke verkleidet sich ein Kind wie ein Hase (Sonrai: toboi) und tanzt vor den Haustüren, während die anderen Kinder singen und klatschen (Vgl. Ibrahim Sani zu Track 6).
Track 7 enthält ein weiteres Kinderlied, das a capella über einen geraden Klatschrhythmus gesungen wird. Dieses etwa 10 Sekunden lange Lied wird auf der Aufnahme achteinhalb Mal wiederholt. Reichelt bezeichnet das Lied als "chanson tambara" (?) (1'04). Es hört sich wie ein Lied für den Staat Mali an, der ca. ein Jahr zuvor (20. Juni 1960) seine Unabhängigkeit erlangt hatte. Die folgende Transkription des Lieds (einen Halbton höher transponiert), basiert auf Durchgang 2 (0'11–0'21):
Nach zwei Fehlversuchen setzt das letzte Lied auf Track 8 ein (0'13). Es ist ebenfalls ein sehr kurzes Lied (ca. 15 Sekunden) und hat den melodischen Aufbau A-B-B-C. Auf der Aufnahme singen die Kinder das Lied viermal. Die folgende Transkription dieses simplen, sehr schönen Lieds basiert auf Durchgang 2 (0'28–0'42):