WAMSaSa – Rudolf Reichelts Feldaufnahmen
I. Rudolf Reichelts „Feldaufnahmen“
Rudolf Reichelt war von den 1960er bis in die 1980er Jahre im Sahel Malis und Burkina Fasos (ehemals Obervolta) als Geologe und Hydrologe tätig. Er war für den Bau und das Management von Brunnen verantwortlich. Diese Aufgabe erforderte monatelange Feldaufenthalte und die Hilfe mehrerer Mitarbeiter. Reichelt konnte durch sein Engagement das Vertrauen der Einheimischen (vorwiegend Sonrai, Fulbe und Tuareg) gewinnen. Ihm gelang es in der Zusammenarbeit mit den örtlichen Imamen und Clanchefs ein Rotationssystem von Brunnenöffnungen zu vereinbaren, um eine Überweidung zu verhindern. Durch das gegenseitige Vertrauen hielt es über 10 Jahre, in einer Zeit, in der die umliegenden Regionen schon längst verwüstet waren. Jedoch war die große Dürre im Jahre 1984 so groß, dass Hirten aus dem Norden das Gebiet überrannten und sich an keine Absprache hielten.
Reichelt hatte sich eines der ersten transportablen Spulentonbandgeräte gekauft und dann systematisch und – dank des ihm entgegengebrachten Vertrauens – ganz offen Musik in der Region aufgenommen. Einigen seiner Aufnahmen hatte Reichelt eine Ansage vorausgeschickt bzw. einen Kommentar nachgesprochen. Die entstandenen Aufnahmen hatten für Reichelt einen sehr hohen emotionalen Wert. Bei einem Besuch bzw. nach seiner Rückkehr nach Deutschland hatte er sie dem WDR angeboten. Sein Angebot wurde jedoch mit dem Hinweis auf Autonomie zurückgewiesen. Eines Tages bat Reichelt Dr. Erhard Schulz, den er bereits auf mehreren Tagungen zum Thema Sahara kennengelernt hatte, die Tonbandspulen auf -Kassetten zu überspielen. Eine Kopie davon im Umfang von 12 Kassetten durfte Schulz behalten. Diese dem Lehrstuhl für Ethnomusikologie der JMU Würzburg anvertraute Kopie legte den Grundstein für das hier veröffentlichte und somit Musikforschern zur Verfügung gestellte Schallarchiv zur Musik des Sahels und der Sahara. Der Plan, noch ausführlichere Kommentare von Reichelt aufzuzeichnen, ließ sich vor seinem Tode leider nicht mehr durchführen. Die im Winter 2015 von Dr. Ibrahim Sani, einem aus dem Niger stammenden Geographen, aufgesprochenen Kommentare zu den Aufnahmen Reichelts, dürften als Ergänzung und Zeugnis eines Insiders und Kenners der Geschichte und Kulturen der Region zugleich dienen.
Tamascheq-Frauengesänge aus Gao/Mali (Mai 1961)
Tamascheq-tehardent-Musik aus Gao/Mali (Mai 1961)
Sonrai-njarka-Musik aus Gao/Mali (Mai 1961)
Tam tam aus Gao/Mali (1961)
Jugendchor aus Hombori/Mali (Mai 1961)
Fulbe griots und hoddu-Musik aus Hombori/Mali (Mai 1961 und 1970)
Männerchor aus Hombori/Mali (Mai 1961)
Zeremonialmusik aus Hombori/Mali (Mai 1961 und 1970)
Tam tam, vermutlich aus Timbuktu/Mali (Mai 1961)
Sonrai-Kinderlieder aus Timbuktu/Mali (Mai 1961)
Tamascheq tehardent-Musik aus Timbuktu/Mali (Mai 1961)
Sonrai-Koroboro goje-Musik aus Timbuktu/Mali (Mai 1961)