Deutsch Intern
Institut für Musikforschung

Teilsammlung Fritz Degel: Asien, zentral – Mittlerer Osten

Diese Instrumente stammen aus dem zentralasiatisch - vorderasiatischen Raum, der eine Vielzahl von Ländern einschließt: angefangen vom Turkvolk der Uighuren in Xinjiang (Westchina) über die mongolischen Völker bis in den Süden Sibiriens, Turkmenistan, Usbekistan, Kirgistan, Kasakstan, die kaukasischen Länder, Iran und die Türkei sowie Israel.

Aus instrumentenkundlicher Sicht ist diese Region von Bedeutung weil sie Ursprung vieler Musikinstrumente ist, die sich weit verbreitet haben und die auch ihren Eingang in die westliche Musikkultur gefunden haben. Als Beispiele sollen hier der Oud, die Rebab und das Qanun erwähnt werden: aus ersterer hat sich die  europäische Laute entwickelt, die Rebab wurde als rebec zum Vorläufer von europäischen Streichinstrumenten und das Qanun war der Vorfahr der weit verbreiteten Psalterien und Zithern

Die Uighuren

Die Uighuren leben im westlichen Teil Chinas und bilden hier eine der größeren ethnischen Minderheiten. Ihre wichtigsten Städte entstanden an den Oasen der alten Seidenstraße wie z.B. Kashgar, Qumul und Khotan. Ursprünglich in Sibirien ansässig und vertrieben, besiedelten sie im 9. Jahrhundert n.Chr. ihr heutiges Verbreitungsgebiet und wurden Anhänger des Islam, der bis heute das Leben stark beeinflusst. Ihre musikalische Kultur ist vollkommen verschieden von der der Han-Chinesen und dokumentiert sich vor allem in den "12 Muqam"[224]. Man versteht darunter ein Genre breit angelegter Suiten mit gesungenen Versen, Erzählgeschichten, instrumentalen Abschnitten und Tanz. Außerdem findet man eine volkstümliche Tradition von gesungenen Epen (dastan), mit Musik untermalten Erzählungen (qoshak, läpär), Tanzmusiksuiten (sänäm), reine Instrumentalmusik, Volkslieder mit Themen des Alltags sowie die Musik der Sufis, der islamischen Mystiker.

Anders als in vielen islamischen Musiktraditionen, bei denen ein eher zwiespältiges Verhältnis zwischen Musik und Religion vorherrscht, ist die Musik ein wichtiger Bestandteil des alltäglichen Lebens und der Stellenwert der Musik ist hoch.

Vor allem die Muqam sind einzigartig und gehören zu den schützenswerten Genres des Weltkulturerbes der Menschheit. Die Muqam, deren Namen aus dem arabischen maqam entlehnt sind, folgen einer festgelegten Struktur: als erstes muqäddima (Sologesang als Einleitung), dann folgt der Hauptteil chong näghmä, eine Folge von  Stücken in verschiedenen Rhythmen bei denen auf jeden Gesangsteil ein instrumentales Zwischenspiel märghul folgt. Anschließend an den Hauptteil folgen die dastan in verschiedenen Rhythmen, das sind gesungene Erzählungen, oft Geschichten berühmter Liebespaare. Den Abschluss bildet dann die mäshräp, das sind Stücke in schnellem 2/4 oder 7/8 Takt zu denen auch getanzt wird. Video [228]

Die Uiguren haben eine Reihe von Musikinstrumenten entwickelt, die sich vor allem durch ihre reiche Verzierung mit  meist typischen geometrischen Ornamenten aus Horn und Knochenmaterial auszeichnen. Sie finden in den Orchestern des Muqam Verwendung aber auch in den übrigen Formen der volkstümlichen Musik.[225]

Rawap

Der Name rawap bezieht sich auf das arabische Instrument Rebab, welches in zahlreichen Varianten von Marokko über den Mittleren Osten und Zentralasien bis nach Indonesien verbreitet ist. Entsprechend vielfältig sind auch die vorkommenden Formen und Bezeichnungen. Die uighurische Rawap soll bereits im 14. Jahrhundert erwähnt worden sein.

Hier abgebildet sind links eine kashgar rawap und rechts eine qoychi rawap, eine kleinere Abart, welche vor allen Dingen von Hirten gespielt worden sein soll und meistens in der Region von Khotan benutzt wird. Beide Instrumente gehören zu den am meisten gespielten Volksinstrumenten der Uighuren, vor allem die dastanchi und qoshaqchi, die Erzähler, bedienen sich ihrer als Begleitung ihres Vortrags. Aber auch im alltäglichen Gebrauch werden sie häufig bei allen möglichen Anlässen als wirkliches Volksinstrument gespielt

Die kashgar rawap wird üblicherweise aus Maulbeerbaumholz hergestellt, der kleine, runde Resonator trug früher eine Decke aus Pferde- oder Affenhaut, heute wird fast ausschließlich Schlangenhaut verwendet. 

Auffälliges Merkmal sind die beiden möngüz genannten, an die Hörner von Ziegen erinnernden Verzierungen, die am Übergang des Griffbretts zum Korpus angebracht sind. Wie alle Instrumente der Uighuren ist sie mit Einlegearbeiten unter Verwendung traditioneller Muster verziert. Auf dem langen Hals sind 25 verschiebbare Bünde angebracht, sie waren früher aus Darm, heute aus Nylon.

In den letzten Jahrzehnten hat sich die Rawap zu einem virtuos gespielten Solo- und Orchesterinstrument entwickelt, das mit sechs Saiten ausgestattet ist. Sie sind meist im Quintabstand gestimmt, z.B. cc g d a e. Gespielt wird das Instrument mit einem Hornplektrum indem fast ausschließlich die tiefere doppelchörige Saite angerissen wird. Die übrigen werden lediglich leer als Begleitung mitgespielt.

Die uighurische Musik ist nicht einheitlich, man kann mehrere lokale Stile differenzieren, die sich an einzelnen Oasenzentren herausgebildet haben. Während sich der musikalische Stil Kashgars und der Raum Khotan sich mehr an der klassischen zentralasiatischen Tradition Samarkands und Bucharas orientieren, ist der Stil der östlicher gelegenen Qumulregion mehr an die chinesische Tradition angelehnt. Es gibt signifikante Unterschiede in der Musikpraxis und im verwendeten Instrumentarium. So werden z.B. vier verschiedene Muqamarten unterschieden, Kashgar-, Turpan-, Qumul- und Dolan-Muqam.

Hauptinstrument des letzteren ist die dolan rawap. Im Unterschied zu der Kashgarversion sind die möngüz, die Zierhörner,  hier zu Rechtecken stilisiert. Weiterhin verwendet man als Material für die Decke keine Schlangenhaut, Ochsen- oder Affenhaut  finden Verwendung. Neben den drei Spielsaiten, die ähnlich wie bei der Kashgar-Rawap gespielt werden, verfügt das Instrument noch über 10 reine Resonanzsaiten, die entsprechend den verwendeten Skalen gestimmt werden können.


Video Rawap Kashgar[226]
Video Rawap Dolan [227]

Ghijak

Ghijak ( auch Ghijek, Ghaychak, Geychak) ist ein Streichinstrument, welches man in verschiedenen Formen und Abwandlungen im Iran, Afghanistan, Tadschikistan, Turkmenistan, Usbekistan und bei den Uighuren Westchinas antreffen kann.
Dieses Instrument stammt aus Kashgar. Es ist in der althergebrachten  Art und Weise mit geometrischen Mustern und Einlagen verziert. Traditionell wurde zum Bau des Resonators Aprikosenholz verwendet während für den Hals und Kopf Weiden-, Aprikosen- oder Maulbeerbaumholz bevorzugt wurde. Der Korpus ist aus einem Stück gearbeitet und enthält seitlich angebrachte Schallöffnungen. Die Decke besteht meistens aus Kuhfell, auf ihr ist ein Steg aufgesetzt, der die Schwingungen der Saiten überträgt. Diese verlaufen über einen bundlosen Steg zu vier seitständigen, großen, runden Wirbeln. Die Saiten werden mit einem rosshaarbespannten Bogen untergriffig gestrichen.

An der unteren Seite des Resonators ist ein hölzerner Dorn mit einem gebogenen Abschluss angebracht. Beim Spielen wird das Instrument senkrecht mit diesem Bogen auf das Knie oder den Oberschenkel aufgesetzt. Etwa um die Mitte des letzten Jahrhunderts wechselte man zur Violinstimmung nach westlichem Vorbild. Heute werden auch Sopran und Tenorversionen angeboten.

In der Dolan-Region verwendet man ein Ghijak mit einer Melodiesaite aus Pferdehaar und einigen Resonanzsaiten aus Metall. Das Qumul-Ghijak hat zwei Spielsaiten, die auf eine Quinte gestimmt sind sowie sechs bis acht Resonanzsaiten. Es ist das Hauptinstrument im Qumul-Muqam, begleitet von rawap, chang (Hackbrett) und dap (Rahmentrommel).[225]

Video Ghijak [229]

Khushtar

Die khushtar ist ein sehr junges Instrument in der uighurischen Musikszene. Sie wurde in den sechziger Jahren des letzten Jahrhunderts erst entwickelt. Vorlage dazu waren Darstellungen auf buddhistischen Wandmalereien in Höhlen Xinjiangs.

Die Khushtar ist wie die Ghijak ein Streichinstrument, es wird auch in ganz ähnlicher Weise gespielt und ist wie letztere in Quinten wie die Violine gestimmt. Unterschiede bestehen in der Bauform und im Klang. Das Instrument besitzt die Form einer längs geschnittenen Birne. Die Decke  ist nicht mit Fell bespannt, sondern ist aus Holz. Darin sind zwei halbmondförmige Schallöffnungen ausgestochen. Die Ränder sind an beiden Flanken abgeflacht um die Bogenführung zu erleichtern. Der Dorn mit der Wölbung dient zur Befestigung des hölzernen Saitenhalters und als Kniestütze für die vertikale Spielhaltung. Die Khushtar besitzt auch einen ausgearbeiteten Wirbelkasten, der fast immer mit einem Vogelmotiv abgeschlossen wird. Das Griffbrett hat keine Bünde.

Die Khushtar klingt vor allem wegen der Holzdecke tiefer und weicher als die fellbespannte Ghijak und ist in letzter Zeit eines der wichtigsten Melodieinstrumente professioneller Muqamensembles geworden. Es gibt sie in verschiedenen Stimmlagen, bei dem abgebildeten Instrument handelt es sich wohl um ein Sopraninstrument.[225]

Video Khushtar [230]

Dutar

Die Bezeichnung dutar kommt aus der Farsisprache und bedeutet soviel wie zweisaitiges Instrument ( du = zwei, tar = Saite). Es handelt sich dabei immer um eine Langhalslaute, die man in Zentralasien, Xinjiang, Iran, Afghanistan und dem Mittleren Osten unter den verschiedensten Namen antrifft: Dotar, Dutor, Dongbula, Dumbra, Dombra, Dombura u.a. Der Vorläufer der heutigen Instrumente ist wahrscheinlich der "Tanbur von Khorasan" wie ihn Farabi in seinem Essay kitab al musiqi al kabir im 10. Jahrhundert beschrieben hat. Der Name Dutar ist Anfang des 16. Jahrhunderts belegt.

Alle Instrumente haben bei  grundlegender Gemeinsamkeit regionale Besonderheiten ausgeprägt. Bei den Uighuren ist es das am weitesten verbreitete Instrument überhaupt und ist in fast jedem Haushalt zu finden. Ihre Existenz lässt sich etwa bis ins 8. Jahrhundert auf Mauerzeichnungen zurückverfolgen. Es ist das einzige Instrument, das die uighurischen Frauen seit altersher gespielt haben. Die uighurische Dutar gehört zu den größten ihrer Art, sie lässt sich auch leicht an ihren typischen geometrischen Mustern erkennen. Sie spielt als Begleitinstrument zu Volksliedern eine herausragende Rolle, sie ist aber auch Bestandteil des Muqamorchesters.[225]

Der Korpus wird traditionell aus Streifen von Maulbeerbaumholz zusammengesetzt, auch für die Decke wird das gleiche Holz verwendet. Für den Hals wird Walnuss- oder Aprikosenholz bevorzugt. Die Saiten waren früher aus Seide heute wird sie durch Nylon ersetzt. Sie werden unterständig am Korpus befestigt, verlaufen über einen kleinen, flachen Steg über ein Griffbrett mit verschiebbaren, geknüpften Bünden aus Darm oder Nylon und werden an zwei halbmondförmigen seit- und frontständigen Wirbeln befestigt. Das Instrument besitzt keine Schallöffnung.

Gespielt wird das Instrument ohne Plektrum mit hauptsächlich Zeigefinger und Daumen der rechten Hand. Die Saiten werden meist im Quart- oder Quintabstand gestimmt, die oberste ist die Melodiesaite, die zweite Seite wird als Leersaite mitgespielt, öfters aber auch mit dem Daumen der linken Hand abgegriffen zur Erzeugung einer einfachen Mehrstimmigkeit.[231]

Video Dutar uigh. [235]

Dongbula

Die dongbula ist in ihrer Form gleich mit der uighurischen Dutar, wenn auch in den Abmessungen mit 90 bis 100 cm etwas kleiner. Der Korpus wird aus einem Stück Maulbeerbaumholz herausgeschnitzt, nach anderen Quellen aus roter Weide oder Kiefernholz. Die Decke besteht überwiegend aus dem Holz der Fichte oder Rottanne. Die zwei Saiten werden aus Darm oder Seide, heute auch aus Nylon gefertigt. Sie sind häufig in d und g gestimmt und verlaufen über einen niedrigen Steg über ein Griffbrett mit 8 - 11 Bünden zu den hinterständigen Wirbeln. In der Decke findet man eine oder mehrere Schallöffnungen. Sie ist auch in vielen Fällen dekorativ verziert.

Die Dongbula ist das Nationalinstrument der kasachischen Minderheit in der Ili-Kazak-Autonomen Präfektur in Xinjiang, Nordwestchina. Es ist das Instrument der aken, der kasachischen Volkssänger, die es bei ihrem Gesang zur Begleitung benutzen. Sie nennen es gechang dongbula was "singende Dongbula" bedeutet.[232]

Dutar in Turkmenistan

Die Dutar spielt insbesondere in der Musik Turkmenistan in mehrfacher Hinsicht eine tragende Rolle. Ihr Aussehen entspricht weitgehend der uighurischen Schwester. Einmal wird sie zur Begleitung von Volksliedern verwendet, die sich meist auf Themen des alltäglichen Lebens als Bauern und Hirten beziehen. Das Instrument wird dabei meist homophon verwendet, manchmal mit Quarte oder Quinte unterstützt.
Als zweites existiert im Süden des Landes ein rein solistischer Musikstil, der sich an klassischen Vorbildern des Maqam orientiert und eine hoch virtuose Spielweise implementiert.

Ihre wichtigste Funktion hat aber die Dutar als Instrument der bakhshy. Dies sind Sänger, die sich immer mit der Dutar begleiten. Sie treten bei wichtigen sozialen Anlässen der Gemeinschaft auf, z.B. bei Hochzeiten, Geburtstagen und Beschneidungszeremonien. Ein solcher Auftritt kann eine ganze Nacht vom Abend bis zum Morgengrauen dauern und ist in drei Teile gegliedert. Eine Vorstellung kann mehrere Dutzend Einzeltitel umfassen, einschließlich epischer Erzählungen (dessan).

Der bakhshy beginnt zunächst in der tiefsten Stimmlage mit kurzen Texten und Liedern, dann folgt der längere Hauptteil in mittlerer Stimmlage und komplexeren Titeln bis zum kurzen Schlussteil, bei dem der Sänger stimmlich und emotional an seine Grenzen geht. Diese Steigerung wird durch die Dutar verstärkt, die zu jedem neuen Teil höher gestimmt wird. Die linke Hand des Spielers fügt auch perkussive Elemente zur Verstärkung des musikalischen Effekts hinzu. Die Tradition der bakhshy geht auf vorislamische Wurzeln zurück und weist starke Bezüge zu animistischen und schamanistischen Traditionen auf. Der Auftritt eines bakhshy hat Parallelen zu einem Schamanenritual, bei der als Endstufe die Trance steht, um mit der Welt der Geister in Beziehung treten zu können.

Der Korpus (kädi) der turkmenischen Dutar wird aus einem Block Maulbeerbaumholz herausgearbeitet, seltener aus Walnuss. Die Decke (gapak) ist ebenfalls aus Maulbeer, oft werden dünne Schalllöcher in einem bestimmten Muster eingebohrt, die Aufschluss über den Hersteller geben, ähnlich einem Stempel. Der Hals (sap) ist aus Aprikosenholz ebenso wie der schmale Steg (esek). Die zwei Saiten sind meistens in Quarten gestimmt und bestehen aus Stahl.[233][234]

Video Dutar turkm [236]

Zentralasien

Dombra

In der Musik Kasachstans wird die zweisaitige Langhalslaute dombra genannt, nicht zu verwechseln mit der russischen Domra. Ähnlich wie in Turkmenistan hat das Instrument den Status eines nationalen Symbols und es war früher fast in jeder Jurte zu finden. Bei Ausgrabungen in Khorezm wurden 2000 Jahre alte Terrakottafiguren gefunden mit zweisaitigen Zupfinstrumenten ähnlich der Dombra. Man vermutet, dass  es die Vorläufer der heutigen Instrumente waren.

Zum Bau des Korpus wird oft Zedernholz verwendet, die Decke wird aus Tannenholz gefertigt. Sie ist oft mit kasachischen Ornamenten versehen und besitzt ein rundes Schallloch. Für die Saiten benutzte man ursprünglich Tiersehnen, später dann Schaf- oder Ziegendärme. Die Saiten sind meist in Quarten gestimmt in d und g, seltener ist die Quintstimmung. Die Melodie wird wie üblich nur auf der höheren Saite gespielt.

Ähnlich wie in Turkmenistan ist die Dombra ein Instrument der akyn, der Sänger, die Epen und Geschichten mit ihrer Begleitung vortragen, wie z.B. das monumentale manas-Epos. Neben der Begleitung von Volksliedern gibt es noch eine rein instrumentale Form, die kiui. Zur Wiedergabe der virtuosen und schnellen tokpe kiui benutzt man eine Dombraform mit extra langem und dünnem Hals.[238]

Video1 Dombra [237]

Robab

Die abgebildeten Instrumente zeigen einen Typus der Rebab, wie er hauptsächlich in Usbekistan (Robab1 und Robab3), Tadschikistan und Turkmenistan anzutreffen ist. Die Instrumente variieren je nach Herkunft in Größe und Aussehen.

Die usbekische robab (rubab, rowap), öfters auch als kashgar robab bezeichnet, hat als besonderes Kennzeichen die beiden "Widderhörner" als Verzierung am Übergang vom Hals zum Korpus. Dieser setzt sich aus einzelnen, relativ breiten Streifen von Maulbeerbaumholz zusammen. Die Decke des Korpus wird von einem Schaffell gebildet, darauf sitzt ein flacher Steg. Auf dem Griffbrett befinden sich 24 Metallbünde. Robab 1 besitzt fünf Saiten, vier aus Darm und die tiefste aus Metall. Die Wirbel sind seitständig und bestehen entweder aus Metall oder aus Holz. Bei Robab3 scheint es sich um ein Orchesterinstrument nach dem Vorbild der Domra im russischen Volksmusikorchester zu handeln, während Robab 1 mehr ein solistisch verwendeter Typ zu sein scheint. Gespielt wird dieses Instrument mit einem Hornplektrum unter häufiger Verwendung der Tremolotechnik. Gehalten wird es in einer typischen Art: der Korpus wird in die rechte Armbeuge gelegt, die linke stützt den Hals. Dadurch kann das Instrument auch im Stehen oder Laufen gespielt werden.

Robab 2 scheint aus Tadschikistan oder Turkmenistan zu stammen. Sie ist aus einem einzigen Stück (wahrscheinlich Maulbeerbaumholz) gefertigt und weist auch nicht die Widderhörner auf. Auch ist die Anzahl der Bünde geringer.

Video Robab1 [239]

Morin Huur

Die morin huur, chinesisch matouqin, ist das am weitesten verbreitete Streichinstrument im mongolischen Kulturbereich. Diese Bezeichnung bedeutet soviel wie Pferdekopfgeige. Der Name rührt von dem geschnitzten Pferdekopf her, der traditionell an die Wirbelhalterung angeschnitzt wird.

Das Instrument besaß früher eine Felldecke über dem sich leicht verjüngenden trapezförmigen Korpus mit geraden Zargen und flachem Boden. Heute wird die Decke aus Holz gefertigt und es werden meist F-Löcher eingeschnitten.

Die beiden Saiten werden an einem Saitenhalter aus Holz befestigt, der wiederum unterständig am Korpus fixiert ist. Die Saiten verlaufen über einen Steg und den Hals zu zwei seitständigen relativ großen Wirbeln aus Holz. Sie  bestehen aus Schweifhaaren von Pferden, die weder zusammengedreht noch umwickelt sind. Die tiefere Saite, die als männlich bezeichnet wird, enthält etwa 130 Haare, die höhere "weibliche" etwa 100. In früherer Zeit benutzte man Sehnen von Hirschen und Bergschafen, heute werden meist Kunststoffäden für die Saiten benutzt. Sie sind meist im Quintabstand gestimmt aber auch Quartstimmung wird benutzt.

Gestrichen wird das Instrument mit einem untergriffig gehaltenen Bogen, der  ebenfalls mit Pferdehaaren bespannt ist. Mit den Fingern lässt sich die Spannung des Bogens verändern, was eine feine Abstufung der Klangfarben begünstigt. Das Harz der Zeder, der Zirbelkiefer oder der sibirischen Lärche dienen dazu, die Griffigkeit der Rosshaarsaiten zu erhöhen.

Beim Spielen wird das Instrument mit der Unterseite auf einen Schenkel gesetzt, der Hals zeigt schräg in Richtung der Schulter. Die linke Hand drückt die Saiten nicht auf das Griffbrett nieder, die Tonhöhe wird durch leichtes seitliches Anlegen der Greiffinger an die Saiten verändert.

Die Morin Huur wird zu vielen Gelegenheiten gespielt, man braucht sie bei bestimmten Ritualen und bei der Begleitung von Tänzen und Liedern. Oftmals dient sie zur Imitation von Klängen der Natur, z.B. um das Rauschen des Windes, das Murmeln eines Bachs oder das Wiehern eines Pferdes darzustellen. [240]

Video Morin Huur [241]

Doshpuluur

Diese Laute kommt in verschiedenen Abwandlungen im gesamten mongolischen Raum vor. Es gibt Instrumente in Trapezform, bei denen Decke und Boden fellbespannt sind, andere sind spatelförmig und haben einen Korpus mit Felldecke, bei anderen ist auch die Decke aus Holz. Die Zahl der Saiten schwankt ebenfalls: ältere Instrumente haben fast immer zwei, neuere oft drei und manchmal vier Saiten. Auch die Bezeichnungen differieren je nach Region: khun tovshuur, tobshuur, doshpuluur, topshur oder khomys.

Das nebenstehende Instrument ist aus einem Stück herausgearbeitet, man verwendet dazu oft Kiefern- oder Lärchenholz. Die Decke wurde traditionell aus Kamel- oder Ziegenfell hergestellt, sie enthält drei kleine, runde Schalllöcher. Die beiden Saiten sind unterständig befestigt und verlaufen über einen niedrigen Steg, der auf dem Fell des Resonators aufsitzt. Gestimmt werden sie meist in Quarten ( gelegentlich auch in Quinten) mit zwei einfachen Holzwirbeln, die nur auf der einen Seite des bundlosen Halses sitzen. Die Saiten waren früher aus Pferdehaaren zusammengedreht. Bei der einen war die Drehung im Uhrzeigersinn, bei der anderen im Gegensinn. Der Kopf des Instruments ist immer verziert, in diesem Fall ist es ein Pferdekopf. Üblich ist auch die Darstellung eines Schwans, weshalb manchmal auch von einer Schwanenhalslaute gesprochen wird.Gespielt wird nicht mit einem Plektrum sondern mit verschiedenen Fingertechniken der rechten Hand.

Das Instrument dient hauptsächlich zur Begleitung von tuul und magtaal. Die tuul sind Epengesänge, sie beschreiben das Leben und die Taten von großen Helden und Kriegern oder handeln von berühmten Pferden. Unter magtaal sind Lob- und Preislieder zu verstehen. Sie beschreiben die Schönheit des Altai und der Natur, aber sie beziehen sich auch auf alltägliche Ereignisse, wie z.B. den erfolgreichen Umzug von einem Weideplatz zum anderen.[244]

Video Doshpuluur [245]

 

Komuz

Der Name komuz scheint mit einer alten türkischen Laute kopuz verwandt zu sein und steht auch mit der kobys, der kasachischen Streichlaute, und der khomus, der Maultrommel Tuvas und Yakutiens in Beziehung. Dieses Instrument ist das am weitesten verbreitete und populärste in Kirgisistan, es hat gewissermaßen den Status eines nationalen Symbols. 1962 wurde bei Ausgrabungen bei dem Dorf Shamsy im Chui-Tal eine Komuz gefunden, die aus dem 4./5. Jahrhundert stammt.

Es wird aus einem Stück herausgearbeitet, bevorzugt werden dabei Aprikosen- und Wacholderholz. Die Form des Korpus gleicht einer längs halbierten Birne mit einem flachen, nur leicht nach außen abgerundeten Boden. Die Decke ist ebenfalls aus Holz, wahrscheinlich ausFichte/Tanne.Die zwei, meistens drei Saiten waren früher aus Darm gedreht, heute wird ganz überwiegend Nylon benutzt. Sie sind an einem unterständig fixierten Saitenhalter befestigt, verlaufen über einem niedrigen Steg und dem bundlosen Hals zu den seitständigen Wirbeln, die alle auf der gleichen Seite liegen. Es gibt eine Reihe unterschiedlicher Stimmungen, die unterschiedlich bezeichnet werden, z.B. kerbez (e a e), ters (d a g) oder ongu (e a h).

Die Saiten werden ohne Plektrum mit den Fingern der rechten Hand meist gemeinsam geschlagen. Die Spielhaltung ist gitarrenähnlich, die Art des Spiels oft virtuos. Die ausgeprägte Gestik der rechten Hand unterstreicht oftmals den Inhalt des musikalischen Vortrags. Das Instrument wird gleichermaßen von Männern und Frauen jeden Alters gespielt, sowohl als Soloinstrument, in kleineren Ensembles als auch in großen Volksmusikorchestern.

Die Komuz war aber auch das Instrument der baksa, der Schamanen, die es für ihre Zeremonien an Stelle der sonst üblichen Trommeln benutzten. Es ist bis heute das Instrument der akyn geblieben. Dies sind die Sänger, die mit Begleitung der Komuz lyrische Gedichte, Naturschilderungen und breit angelegte Epen wie das monumentale manas-Epos rezitieren. Die aytish, die Wettbewerbe der akyn, gehören zu den Höhepunkten des gesellschaftlichen Lebens und erfreuen sich höchster Beliebtheit.[246][247]

Video Komuz [248]
Video Komuz Gruppe [249]

Kobys

Die kobys oder kyl kobys ist eine gestrichene Kurzhalslaute, die in der Volksmusik Kasachstans beheimatet ist und in ähnlicher Form mit teils offenem, teils geschlossenem Resonanzkörper auch in benachbarten Regionen auftritt. Die Form des Instruments soll an den Schwan erinnern, welcher in machen gegenden Zentralasiens als ein heiliges Tier gilt.

Die älteren Formen hatten zwei Saiten im Quint- oder Quartabstand aus Pferdehaar, der obere Teil des zweigeteilten Resonanzkörpers war offen, der untere Teil mit einer Decke aus Ziegen-, seltener Kamelfell verschlossen. Meistens wurde zur Herstellung des aus einem Block hergestellten Korpus Maulbeerbaum- oder Birkenholz benutzt. Diese Form hatte eine gewisse Ähnlichkeit mit der heutigen nordindischen Sarinda oder Sorud und der persischen Form des Ghijak.

Die alten Instrumente standen in enger Beziehung zu den kasachischen Schamanen, den baqshi. Man schrieb der kobys magische Kräfte zu, sie sollte böse Geister und Krankheiten vertreiben. Außerdem wurde sie als Begleitinstrument für die alten epischen Dichtungen gebraucht, die von den jyrau, den Dichtersängern vorgetragen wurden. Auch sie konnten ähnlich den Schamanen in Beziehung zu den Totengeistern oder Schutzgeister treten. Ursprünglich trugen sie die epischen Texte ohne Begleitung im Obertongesang vor, später wurde die Begleitung durch die kobys gebräuchlich. Auch die akyn, die Sänger der Karakalpaken am Aralsee, benutzen das Instrument zu ähnlichen Zwecken.

In der Sowjetzeit wurden die jyrau als Verbreiter von Aberglauben verfolgt und ihre Tradition verschwand. Auch das Instrument wurde verändert und der westlichen Violine angepasst, wie das nebenstehende Foto zeigt.
Man kreierte ein viersaitiges Instrument, dessen Schallkörper durch eine Holzdecke und eine Felldecke geschlossen war. Mit dieser Form war man in der Lage sowohl die traditionelle wie auch die westliche Musik wiederzugeben.[250][251]

Video Kobys [252]
Video Kobys [252a]

Kyl kiak

Kyl kiak bedeutet in Kirgisistan soviel wie "Pferdeschweif - kiak". Das Instrument zeigt gewisse Parallelen zu der eben geschilderten kobys. Üblicherweise wird sie aus einem Block Aprikosenholz herausgearbeitet. Der Korpus ist im oberen Teil zum Hals hin annähernd rund und verjüngt sich nach der entgegengesetzten Seite. Der schmalere Teil ist von einer  Decke  aus Ziegen- oder Kamelhaut bedeckt, der obere, runde Teil bleibt offen.

Die Saiten werden aus je einer Anzahl Pferdeschweifhaaren gemacht, die nicht miteinander verdrillt werden. Sie sind mit einem Halter aus Leder an der Unterseite des Korpus befestigt und laufen über einen halbkreisförmigen Steg, der am Rande des Deckenfells aufsitzt. Der Hals ist bundlos und endet oft in einem angeschnitzten Pferdekopf, in dem die beiden runden, seitständigen Wirbel sitzen. Gespielt wird untergriffig mit einem Bogen, der mit Pferdehaaren bespannt ist, dabei wird das Instrument senkrecht gehalten. Es wird nur die obere Saite zum Melodiespiel gestrichen, die untere klingt mit.

Das Instrument in seiner kompakten Bauweise kann leicht auch im Sitzen, Stehen oder auch zu Pferde gespielt werden. Es ist, wie der Name und Bauweise schon ausdrücken, eng mit diesem Tier verbunden, das im Zentrum des nomadischen Lebens steht. Nicht wenige glauben, dass der Streichbogen, der bis auf den heutigen Tag aus Pferdehaaren gefertigt wird, in den Steppen Zentralasiens bei den Nomaden zuerst angewendet wurde.[253]

Video Kyl kiak [254]

Sato

Das sato ist eine Langhalslaute, die in der Volksmusik Usbekistans und Tadjikistans zu finden ist. Sein Korpus wird meist aus einem Block Maulbeerbaumholz herausgearbeitet und besitzt eine unverwechselbare Form. Aus einem gerundeten Unterteil schweifen die geraden Zargen symmetrisch nach außen um dann zum Griffbrett zu wieder nach innen zu laufen. Auf diese Weise entstehen zwei markante Ecken, die bei Lauten sonst kaum zu finden sind. Die Decke scheint aus dem gleichen Holz beschaffen zu sein wie der Resonanzkörper und wird durch drei runde Schallöffnungen durchbrochen, welche durch dekorative, sechsgeteilte, perlmuttartige Verzierungen teilweise ausgefüllt werden. Einlegearbeiten aus dem gleichen Material finden sich auch umlaufend an den Zargen, auf dem Griffbrett und an der Vorderseite des Wirbelkastens. Das Griffbrett ist zusätzlich der Länge nach an beiden Seiten durch Streifen eines helleren Holzes verziert. Der Boden des Instruments ist gerundet. Der Hals und der nach hinten geschweifte Wirbelkasten sind ebenfalls aus einem Stück Nussbaum  oder dem Holz des Pfirsichbaums gearbeitet und an den Resonator angesetzt. In den Hals eingelassen sind 19 feste Bünde aus Holz, die anscheinend eine diatonische Reihe ergeben. Die fünf Saiten sind an der Zarge an einem metallenen Saitenhalter befestigt und verlaufen dann über einen konisch nach oben zulaufenden Steg. Die obersten beiden Saiten liegen dichter beieinander und bilden einen Chor für die Melodiesaiten zu bilden. Die übrigen drei Saiten haben einen größeren Abstand zueinander, es handelt sich dabei um Bordunsaiten, die bei Bedarf hizukommen. Sie enden im Wirbelkasten in fünf schön geschnitzten Wirbeln aus Holz.

Verwendet wird das sato überwiegend als Streichinstrument in der klassischen usbekisch - tadjikischen Kunstmusik, die in Städten wie Buchara und Taschkent ihren Kulminationspunkt vor allem im shashmaqam hatte. Man versteht unter diesem Begriff  ("sechs maqam") ähnlich wie bei den uighurischen "zwölf muqam" lange Suiten bestehend aus Instrumentalstücken, lyrischem Gesang, kontemplativer Dichtung und Tanz, die in einem künstlerischen Gesamtkonzept von großer Feinheit und Schönheit zusammengefasst  und zum UNESCO - Weltkulturerbe erklärt worden sind. Der instrumentale Part und die Begleitung für den Gesang und den Tanz übernimmt dabei eine Gruppe, die meist aus einer doira (Rahmentrommel), einer dutar (zweisaitigen Laute), tanbur (Langhalslaute hauptsächlich zur Gesangsbegleitung) und dem sato als Streichinstrument besteht. Daneben gibt es noch zahlreiche weitere Besetzungen in denen traditionelle Instrumente wie Qanun, Tar oder Rawap sowie neuere wie die Geige vertreten sind.

[253A]

Video Sato [253B]

Tschangla

Dieses Instrument habe ich von einer Volksmusikgruppe aus der autonomen Region Burjätien erworben. Diese Landschaft liegt südlich des Baikal  und ist von der Lebensweise in der innerasiatischen Steppe und der Kultur  her stark von der benachbarten Mongolei geprägt. Dies betrifft sowohl  die Musik als auch  die Religion, ein guter Teil der Einwohner bekennt sich zum Buddhismus.
Der Vorbesitzer bezeichnete das Instrument als tschangla. Ihre mongolische Verwandtschaft lässt sich sofort an der Kopfplatte ablesen, die als ein Pferdekopf gestaltet wurde. Diese Darstellungsform des Instrumentenkopfes findet sich öfter in der innerasiatischen Steppe, wo dem Pferd im täglichen Leben der Menschen eine überragende Rolle zugemessen wird. Andere Beispiele dafür sind die morin huur  oder die igil. In die Kopfplatte eingelassen sind Metallmechaniken ähnlich wie bei der Mandoline, die die vier Metallsaiten aufnehmen und spannen. Die tschangla besitzt einen ovalen Schallkörper aus einem bräunlichen Holz mit geraden Zargen an der Seite und einem flachen Boden. In den Zargen sind längliche Schallöffnungen ausgespart. Die Decke des Korpus besteht aus der Haut einer Echsen- oder Schlangenart. Der angesetzte Hals ist mit einem Griffbrett belegt, in welches 19 Metallbünde eingelassen sind. Ihre Anordnung lässt auf eine diatonische Skala schließen. Die Saiten verlaufen über einen hölzernen Steg, der auf die Fellmembran lose aufgesetzt ist und enden in einem metallenen Saitenhalter wie er bei Mandolinen üblich ist. Wahrscheinlich ist dieser Instrumententyp ähnlich wie andere Instrumente des asiatischen Teils der früheren UdSSR in "westlicher" Manier verändert worden.
Die Sowjetführung wollte damals den Einfluß der überlieferten Musikformen zurückdrängen und die Musikinstrumente so gestalten, dass die in der westlichen Musik üblichen Skalen wiedergegeben werden konnten. Außerdem wurden technische Details eingeführt (wie z.B. Wirbelmechaniken) die das Stimmen und damit die Handhabung der Instrumente erleichterten.

Iran

Tanbur

Der tanbur (auch tambur) ist ein weit verbreitetes Instrument, das sich vom Balkan bis zum Nordwesten Chinas finden lässt. Es handelt sich dabei um eine gezupfte Langhalslaute mit Bünden und einer sehr langen Tradition. Man kann sie zurückführen auf  die Lauten des Alten Ägypten und Babylons, die ihr im Aussehen sehr ähnlich sind. Statuen, die man in Shush ausgegraben und auf 1500 v.Chr.datiert hat, belegen ihr Vorkommen im alten Persien. Al Farabi unterscheidet um 950 n.Chr. den Tanbur von Khorasan und den Tanbur von Baghdad. Ersterer hatte zwei Seidensaiten in Quint- oder Quartstimmung ähnlich wie die Dutar. Beide sind von gleichem Ursprung, haben aber in Bezug auf Spieltechnik, Repertoire und Funktion eine eigene Entwicklung durchgemacht.

Über die Herkunft des Namens gibt es unterschiedliche Auffassungen. Zum einen glaubt man dass er von dem sumerischen pandur oder pantur abgeleitet ist, mit dem man im 3. Jahrtausend in Akkad Langhalslauten bezeichnete. Andere wiederum glauben, dass er von dem persischen tandur oder tanur herkommt was soviel wie Tonofen bedeutet. Dies bezieht sich auf die Tatsache, dass vor der Verarbeitung das Tonholz oft in Öfen getrocknet wurde, um eine Verbesserung der akustischen Eigenschaften zu erzielen. Der Begriff wurde dann auf das hergestellte Instrument als Ganzes übertragen.

Der erwähnte Tanbur von Khorasan diente als Vorbild einer ganzen Reihe von Instrumenten, die allerdings eine eigene Identität und kulturelles Umfeld besitzen. Zu erwähnen sind Lauteninstrumente wie z.B. die Dombura oder Dombra Kasachstans, der türkische Tambor, der afghanische Tanbur (Tumbur), die indische Tanpura, der kurdische  Tembur und der uighurische Tembor, die bulgarische Tambura, die kroatische Tamburitza  und die Dambura, eine Schalenleier aus dem Sudan. Setar, Saz und Buzuq weisen ebenfalls Bezüge zum Tanbur auf.

Der heutige persische Tanbur hat drei, manchmal vier Saiten; das Spielsaitenpaar aus Stahl ist unisono gestimmt, die dritte Saite, oft aus Kupfer, steht in der Unterquarte oder -quinte und dient als Bordun. Sie wird teilweise aber auch mit dem Daumen der linken Hand abgegriffen. Die Finger der rechten Hand schlagen die Saiten meistens zusammen an. Der Korpus wird meistens aus Streifen von Maulbeerbaumholz hergestellt, die geknüpften Bünde sind verschiebbar und können dem gespielten Modus angepasst werden.

Der Tanbur wurde häufig in der Volksmusik verwendet, eine besondere Bedeutung erlangte er aber in Zusammenhang mit religiösen Gemeinschaften des Islam. Die ahl-e haqq-Sufibruderschaft im westlichen Iran benutzt den kurdischen Tanbur (tembur) als einziges Instrument in ihren religiösen Zeremonien.[255][256]

Bei dem neben abgebildeten Instrument handelt es sich vermutlich um einen Tambur aus dem kaukasischen Raum. Er ist sehr einfach aus einem Stück Nussbaum- oder Maulbeerbaumholz herausgearbeitet, hat Bünde aus Metalldraht, und fünf Metallsaiten, die an vorder- und seitständigen Wirbeln befestigt sind.

Video Tanbur [257]

Tar

Der tar (persisch = Saite) ist eines der wichtigsten Musikinstrumente Irans ("Sultan der Instrumente"), der Kaukasusregion ( Aserbeidschan, Armenien) und Teilen Zentralasiens (Tadschikistan). Er gehört zur Familie der Langhalslauten und wird in zwei Arten unterschieden. Die eine Art ist der tar e shiraaz der iranische Tar, die zweite heißt tar e ghafghaaz, kaukasischer Tar oder auch Azeri-Tar.

Bei beiden wird der Korpus traditionell aus einem Stück Maulbeerbaumholz herausgearbeitet, der Hals aus Nussbaum- und die Wirbel aus Birnenholz. Im markanten durchbrochenen Wirbelkasten sitzen meist große, dekorative Wirbel aus Holz.

Der Korpus hat eine charakteristisch eingeschnürte, nach oben sich verjüngende Form, die an die Zahl 8 erinnert. Dabei ergeben sich zwei herzförmige Oberflächen für die Decke, die an ihrem schmalen Ende zusammenlaufen. Die kleinere wird als naghaareh, die größere als kaasseh bezeichnet. Als Material für die Decke wird meistens Lammfell verwendet. Die sechs Saiten der iranischen Form werden unterständig am Korpus fixiert, verlaufen über einen niedrigen, auf der kaasseh aufsitzenden Steg über das Griffbrett zu dem Wirbelkasten.

Um den Hals verlaufen 22 - 30 geknüpfte Bünde aus Darm oder Nylon. Sie sind je nach gewähltem Modus verschiebbar. Gespielt wird mit einem Plektrum aus Metall, das einsaitig mit Wachs belegt ist. Die Saiten sind in Quarten paarweise im Gleichklang gestimmt, z.B c f c. Die unterste Saite wird eine Oktave tiefer als das mittlere Saitenpaar gesetzt, also auch in f. Sie läuft meistens außerhalb des Griffbretts über eine kleine Ausbuchtung des Sattels. Der iranische Tar hat seine Bedeutung hauptsächlich in der Wiedergabe klassischer persischer Musik, sie wird in ihrer heutigen Form Mitte des 18. Jahrhunderts erwähnt.

Der Azeri-Tar des Kaukasus ist gewöhnlich etwas schlanker gearbeitet, besitzt aber bis zu elf Saiten, die zum Teil als Resonanzsaiten ausgebildet sind und entsprechend dem Modus eines Musikstückes gestimmt werden. Er wurde von Sadigjan, einem Tar-Virtuosen Ende des 19. Jahrhunderts entwickelt. Er hat auch die heutige Spielhaltung eingeführt bei der das Instrument in der Armbeuge vor der Brust gehalten wird und nicht mehr fast senkrecht auf dem Schenkel aufgestützt wird.
In Aserbeidschan gilt der Tar als das wichtigste Volksinstrument, er wird bei festlichen Anlässen der sozialen Gemeinschaft und bei Hochzeiten gespielt. Er ist auch Bestandteil des azeri mugham-Trios aus Kemancheh, Tar und Daf.[258]

Video Tar [259]
 

Setar

Der Ursprung dieser Langhalslaute liegt in vorislamischer Zeit, als Vorläufer kann der schon erwähnte Tanbur von Khorasan angesehen werden. Wie der Name ausdrückt (persisch se = drei und tar = Saite) besaß das Instrument ursprünglich drei Saiten, vor zweieinhalb Jahrhunderten wurde eine vierte Saite als Verdoppelung der Basssaite in der Oktave eingeführt.

Der birnenförmige Korpus kann aus einem Stück Maulbeerbaumholz bestehen, häufiger wird der Resonator aus Spänen des gleichen Holzes zusammengesetzt. Die Decke besteht aus dem gleichen Material, in ihr sind kleine Schalllöcher eingebohrt, die zusammen ein Muster ergeben. Der angesetzte Hals besteht aus Walnuss, um ihn sind 22 -27 bewegliche Bünde aus Darm, Seide oder Nylon angeordnet. Sie erlauben das Spiel aller Halbtöne und einiger Vierteltöne je nach den Erfordernissen des gewählten dastgah. Ihre Anordnung entspricht etwa der des Tar. Das Instrument hat einen Tonumfang von zweieinhalb Oktaven.

Die vier Saiten bestehen aus Metall, die zweite und vierte Saite aus Messing und die 1. und 4.Saite aus Stahl. Die übliche Stimmung wird mit c c1 g  c1 angegeben. Im Unterschied zum Tar wird das Instrument mit dem Nagel des Zeigefingers gespielt. Die Melodie wird überwiegend auf den ersten beiden Saiten gespielt, die übrigen dienen als Bordune oder verstärken die Resonanz. Man unterscheidet zwei Bauformen: die größere kamaliyan setar betont mehr die tieferen Frequenzen, während die etwas schmächtigere hashemi setar die höheren Töne hervorhebt.

Auf Grund der Parallelen zur Tar dient das Instrument häufig als Zweitinstrument der Tarspieler. Der Setar ist ein relativ leises Instrument und wird häufig solistisch oder in kleineren Ensembles verwendet. Er war immer schon das Instrument der Gelehrten und Mystiker. Zusammen mit der Flöte ney und der Rahmentrommel daf  diente er den Sufis in ihren Ritualen und Zeremonien als Hauptinstrument  [260][261].

Video Setar [262]

Kamancheh

Das Instrument gehört zu der Familie der Streichinstrumente und hier zu den Spießlauteninstrumenten. Es ist das am meisten benutzte Streichinstrument des Iran sowohl was die Volksmusik als auch die Kunstmusik betrifft. Der Name kommt aus der persischen Sprache und bedeutet "kleiner Bogen" ( kaman = Bogen, cheh = klein), wobei die Bezeichnung dieses Teils wahrscheinlich auf das gesamte Instrument übertragen wurde. Der Instrumentenname wird für das zehnte Jahrhundert durch Ebn-e-Faglih belegt.

Die kamancheh ist unter ähnlichen Bezeichnungen in Armenien (kemanche, kemancha), Aserbeidschan (kemenche, kamancha) und in der Türkei (fasil kemence, karadeniz kemence) bekannt. Im usbekisch-uighurischen Raum wird sie als ghijek, ghaychak oder in ähnlicher Schreibweise bezeichnet. Eine andere Form existiert im Raum Baluchistan, die ebenfalls als Gheychak bezeichnet wird. Diese gleicht aber in ihrem Aussehen sehr der pakistanisch-nordindischen sarinda und sorud mit ihrem zweigeteilten Schallkörper, der teils offen, teils fellbedeckt ist.

Ursprünglich soll es sich bei der persischen kamancheh um ein zweisaitiges Instrument gehandelt haben, dessen Korpus von einer Kokosnuss gebildet wurde. Deren abgeschnittenes Ende wurde mit dem Herzbeutel eines Ochsen oder mit Fischhaut vom Wels überzogen . In der Ghajar-Periode wird sie als dreisaitiges Instrument erwähnt mit einem Bezug aus Seidensaiten. Mit der Einführung der westlichen Violine wurde eine vierte Saite hinzugefügt und meistens auch die Stahlsaiten und die Quintstimmung der Violine g d a e übernommen.

Der runde Korpus der heutigen Instrumente wird aus einem Block Maulbeerbaumholz (im Innern des Landes) gefertigt oder aus Streifen des gleichen Holzes, die man vorher gewässert und getrocknet hat. Der Spieß aus Walnussholz geht durch den Resonator und endet in einem Dorn aus Metall. Das Instrument besitzt keine Bünde und hat vier seitständige, in Paaren angeordnete Wirbel. Die vier Metallsaiten laufen von dem unterständigen Saitenhalter mit einem violinartigen Feinstimmer  über einen Steg, der auf der Felldecke aufsitzt. Noch heute wird sie traditionell aus der Haut des Welses oder Lammfell hergestellt.

Die Kamancheh wird zum Spielen senkrecht im Sitzen gehalten, der Dorn wird auf das Knie oder seitlich daneben auf den Stuhl gesetzt. Der Rosshaarbogen wird untergriffig erhalten und die Spannung durch die rechte Hand variiert. Ein Charakteristikum der Spielweise besteht darin, dass die linke Hand das Instrument, das auf der Spitze des Dornes ruht,  leicht horizontal dreht. Dadurch kann der Saitenwechsel erleichtert werden.

Die eng beieinander liegenden Saiten begünstigen das Spiel von Doppelgriffen, Bordunklängen, Trillern und Verzierungen, die im Spiel reichlich verwendet werden. Der Ton des Instruments wird als warm und singend bezeichnet, offensichtlich bedingt durch das Material der Korpusdecke. Die Kamancheh ist auf Grund ihrer Klangeigenschaften eines der Hauptinstrumente der iranischen Ensembles für klassische Musik, aber auch in traditionellen Volksmusikorchestern hat sie ihren Platz.[263][264]

Video Kamancheh [265]

Santur

Der santur (auch santour, santoor) ist eine trapezförmige Zither, die mit 2 mezhrab genannten leichten Schlegeln angeschlagen wird. Sie soll auf Instrumente zurückgehen, die bei den Babyloniern und Assyrern gebräuchlich waren. Auf Steinreliefs kann man eine Art von horizontal gehaltenen Harfen sehen, die durch Anschlagen gespielt wurden. Der Name soll von dem griechischen Wort psalterion abgeleitet sein.

Der Korpus des Santur wird meist aus Nussbaumholz hergestellt und besteht aus einem trapezförmig sich verjüngenden Kasten mit senkrechten Seitenteilen. Decke und Boden verlaufen parallel zueinander und sind im Innern mit einer Anzahl von "Stimmstöcken" miteinander verbunden. Sie übertragen die Schwingungen auf den Boden und ihre Anordnung beeinflußt das Resonanzverhalten des Instruments erheblich. In die Decke sind zwei kleine Schallöffnungen eingearbeitet.
Der Santur hat normalerweise 72 Saiten, die vierchörig angeordnet sind, seltener ist die dreichörige Form. Jeder Chor von 4 gleichgestimmten Saiten verläuft über einen verschiebbaren Einzelsteg. Die Saiten werden nach dem gespielten dastgah-Modus gestimmt. Neun Bassaiten aus Kupfer oder Messing verlaufen von rechts nach links, neun Stahlsaiten, die eine Oktave höher gestimmt sind, verlaufen in der Gegenrichtung. Da diese zu beiden Seiten des Stegs angeschlagen werden, ergibt sich ein Tonumfang von drei Oktaven. In die eine Schrägseite sind senkrecht die Haltewirbel, auf der gegenüberliegenden die Stimmwirbel eingesetzt. Der Spieler hält mit drei Fingern jeder Hand die ebenfalls aus Nussbaum oder Zitronenholz gefertigten mezhrab, deren Vorderteil mit Stoff umwickelt sind.

Der Santur ist ein herausragendes Instrument der persischen klassischen Kammermusikensembles. Das Instrument hat seinen Platz meist im Zentrum und übernimmt oft die Führung in der virtuosen Kunstmusik.
Nicht nur in Persien sondern auch im Irak (santir), im Pamir und in Indien (santoor) spielt es heute eine bedeutende Rolle. Es hat sich auch nach Osten ausgebreitet, in China ist es das yangqin und bei den Mongolen das yoochin und in Thailand das khim. Mit der arabischen Invasion Spaniens kam es auch nach Europa und war auch ein Element der mittelalterlichen Musik. In der Musik der Zigeuner ist heute vor allem das cimbalom in Ungarn, zusammen mit der Geige, das dominierende Instrument.[266]

Video Santur [267]

Kaukasus

Duduk

Der duduk gehört zur Familie der Doppelrohrblattinstrumente und und ist vom Balkan bis Ostasien verbreitet. Vor allem in Armenien gilt er als das Nationalinstrument, das untrennbar verbunden ist mit dem sozialen Leben und der kulturellen Identität dieses Volkes. Es begleitet viele Facetten des Gemeinschaftslebens wie Festlichkeiten, Hochzeiten, Beerdigungen und Taufen. Auch steht es in Beziehung zu der Musik der ashughs, der armenischen Troubadours mit ihren heroisch-historischen Liedern, epischen Dichtungen, Liebesliedern sowie humorvollen und satirischen Vorträgen.

Der Name ist lautmalerisch und kommt in ähnlicher Form in vielen Sprachen vor wie im Deutschen dudel, im Georgischen duduki, dudka im Russischen oder düdük im Türkischen. Andere Verwandte sind der balaban des Iran und Aserbeidschans und die hichiriki Japans, um nur einige zu nennen.
Die Wurzeln des Instruments sollen im griechischen aulos der Antike zu suchen sein, einige Vorläufer sollen schon um 1000 v.Chr. Erwähnung gefunden haben.

Traditionell wird das Instrument, das in seiner jetzigen Form und Spielweise aus der ersten Hälfte des 20.Jahrhunderts stammt, aus mindestens sieben Jahre gelagertem Aprikosenholz gefertigt. Eine andere Bezeichnung für den duduk ist deshalb auch tsiranapogh (Aprikosenbaumflöte). Es besitzt eine zylindrische Bohrung, in die eine relativ großes (bis 10 cm lang und 3 cm breit) ghamish, ein doppeltes Schilfrohrblatt, eingesetzt ist. Auf der Oberseite befinden sich acht Grifflöcher in diatonischer Anordnung und ein Daumenloch an der Unterseite. Halbtöne können durch partielles Abdecken der Löcher erzeugt werden.

Das Instrument wird in insgesamt acht verschiedenen Stimmlagen gebaut, die Länge liegt zwischen 28 und etwa 40 cm, auch der Durchmesser der Bohrung variiert. Je nach Anlass wählt man das klanglich geeignete Instrument, für Liebeslieder zum Beispiel die A-Stimmung und für Tanzmusik die D-Stimmung. Der Tonumfang beträgt etwas mehr als eine Oktave.

Üblicherweise spielen zwei Duduks zusammen, eine spielt einen durchgehenden Bordunton, wobei  häufig Zirkularatmung angewendet wird. Das zweite Instrument spielt die Melodie, wobei beide fast immer von einer dhol oder dap - Trommel begleitet werden. Die Melodielinien sind oft stark melismatisch verziert, der Klang des Duduk entspricht in etwa dem Timbre einer Klarinette in tieferer Lage, er ist weich und gesanglich und wird oft in Beziehung gesetzt zu Melancholie und Trauer in der leidvollen armenischen Geschichte.[268][269]

Video Duduk [270]

Zurna

Ebenfalls ein Doppelrohrblattinstrument ist die zurna Armeniens und der Türkei, wo sie in beiden Ländern zu den am meisten gespielten Instrumenten zählt. Darüberhinaus ist sie unter verschiedenen lokalen Abweichungen und Namen wie zorna, zurla, zokra oder surnay (und ähnlichen) auf dem Balkan (Kroatien, Mazedonien, Bosnien, Albanien), dem Kaukasus (Armenien, Aserbeidschan), in Griechenland, der Türkei und Persien anzutreffen. In der arabischen Welt wird sie oft als mizmar oder zamr bezeichnet, in Indien entspricht sie der shehnai und in China der suona, in Europa zählt sie als Vorläufer der Schalmei. Ethymologisch soll die Bezeichnung aus dem Persischen surnay abgeleitet sein, sur = Fest und nay = Flöte.

Ihre weite Vebreitung hängt mit der Tongebung zusammen, ihr lauter,scharfer, durchdringender und nasaler Ton prädestiniert sie als ein Instrument für Veranstaltungen im Freien. Man verwendet sie in Armenien und der Türkei für örtliche Feste, Hochzeiten, Beschneidungen und Tierkämpfe. Eine große Bedeutung hatte sie in der Miltärmusik, sie war eines der Hauptinstrumente der osmanischen Janitscharenmusik. Ähnlich wie der Duduk wird sie heute meist paarweise gespielt, ein Instrument, spielt einen langen Bordunton, dam genannt, das andere die Melodie. Vervollständigt wird dieses Ensemble immer von einer zweifelligen Trommel wie davul oder dhol.

Bei der Zurna handelt es sich um eine konisch gebohrte Kurzoboe mit einem Schallbecher. Sie wird überwiegend aus Aprikosenholz, seltener aus Birnenholz hergestellt. Das im Vergleich zum Duduk kleine ramish (armen.) bzw. kalem (türk.) -Doppelrohrblatt wird aus Schilf hergestellt und am Ende flach ausgearbeitet. Es muss vor dem Spielen angefeuchtet werden, um einen Luftspalt zu bilden, damit die beiden Teile gegeneinander schwingen können. Die Zurna besitzt in Armenien sieben Grifflocher in diatonischer Anordnung und ein Daumenloch auf der Gegenseite. Außerdem befinden sich in der Stürze zusätzliche Bohrungen, deren Herkunft nicht genau geklärt ist. Die Grifflöcher sind relativ groß und ermöglichen das Spiel von Halbtönen durch teilweises Abdecken. Der Tonumfang beträgt eineinhalb Oktaven. Das Rohrblatt wird beim Spielen vollständig in den Mundraum eingeführt, dieser wirkt wie eine Windlade. Diese Spieltechnik erlaubt auch Dauertöne durch Zirkularatmung.[271][272][273]

Video Zurna [274]

Shvi

Das shvi ist ein einfaches Blasinstrument aus Armenien, das hauptsächlich in der Volksmusik beheimatet ist. Es steht in enger Beziehung zum ländlichen Leben, weit verbreitet war es bei nomadischen Hirten. Das Instrument wird oft solistisch eingesetzt, im Repertoire finden sich immer wieder Themen, die an Signale erinnern, die für die Tiere bestimmt waren. Oft werden auf ihr auch Vogelstimmen imitiert.

Das shvi wird in verschiedenen Größen gefertigt und ist um die 30 cm lang. Als Material wird Schilf, Weide oder Walnuss verwendet. Das Instrument ist endgeblasen, die Tonerzeugung mit einem Libium entspricht unserer Blockflöte. Es besitzt sieben Grifflöcher und ein Daumenloch. Der Tonumfang umfasst eine Oktave, durch Überblasen kann er verdoppelt werden. Auch sein Timbre erinnert in der tieferen Oktave an den Klang einer Blockflöte während die Töne der oberen Oktave eher der Pikkoloflöte gleicht. Am metallenen Ring in der Nähe des Mundstückes lässt sich das shvi nachjustieren.

Das tav-shi ist eine Altversion, welche eine Quarte tiefer steht und um die Hälfte länger ist. Ihr Klang ist lyrischer und intimer. Letzteres scheint in letzter Zeit auch verstärkt Eingang in die Kunstmusik gefunden zu haben. [275]

Video Shvi [276]

Chonguri

Die chonguri ist zusammen mit der ähnlichen panduri das wichtigste Saiteninstrument Georgiens. Man findet sie hauptsächlich im westlichen Teil des Landes, während letztere mehr im Osten beheimatet ist.

Der bauchige Korpus der chonguri wird aus 7-8 Streifen von 2-3 mm dünnen Maulbeerbaumholzstreifen zusammengeleimt. Er hat eine Tiefe von 150 - 180 mm. Die Klangqualität wird durch die Verarbeitungsweise stark beeinflusst: je dünner die Streifen sind, desto besser ist das Resonanzverhalten. Die Decke ist dreigeteilt: der mittlere Teil wird aus hellem Tannenholz hergestellt, die beiden Randstreifen links und rechts davon wieder aus dunklem Maulbeerbaumholz. Im mittleren Teil sind bei dem nebenstehenden Instrument 8 Schalllöcher von etwa 3 mm Durchmesser eingebohrt.

Der Hals der chonguri besteht aus dem Holz des Walnussbaums. Er ist unten halb gerundet, der obere Teil ist als Griffbrett flach ausgebildet und durch Intarsien verziert, ebenso wie die Decke des Instruments. Der Kopf ist nach hinten geschwungen und enthält drei Bohrungen zur Aufnahme der abgeflachten, seitständigen Holzwirbel. Die 4 Saiten, die ursprünglich aus Rosshaar bestanden, wurden durch Seide ersetzt, heute mehr und mehr aber durch Metall. Sie verlaufen von einem unterständigen, knopfförmigen Saitenhalter über einen hölzernen Steg über den bundlosen Hals zu den Wirbeln.

Die vierte Saite (zili) ist etwa um ein Drittel verkürzt und wird an einem separaten Wirbel befestigt, der seitlich in den Hals eingesetzt ist. Diese Saite verläuft zwischen der ersten und zweiten regulären Saite. Die Stimmung ist nicht genau festgelegt, sie wird je nach Bedarf verändert. Der Tonumfang wird mit einer None angegeben. Gespielt wird mit den Fingern der rechten Hand ohne Plektrum und zwar überwiegend im Abschlag von der tieferen zur höheren Saite.

Die panduri oder die chonguri waren so gut wie in jedem Haushalt zu finden und wurden von Männern und Frauen gleichermaßen gespielt. Die Instrumente galten als Symbole von Glück und Fröhlichkeit. Sie waren in früherer Zeit bei Festen der sozialen Gemeinschaft, bei Hochzeiten und religiösen Anlässen in Gebrauch. Auch nach der Arbeit auf dem Feld und bei den Hirten diente sie zur Unterhaltung, gute Spieler genossen ein hohes Ansehen. Bei einem Sterbefall in der Familie durfte die chonguri in der Trauerzeit nicht angerührt werden, durch ihr Spiel wurde diese Zeit durch das Familienoberhaupt beendet. Heute wird sie solistisch eher selten verwendet, aber dann in der Begleitung durch eine dholi (Doppelfelltrommel). Überwiegend dient sie zur Begleitung von Gesang, sowohl eines einzelnen Sängers wie auch Duetten und kleineren Gesangsensembles und wird meist akkordisch gespielt.[277]

Video Chonguri  [278]

Türkei

Oud

Der oud oder ud ist eine Kurzhalslaute, die in der Musik des gesamten arabischen Raumes eine zentrale Rolle spielt. Darüberhinaus ist sie in der Türkei, im Iran, in Armenien und Griechenland beheimatet, wo sie allerdings einen unterschiedlich hohen Stellenwert besitzt.

Das Wort al ud bedeutet im Arabischen so viel wie Holz oder Zweig. Es bezog sich ursprünglich auf das in Persien beheimatete barbat, welches nach arabischen Quellen des 9./10.Jahrhunderts als sein Vorläufer angesehen werden kann.

Der Korpus der oud, der je nach Herkunft unterschiedlich geformt sein kann, wird aus einzelnen Spänen zusammengefügt, dabei werden die verschiedensten Holzarten benutzt (z.B. Sandelholz, Walnuss, Zeder, Zypresse, Eiche, Lärche, Mahagony). Die Form, die sehr stark einer Birne gleicht (siehe Oud2), soll die ursprünglichere sein. Die türkischen Instrumente sind normalerweise etwas kleiner in ihren Abmessungen. In die Decke sind ein großes und fast immer zwei kleinere, meist runde oder mehreckige Schalllöcher ausgestochen, die oft reich ornamentiert sind. Manchmal sind auch der gesamte Korpus und der Hals vollständig  dekoriert (siehe Oud3). Zwischen den Schalllöchern und dem Saitenhalter, der auf die Decke aufgeleimt ist, befindet sich eine dünne Schutzplatte aus Holzfurnier oder einem anderen dünnen Material, die die Decke vor Beschädigungen beim Spielen mit dem Plektrum schützen soll. Der kurze, bundlose Hals geht in einen relativ großen Wirbelkasten über, der fast rechtwinklig nach hinten abknickt und leicht geschwungen ist.

Die heutigen Instrumente verfügen über 4 bis 6 doppelchörige Saiten, die am häufigsten verwendete Variante hat 5 doppelchörige Saiten und eine zusätzliche Basssaite. Die heller klingenden Saiten waren früher aus Darm, heute wird fast ausschließlich Nylon verwendet. Die tieferen Saiten bestehen aus metallumsponnener Seide. Gespielt wurde früher mit einer Adlerfeder als Plektrum, sie wird heute durch Tierhorn oder Nylon ersetzt. Bis ins 15. Jahrhundert besaß der oud 4 doppelchörige Saiten, die im Quartabstand gestimmt waren (ud qadim = alte Oud). Sie hat sich bis heute in Tunesien und Marokko in veränderter Stimmung erhalten. Um die genannte Zeit erscheint die kamil ud, die perfekte Oud, die zum Vorbild der heutigen Form geworden ist.

Bei der weiten Verbreitung, die das Instrument erfahren hat, haben sich verschiedene Schulen mit einem unterschiedlichen Stil herausgebildet. Die zwei wichtigsten sind der ottomanische und der ägyptische Stil. Bei ersterem, der in der Türkei und bis nach Baghdad und Aleppo gepflegt wird, liegt der Schwerpunkt auf der Verzierung der Melodie, was durch häufig eingebaute Glissandi und expressives Vibrato erreicht wird. In Ägypten wird mehr Wert gelegt auf die Virtuosität des Spiels und die dynamischen Abstufungen. Hier bezieht man auch stärker die linke Hand mit ein, deren Finger durch starkes Aufschlagen der Saiten auf das Griffbrett zusätzliche Effekte erzielen können.

Die Literatur für das Instrument wurde über Jahrhunderte mündlich tradiert, erst seit Ausgang des 19. Jahrhunderts versucht man, diese Musik in westliche Notation umzusetzen. Da es sich nicht um ein temperiertes System handelt, muss man zusätzliche Zeichen verwenden, um die typischen, von der westlichen Stimmung abweichenden Vierteltöne und Dreivierteltöne wiederzugeben.

In der türkischen Musik fand Ende des 19. Jahrhunderts eine Renaissance der Oud statt, nachdem er lange Zeit vom tambur zurückgedrängt war. Heute hat er wieder seinen Platz in der traditionellen klassischen Musik gefunden.

Im arabischen Raum begleitet das Instrument häufig Sänger in verschiedenen weltlichen Musikgenres, zusätzlich spielt es eine Schlüsselrolle in verschiedenen Instrumentalensembles. Seine ganze Ausdruckskraft entwickelt das Instrument aber in den taqsim. Darunter versteht man Improvisationen auf der Basis des modalen maqam-Systems. Rhythmisch frei ist die Improvisation melodisch strukturiert, die Entwicklung verläuft dabei in einer ansteigenden Linie bis zu einem Höhepunkt. Oft wird in verwandte maqam moduliert, um am Ende wieder zum ersteren zurückzuführen.

Eine zentrale Figur in der Entwicklung der heutigen Spielweise war der irakische Oudvirtuose Munir Bachir, der ein neues Format des solistischen Oudspiels schuf, indem er ausgedehnte taqsim über Lieder und eigens geschaffene Kompositionen für Oud entwickelte und ganz auf Begleitung und Ensemblespiel verzichtete.[279][280]

Video Oud [281]
Video Türk. klass. Ensemble [282]

Tambor (türkisch)

Zur Geschichte des Instruments siehe den Abschnitt "Tanbur" in diesem Kapitel Asien Zentral und Mittlerer Osten.

Der Korpus (tekne) dieser türkischen Abart des Tanbur hat etwa die Form eines halbierten Apfels. Er wird traditionell aus 17, 21 oder 23 Streifen von Holz zusammengesetzt. Die verwendeten Holzarten sind sehr unterschiedlich: Mahagony, persische Walnuss, griechischer Wacholder, indisches Rosenholz, Maulbeerbaum, geflammter Ahorn und Aprikose werden erwähnt. Zur Dekoration werden oft zwischen den einzelnen Rippen sehr schmale, andersfarbige Streifen von Holz (fileto) eingelegt. Die Decke, die kein Schallloch aufweist, wird aus dem Holz der Nordmann-, Silber- oder griechischen Tanne angefertigt. Durch das Fehlen eines Schalllochs muss sie sehr dünn gearbeitet sein aber doch so stabil, dass sie die Saitenspannung aushalten kann. Sie ist oft aus einem Stück, manchmal aber auch aus zwei oder drei Abschnitten  zusammengefügt.

Der Hals aus Wacholder oder Ebenholz ist extrem lang und kann bis zu 110 cm erreichen. Dies hängt mit der Entwicklung des Instruments zusammen. Ab dem 17.Jahrhundert wurde es für die klassische makam - Interpretation eingesetzt. Um die große Zahl von mikrotonalen Kommas wiedergeben zu können, musste der Hals entsprechend lang ausgebildet sein, weil die Oktave in bis zu 36 Intervalle eingeteilt war. Heute liegt die Zahl der Bünde zwischen 52 und 58, das links abgebildete Instrument besitzt davon 56. Die Bünde bestanden früher aus Katzendarm, heute sind sie aus Kunststofffasern. Sie sind verschiebbar, um sie dem jeweils gewählten Modus anpassen zu können.

Das Instrument hat 7 Saiten in 3 Doppelchören und einer einzelnen Basssaite, die auf a gestimmt ist. Die übrigen Saiten werden eine Oktave höher in a d a oder a e a gestimmt, wobei die beiden äußeren a-Saiten gleich sind. Gespielt wird mit einem Plektrum aus Horn oder Schildpatt und zwar nur auf einem äußeren Chor. Dieses Saitenpaar besteht aus glattem Stahl. Die anderen Paare und der Bass dienen überwiegend als Resonanzsaiten und sind entweder aus Messing oder aus metallumsponnener Seide. Sie verlaufen über einen kleinen, trapezförmigen Steg zu den Stimmwirbeln, die teils vorder- und teils seitständig sind. Der Tambor wird beim Spielen ähnlich einer Gitarre gehalten.[283][284]

Video Tambor [285]

Yaili Tambor

Der yaili tambor ist ein Nachfolgeinstrument des älteren tambor, er ist gewissermaßen dessen gestrichene Variante. Der bekannte Virtuose Cemil Bey soll der erste gewesen sein, der diese Technik auf dem Zupfinstrument angewendet hat.

Wie sein Vorläufer hat er einen sehr langen Hals, allerdings ist die Anzahl der Bünde mit 24 auf  dem abgebildeten Instrument weitaus geringer als bei seiner gezupften klassischen Variante. Es besitzt 6 Saiten, sie verlaufen von einem unterständigen Saitenhalter über einen banjoartigen Steg bis zu Wirbeln, die denen einer Mandoline gleichen.

Der Hauptunterschied liegt aber in der Ausgestaltung des Korpus. Er besteht wie beim türkischen Cumbus aus einem runden Aluminiumbehälter, topfartig aus einem einheitlichen Stück. Deswegen wird diese Form auch korrekter als Yaili-Tambur-Cumbus bezeichnet. Früher war über den Resonator ein Naturfell gespannt, heute benutzt man wie beim Banjo Imitationen aus Kunststoff. Es sind auch Ausführungen mit einem Holzresonator gebräuchlich. Der Steg besitzt verbreiterte Auflageflächen um die Zugbelastung der Saiten auf eine größere Fläche zu verteilen.

Das Instrument wird beim Spielen senkrecht auf dem Schoß oder zwischen den Knien gehalten, die Bogenführung geschieht im Untergriff. [286]

Video Yaili Tambor [287]

Cumbus

Der cumbus (gesprochen "Tschümbüsch") ist ein von Zeynel Abidin in den zwanziger und dreißiger Jahren des letzten Jahrhunderts entwickeltes Volksinstrument. Es zeigt gleichermaßen Elemente der klassischen Oud, als dessen kostengünstiger Ersatz es ursprünglich gedacht war, und des amerikanischen Banjo. Die Verwandtschaft des Standardinstruments zum Oud zeigt sich in dem bundlosen Hals und den 6 doppelchörigen Saiten, die wie beim Oud gestimmt sind. Es wird auch wie der Oud gehalten und mit einem Kunststoffplektrum gespielt. Vom Banjo kommt die Form und das Material des Korpus, der Decke und des Stegs sowie die metallenen, gitarreähnlichen Mechaniken der Stimmwirbel.

Diese Verschmelzung von traditioneller Spielweise und "moderner" westlicher Form soll den fortschrittlich denkenden Staatsgründer Atatürk bewogen haben, das Instrument mit dem Begriff cumbus zu versehen, was soviel wie Spaß oder Unterhaltung bedeuten soll. Dieser soll von Zeynel Abidin übernommen worden sein. Nach anderer Ansicht soll das Wort vom persischen djumbesh herstammen.

Das Instrument wird in einer Reihe von Varianten gebaut: Cura-Cumbus,Saz-Cumbus, Gitarre-Cumbus und  Tambor-Cumbus. Ein Mandolincumbus ist rechts abgebildet, es hat den Hals, das Griffbrett und die Stimmung einer Mandoline. Revolutionär bei allen Bauformen ist die Tatsache, dass man durch Lösen einer Verschraubung den Hals vom Korpus trennen kann. Man ist dadurch in der Lage durch Einsatz verschiedener Halsformen an den gleichen Korpus in Minutenschnelle neue Instrumente zusammenzubauen.[288][289]

Video Cumbus [290]

Qanun

Nach seiner Bauweise gehört das qanun (türkisch: kanun) zu der Familie der gezupften Zithern. Es soll letztendlich auf die altägyptischen Harfen zurückgehen und ist in ähnlicher Form in der arabischen Musik des 10. Jahrhunderts erwähnt. Der Legende nach soll es von Ibn al-Farabi, dem großen Gelehrten und Musiktheoretiker eingführt worden sein, der um 950 starb. Im 12.Jahrhundert findet es seinen Weg mit der arabischen Besetzung Spaniens nach Europa und wurde im Folgenden der Vorfahr der europäischen Psalterien. Im 15. Jahrhundert ist es am ottomanischen Hof sehr populär, diese frühe Form hat sich bis heute im qalun der Uighuren Xinjiangs erhalten. Die arabische Bezeichnung qanun ( = Regel, Gesetz) lässt sich auf das griechische Wort kanon zurückführen, welches die gleiche Bedeutung hat.

Das Instrument hat meist die Form eines an einer Längsseite schräg abgeschnittenen Rechtecks. Der Resonator ist relativ flach, wie bei Zithern üblich. Es besitzt 72 bis 81 Saiten, die dreichörig angeordnet sind. Sie verlaufen von der einen Seite mit der Saitenbefestigung über einen Steg über die hölzerne Decke zu den Stimmwirbeln an der gegenüberliegenden, abgeschrägten Seite. In die Decke eingestochen sind dekorativ gearbeitete Schallöffnungen in verschiedenen Formen. Der Teil der Decke, auf den die Füße des Stegs aufgesetzt sind, besteht aus Ziegenfell oder Fischhaut, was den Klang des Instruments nachhaltig beeinflusst. Gespielt wird das Instrument beidhändig indem auf den Zeigefinger jeder Hand ein metallener Ring geschoben wird, in dem ein Plektrum aus Schildpatt oder Elfenbein eingesteckt ist. Auch die Fingernägel der übrigen Finger können ins Spiel mit einbezogen werden. Das Instrument liegt dabei flach auf den Knien des Spielers oder auf einem Tisch.

Um die gewünschten mikrotonalen Intervalle zu erzielen,, die jedem Modus immanent sind, benutzte man beim Spiel zum Verkürzen der Saiten früher meist den Daumennagel. Jedes Qanun verfügt heute dafür über eine Anzahl von 2 bis 5 Umstimmern (mandal (türk.) oder uraab (arab.), die unter jedem Chor angebracht sind. Ihre Anzahl ist unterschiedlich; die armenischen Instrumente sind in Halbtönen gestimmt, die arabischen in Vierteltönen. Die türkischen Instrumente unterteilen jeden temperierten Halbton (= 100 cent) in sechs gleiche Teile, dies ergibt 72 gleiche "Kommas" für die Oktave. Real werden allerdings nicht alle diese Möglichkeiten ausgeschöpft, meistens wird nur das erste, vierte, fünfte und achte Komma verwendet.

Mit seinem großen Tonumfang und seiner flexiblen Handhabung durch die mandal ist das Instrument in der Türkei und darüberhinaus in der gesamten arabischen Welt vor allem in der klassischen Aufführungspraxis nicht wegzudenken und spielt in vielen Ensembles die Hauptrolle. Nicht umsonst wird es manchmal als "türkisches Klavier" bezeichnet. [291][292]

Video Qanun [293]

Kabak Kemane

Die kabak kemane in der heutigen Form hat sich wahrscheinlich aus der iklig entwickelt, einer einfachen Stachelfiedel mit drei Saiten. Der Name kommt vom türkischen kabak (Kürbis) und keman (Bogen, auch allgemein Streichinstrument). Letzterer Wortstamm ist auch in der persischen kamanchah enthalten mit der die moderne Form der kabak kemane eine gewisse Ähnlichkeit aufweist.

In früherer Zeit besaß das Volksinstrument nur drei Saiten aus Rosshaar, später Darm. Die Bauweise war sehr primitiv: durch einen getrockneten, hohlen Kürbis wurde ein Holzstab gesteckt. Ein Teil des Kürbis wurde abgeschnitten und die Öffnung mit einem Fell überzogen. Ein Nagel wurde als Dorn durch die Wand des Kürbis in den Stab geschlagen. Der Bogen bestand aus Pferdehaaren, die ohne große Spannung an den beiden Enden eines Stabes befestigt waren. Beim Spielen musste er durch Einschieben von Fingern gespannt werden.

Das Instrument wurde überwiegend von Männern solistisch oder zur Gesangsbegleitung gespielt. Auch bei festlichen Gelegenheiten, bei Hochzeiten und sonstigen Familienfeierlichkeiten und beim Tanz wurde es gespielt, z.B. im zeybek der westlichen Türkei. Auch auf den Sommerweiden, den yayla, war sie beliebt.

Ende des vorigen Jahrhunderts wurde die dreisaitige Form durch eine viersaitige mit Stahlsaiten ersetzt, wie das nebenstehene Foto zeigt. Auch diese Variante besitzt kein Griffbrett.[294][295]

Video Kabak Kemane [296]

Karadeniz Kemence

In der Türkei werden zwei Arten von kemence unterschieden: einmal die fasil kemencesi ( auch armudi kemence), die in der klassischen Musik verwendet wird, und zum anderen die karadeniz kemencesi, die als  Volksmusikinstrument im Norden um die Stadt Trabzon am Schwarzen Meer gespielt wird.

Die klassische Kemence ( klasik kemence oder fasil kemencesi) ist ein kleines, birnenförmiges Streichinstrument, welches im nächsten Kapitel näher beschrieben wird..

Die karadeniz kemence (Schwarzmeerkemence) besitzt einen länglichen, gerundeten Resonator aus Pflaumen-, Walnuss- oder Wacholderholz. Die seitlichen Zargen stehen gerade und parallel zueinander, der Boden ist flach. Die Decke aus Tannenholz besitzt zwei schmale, längliche Schallöffnungen. Die drei Saiten sind im Quartabstand gestimmt, sie verlaufen von einem hölzernen  Saitenhalter über einen Steg und das Griffbrett bis zu den vorderständigen Wirbeln, die auf einer kleinen Kopfplatte am Ende des sehr kurzen Halses sitzen.

Gespielt wird das Instrument mit einem Pferdehaarbogen, der durch Einschieben der Hand gestrafft werden muss. Das Instrument wird aufrecht auf den Schenkel gestützt, der Bogen untergriffig geführt. Die Saiten stehen im Quartabstand und werden wie bei der Violine bis zum Hals oder Griffbrett niedergedrückt. Die Musik ist rhythmisch komplex und wird oft in schnellem Tempo vorgetragen. Das Spiel ist auch gekennzeichnet durch viele Triller und Verzierungen wie auch durch doppelgriffige parallele Quarten, bei denen die dritte Saite oft als Bordun mitklingt. Man begleitet Volkstänze und Gesangsdarbietungen, aber auch Soloinstrumentalmusik gehört zum Repertoire.Da das Instrument fast ausschließlich in der ersten Lage gespielt wird, kann man es leicht auch im Stehen oder Laufen benutzen.

[298][299][301]

Video Karadeniz Kemence [300]

Klasik Kemence

Die türkische klasik kemence ist weitgehend identisch mit der kretischen lira, die im Kapitel Europa West - Süd beschrieben wird. Beide Instrumente gehen auf die byzantinische lira zurück, die von dem persischen Geographen Ibn Khurradadhbih im 9. Jahrhundert n. Chr. zum ersten Mal in seiner lexikographischen Diskussion über Musikinstrumente als typisch byzantinisches Instrument erwähnt wird. Eine erste ikonographische Darstellung findet sich auf einer elfenbeinernen byzantinischen Schatulle, die auf die Zeit zwischen dem 9. und 11. Jahrhundert datiert  und im Nationalmuseum von Florenz aufbewahrt wird. Das Instrument scheint auch nach der Eroberung von Konstantinopel sowohl von den Griechen Westanatoliens als auch von der türkischen Mehrheit verwendet worden zu sein, wohl hauptsächlich in der Musik des einfachen Volkes in Kneipen und Tavernen. Das Instrument wurde unterschiedlich bezeichnet: die Griechen nannten es politiki lira, die lira der polis (= griechisch Stadt), während  die Türken  es wohl zur Unterscheidung von der schlanken  Schwarzmeerkemence mit ihren parallelen Seiten als armudi kemence ( = birnenförmige Kemence) oder als kemence rumi (= griechische Kemence) benannten. Im fortgeschrittenen 19. Jahrhundert schließlich fand das Instrument Eingang in die Ensembles der Kunstmusik ( fasil ) und trägt seither auch die Bezeichnung fasil kemence oder auch klasik kemence. Zusammen mit qanun, tambur und ney wurde ihr emotionaler und melancholischer Klang als genuin türkisch angesehen. Im Laufe der osmanischen Eroberungen, aber auch durch Handelsbeziehungen wurde dieses Instrument im Mittelmeerraum bekannt und in der Volksmusik adaptiert.
Abkömmlinge der byzantinischen lira sind demnach neben der fasil kemence auch die kalabrische lira, die dalmatinische lijerica oder lirica, die bulgarische gadulka, die kretische lira und der russische gudok, die bis auf letzteren sich in der Volksmusik der jeweiligen Länder behauptet haben.
Die klasik kemence besitzt einen birnenförmigen Korpus, der zusammen mit dem Kopf aus einem einzigen Stück härteren Holzes herausgearbeitet wird. Die Decke besteht aus wahrscheinlich aus Tanne/Fichte und ist leicht über dem Hohlraum des Korpus gewölbt. Zwei D -förmige Schalllöcher liegen sich spiegelbildlich gegenüber. Die drei Saiten unterschiedlicher Dicke können aus Nylon, umsponnenem Darm oder Chromstahl bestehen.. Sie werden an einem Holzfortsatz am unteren Korpusrand mit Knoten befestigt und durch drei Bohrlöcher geführt über einen Steg, der sich am oberen Ende der Verbindung zwischen den beiden Schalllöchern befindet. Der Steg hat auf der Diskantseite einen verlängerten Fuß als Stimme, die auf dem Korpusboden steht und diesen zur Resonanz anregen soll. Die Saiten werden durch drei relativ große Holzwirbel gestimmt, die von hinten durch die hölzerne Wirbelplatte gesteckt sind. Der Bogen wird untergriffig gehalten und seine Spannung wird durch die durchgesteckte Hand variiert. Beim Spielen wird das Instrument senkrecht auf den Schenkel gesetzt oder zwischen den Beinen gehalten. Seltener wird die kemence gegen die Brust gestützt.

Klasik Kemence  (mit Qanun) [297]
Klasik Kemence (mit Ensemble) [297A]
Klasik Kemence (mit Sinfonieorch.) [297B]

Saz

Die saz ist das mit Abstand wichtigste Volksmusikinstrument der Türkei. Man bezeichnete mit diesem Begriff zunächst jedes Musikinstrument bis man die Bedeutung auf eine bestimmte Familie von Langhalslauten einengte.

Zu ihr gehören im Wesentlichen vier Varianten: divan (oder meydan) sazi, baglama, tanbura und cura sazi. Die divan saz ist die größte, sie hat meistens 7 Saiten in drei Chören und steht eine Oktave unter der baglama. Diese ist die am meisten verbreitete Form mit ebenfalls sieben Saiten in drei Chören. Die tanbura besitzt die gleiche Korpusgröße mit einem kürzeren Hals und ebenfalls 7 Saiten in drei Chören, die kleinste ist die cura saz. Sie besitzt sechs Saiten in drei Chören und ist eine Oktave höher gestimmt als die baglama, auf die zunächst eingegangen werden soll.

Die heutigen Sazformen gehen wahrscheinlich auf den kopuz zurück, eine bundlose Halslaute mit zwei oder drei Saiten aus Darm oder Pferdehaar und einer Felldecke auf dem Korpus. Aus einer Abart dieses Instruments, das im 15. Jahrhundert in Anatolien als kolca kopuz bezeichnet wurde, entwickelte sich eine Zwischenform, der chogur. Er verwendete Metallsaiten und um deren Zugspannung besser auffangen zu können, ersetzte man das Fell durch eine Holzdecke. Im 18. Jahrhundert taucht dann der Begriff baglama auf, der mit  "etwas, was umwickelt ist" übersetzt werden kann. Der Ausdruck bezieht sich wohl auf die geknüpften Bünde des Instruments.

Die baglama ist über das ganze Land verbreitet und wird regional sehr unterschiedlich bezeichnet: z.B. bozuk, cögür, dimbira, bulgari, yelteme, köcekce, iki telli, tombura oder dangir. Die Zahl der Bünde schwankt ebenfalls regional, heute haben die meisten 17 pro Oktave. Ebenso soll es an die 30 verschiedene Stimmungen für die sieben Saiten in den drei Chören geben. Die vier wichtigsten düzeni (Stimmungen) sind: baglama düzeni ( d g a), bozuk düzeni (a d g), misket düzeni (a d f#) und müstezat düzeni ( a d f).

Gespielt wird das Instrument in Gitarrenhaltung, oft wird ein Plektrum benutzt, aber auch das Spiel mit den Fingern der rechten Hand ist üblich. Früher wurde nur auf der höchsten Saite die Melodie gespielt und die anderen dienten als Bordune, heute werden diese auch ins Melodiespiel zu einer Art begrenzten Polyphonie mit einbezogen.  Die baglama wurde früher aus einem Block Maulbeerbaum hergestellt, heute benutzt man aus Kostengründen oft Streifen aus Wacholder, die man verleimt. Der Hals wird idealerweise aus Hainbuche hergestellt. Bei dem abgebildeten Instrument ist unüblicherweise ein geschnitztes Schallloch unterhalb des Saitenhalters angebracht. Die Decke wird häufig aus einer zentralen Platte aus Tannenholz hergestellt, an die beidseitig Streifen eines andersfarbigen Holzes angesetzt werden.

Auch das kleinste Instrument der Sazfamilie, die cura saz, hat im ganzen Land eine weite Verbreitung gefunden und ist unter verschiedenen regionalen Bezeichnungen zu finden, z.B. dede sasi, parmak cura oder üc telli cura. Sie ist in Stimmung und Spielweise weitgehend identisch mit der baglama, sie hat allerdings nur sechs Saiten, die in drei Chören angeordnet sind und klingt eine Oktave höher.

Die cura saz war sehr beliebt bei den fahrenden Derwischen der Aleviten und der Bektasi-Sekte, die das handliche Instrument auf ihren Reisen leicht transportieren konnten. Sie wird auch in vielen Sufi-Ritualen zur musikalischen Begleitung genutzt.

Die baglama und die cura sind wichtiger Bestandteil des kulturellen Lebens, kaum eine Familie, die nicht über ein  solches Instrunent verfügte.Viele musikalische Genres sind ohne sie nicht denkbar. Häufig zur Begleitung von Gesang verwendet, wird sie auch an Stelle der chogur von den ashiqs, den Barden, zur Begleitung ihrer Erzählungen und lyrischen Gedichte gebraucht.[302][303][304][305]

Video Baglama Saz [306]
Video Cura Saz [307]

Kaval

Unter kaval wird in den meisten Ländern ihres Verbreitungsgebiets eine endgeblasene Flöte mit zylindrischer Bohrung  verstanden, die ihren Ursprung in der Tradition der Berghirten hat. Man findet sie weit verbreitet auf dem Balkan, wo sie in Bulgarien und Mazedonien den Rang eines Nationalinstruments hat, sie ist aber auch in der Türkei, in Armenien und Aserbeidschan zu Hause.

Die bulgarische kaval wird meist aus drei Teilen zusammengesetzt und besteht aus dem Holz verschiedener lokaler Baumarten wie Kornelkirsche, Aprikose, Pflaume, Buchsbaum und Bergesche. Sie wird in drei Registern gebaut  und kann bis zu 90 cm lang sein. Beide Enden sind offen, sie hat acht Grifflöcher, sieben auf der Oberseite und ein Daumenloch, sowie bis zu vier ungegriffene Löcher zum Festlegen der Tonhöhe. Eine Kante an einem Ende ist abgeschrägt und wird zum Erzeugen der Luftschwingungen meist etwas schräg angeblasen, vergleichbar mit der arabischen ney.

In der Türkei wird mit dem Begriff kaval jegliche Form von Hirtenflöten verstanden. Neben Hölzern wie z.B. Aprikose werden zum Bau auch Schilfrohr, Knochen oder Metall herangezogen. Um ein Instrument näher zu bezeichnen, werden noch zusätzliche Angaben hinzugefügt: kamish kavali  (Schilfrohr-Kaval), madeni kavali (Metall-Kaval) oder cura kavali (kleine Kaval). Ein wichtiges Unterscheidungsmerkmal ist das Vorhandensein eines Labiums: dilli kavali (Kaval mit Zunge) und dilsiz kavali (Kaval ohne Zunge). Die türkische Variante des kaval kann fünf, sechs oder mehr Grifflöcher haben, sie wird meist einteilig aus einem Stück gefertigt. Ihr Tonumfang liegt bei etwa zwei Oktaven.

Bei dem nebenstehenden Instrument handelt es sich wahrscheinlich um eine türkische dilli kavali. Sie besitzt sechs Grifflöcher, ein Daumenloch und ein Labium, das im Gegensatz zur Blockflöte sich nach unten öffnet. Das Ende, an dem man in die Flöte bläst, ist geschlossen und lässt nur einen schmalen Schlitz für den Luftstrom frei.
Die kaval besitzt in ihren tieferen Registern einen warmen, melancholischen und obertonreichen Klang, dem die Hirten einen beruhigenden Einfluss auf ihre Tiere zuschrieben. Heute wird das Instrument in manchen Gegenden zu zweit gespielt, wobei eines nur einen Bordunton hält. Es hat heute Eingang in viele Volksmusikformationen gefunden.

[308]

Video Kaval [309]

Israel

Nevel Leier

Die Bibel ist die wichtigste Quelle für die Musik des alten Israel bis zur Rückkehr aus dem babylonischen Exil. Ihre Angaben werden durch ikonographische und archäologische Zeugnisse, Vergleiche mit Nachbarkulturen und Berichten aus späterer Zeit ergänzt. Insgesamt ist die Quellenlage, was Musikinstrumente angeht, spärlich, und in vielerlei Punkten gibt es divergierende Meinungen über Namen, Aussehen und kulturellen Kontext der dort gefundenen Instrumente. Die meisten Beispiele aus der Bibel beziehen sich lediglich auf die Musik in ihrer kultischen Bedeutung.

An Saiteninstrumenten werden kinnor erwähnt und nevel. Bei beiden handelt es sich wohl um Instrumente, die dem Leiertypus zuzurechnen sind, obwohl sie häufig als Harfen bezeichnet werden.

Im 1. Jahrhundert n.Chr. berichtet Flavius Josephus, dass der kinnor zehn Saiten gehabt habe, die mit einem Plektrum angerissen wurden. Sie soll 50 - 60 cm hoch gewesen sein und in der Altlage gestanden haben. Der nevel, von dem es keine Abbildungen gibt, soll zwölf Saiten besessen haben, die mit den Fingern gezupft worden sein sollen. Es gab auch ein nevel asor, eine kleinere Variante mit 10 Saiten, sowie ein kinnor hashshemiti welcher über zahn Doppelsaiten, jedes Saitenpaar im Oktavabstand, verfügt haben soll. Überwiegend hatten die Instrumente eine rechteckige Form, aber auch runde Formen waren gebräuchlich. Sie entsprachen etwa der griechischen Kithara, hatten aber zwei asymmetrische Jocharme. Diese Form wurde von benachbarten semitischen Kulturen übernommen. Kinnor und nevel wurden wohl im weltlichen als auch im säkularen Bereich verwendet, sie begleiteten Gesang und Tanz, wurden allein oder zusammen mit Rahmentrommel und Aulos im Ensemble gespielt und waren Begleitinstrument bei der Rezitation von Psalmen. In der Zeit des zweiten Tempels nach der babylonischen Gefangenschaft besaß vor allem der kinnor einen bedeutenden Rang in der Organsation des Tempeldienstes. König David wird oft mit ihr abgebildet.

In neuerer Zeit gibt es Bestrebungen, die antiken Instrumente zu rekonstruieren. Das links abgebildete Instrument stammt aus Amerika und wurde vom Verkäufer als "nevel-harp" bezeichnet. Seine Form bezieht sich auf Leiern, wie man sie heute noch in Teilen des östlichen Afrika und des benachbarten arabischen Raums finden kann und deren Korpus mit Fell bespannt ist, sogenannten Membranleiern. Sie zeichnen sich durch ein exotisches Timbre und ein hohes Klangvolumen aus. Das Instrument hat 15 Saiten, welche mit modernen Stimmwirbeln ausgestattet sind, die auf dem Joch sitzen. Ein relativ breiter Steg übertägt die Saitenschwingung auf die Fellmembran.[310][311][312]

Video Nevel/Kinnor [313]

Schofar

Das schofar ist ein biblisches Instrument, das zusammen mit der menorah, dem siebenarmigen Leuchter zu einem Sinnbild des jüdischen Glaubens geworden ist. Es besteht aus dem Horn koscherer Tiere wie Widder oder Antilope. Es dient überwiegend rituellen Zwecken und ist als einziges althergekommenes Musikinstrument noch heute in den Synagogen in Gebrauch.

Das Instrument wird häufig zusammen mit den hatsotsrot, den silbernen Trompeten erwähnt. Es soll nach der Überlieferung die Mauern Jerichos zum Einsturz gebracht haben. Die kleineren Formen, wie die des Widders, wurden früher oft in Kriegszeiten als Signalhörner und zur Warnung vor feindlichen Angriffen eingesetzt. Das geschwungene Horn der Kudu-Antilope wurde wegen ihres angenehmeren Klangs eher in den Ritualen anlässlich der verschiedenen sakralen Feste verwendet. Es soll zuerst bei jemenitischen Juden in der Diaspora in Gebrauch gekommen sein. Das Tonspektrum des Naturhorns ist begrenzt, deswegen beschränkt sich sein Spiel auf wenige festgelegte Tonfolgen mit einer bestimmten Bedeutung: teki´a = langer Ton (der König kommt), shewarim = drei kurze Töne (Gnade), teru´a = eine Folge rasch aufeinanderfolgender kurzer Töne (gebrochenes Herz) oder teki´ gedola = ganz langer Ton bis Atemende (der Herr kommt wieder).

Das links abgebildete Instrument ist die Nachbildung eines Kuduhorns aus Kunststoff. Das Mundstück ist durch Abschneiden der Röhre und durch leichtes, trichterförmiges Ausformen entstanden. Die Anblastechnik entspricht der eines Blechblasinstruments. Der Ton ist weittragend und durchdringend. [314][315]

Video Schofar [316]