Teilsammlung Fritz Degel: Asien – Südost
Unter Südostasien sind im folgenden Abschnitt die Länder Myanmar (Burma), Thailand, Kambodscha, Laos und Vietnam, aber auch der indonesische Archipel zusammengefasst. Man bezeichnet sie manchmal auch nach dem dominierenden Instrument als "Gongspielkulturen", die ältesten gefundenen Kesselgongs aus Bronze gehen auf etwa 300 v. Chr.zurück.
In den Ländern dieser Region haben die vier großen Musiktraditionen Asiens, nämlich Indien, China, der Islam und die Khmer, ihre Spuren hinterlassen, allerdings in unterschiedlich starker Ausprägung.
Aus Indien wurden die beiden Sanskrit - Epen ramayana und mahabharata adaptiert. Musikinstrumente, deren Herkunft in Indien liegt, erscheinen in Java auf Reliefs des 9. Jahrhunderts in den buddhistischen bzw. hinduistischen Tempeln von Borobudur und Prambanan. Sie zeigen Stabzithern, Bronzeglocken, konische Trommeln, Zimbeln, Flöten und Lauten.
Kreisförmig angeordnete Gongspiele, besaitete Instrumente, Mundorgeln, Trommeln und Oboen auf den Ruinen von Angkor Wat im 12.Jahrhundert zeigen den Einfluss der Khmer; diese Instrumente sind teilweise noch in ländlichen Bezirken Kambodschas und Vietnams in Gebrauch.
Die Verwendung der pentatonischen Skala in fast allen Ländern zeigt den Einfluss der chinesischen Musikkultur ebenso wie das Vorkommen von zwei- und dreisaitigen Geigen, Glockenspielen und Trommeln.
Islamische Musikinstrumente, wie Trommeln und Saiteninstrumente (z.B. Rebab und Gambus), sind vor allem in Java und anderen Inseln des indonesischen Archipels anzutreffen., ebenso wie der melismatische Gesang (mehrere Töne auf einer Silbe).
Eine ganze Reihe autochthoner Instrumente hat sich daneben eigenständig entwickelt. Zu erwähnen sind vor allem aus Bambus gefertigte Instrumente wie die Mundorgeln aus Borneo, Laos und Kambodscha, die als Vorläufer des chinesischen Sheng und japanischen Sho anzusehen sind. Aus Bambus sind meist auch die Xylophone, Maultrommeln, Röhrenzithern und Ringflöten gefertigt. Daneben haben sich auch zweisaitige Lauten und vor allem die Buckelgongs durchgesetzt, die als dominierende Instrumente in vielen Musikstilen vorkommen.[147]
Vietnam
Neben indisch - hinduistischen Einflüssen aus dem Champareich hat vor allem die tausendjährige chinesische Herrschaft zutiefst die Kultur und Musik Vietnams geprägt. Die meisten heute verwendeten Instrumente gehen auf chinesische Vorbilder zurück und manche tragen auch ähnliche Namen: Dan Tyba kommt z.B. von der chinesischen Pipa. Auch die theoretischen Grundlagen der chinesischen Musik, die zwölf Lü und die Pentatonik, wurden übernommen.
Nur drei Instrumente gelten als genuin vietnamesisch: die Dan Dai [148]( auch Doi Cam oder Vo De Cam). Sie ist eine dreisaitige Laute mit trapezförmigem Körper ohne Boden, die vor allem im Norden zur Begleitung von Sängerinnen Verwendung findet. Zum anderen ist es das Sinh Tien, eine Kombination aus Sistrum, Rassel und Schraper als Begleitinstrument, das im weiteren Verlauf des Kapitels gezeigt werden wird.. Das bekannteste der drei ist das Dan Bau, das nachfolgend ausführlicher vorgestellt wird.
In fast zwei Dritteln des Staatsgebietes leben 53 ethnische Minderheiten mit 15 Millionen Menschen, die eigenständige Musikkulturen und eine große Vielfalt bodenständiger Instrumente entwickelt haben, als Beispiel dafür soll das dinh goong [150] angeführt sein.[151]
Dan Bau
Das Dan Bau oder Dan Doc Huyen ist das Instrument, dessen Klang am ehesten als typisch für die Musik Vietnams angesehen wird. Sein Ursprung liegt im 7.Jahrhundert n.Chr. und ist nicht auf fremde Vorbilder zurückzuführen. Nach alten Überlieferungen wurde es in Gruppen blinder Musiker gespielt, deren verfeinertes Gehör am ehesten in der Lage war, die subtilen Nuancen ihres Klangs aufzunehmen.
Organologisch gehört das Instrument zu den einsaitigen Kasten- oder Röhrenzithern, dessen Resonanzkörper aus einem länglichen, leicht konisch zulaufenden Schallkörper, manchmal aber auch aus einem Bambusrohr besteht. Am breiteren Ende ist die Saite, heute aus Stahl, früher aus Seide, an einem Wirbel befestigt. Sie verläuft über die gesamte Länge über dem Korpus zum anderen Ende, wo sie an einem biegsamen Stab aus Wasserbüffelhorn befestigt ist, der durch einen kleinen Schallkörper aus getrocknetem Kürbis gesteckt ist.
Das Dan Bau erlaubt durch seine Spielweise eine hohe Flexibilität der Tongebung. Mit der linken Hand kann durch Hin- und Herbewegung des Hornstabes eine Veränderung der Saitenspannung erzielt werden, die die Tonhöhe stufenlos mikrotonal variieren kann. Es ist dadurch auch möglich, innerhalb einer pentatonischen Reihe jeden Ton zu erzeugen. Es können auch verschiedene Techniken angewendet werden, um die Saite zum Schwingen zu bringen und um bestimmte Klangeffekte zu erzielen. Durch Dämpfen der Saite mit dem Handrücken an den Schwingungsknotenpunkten und gleichzeitigem Anschlag mit einem Bambusstäbchen lassen sich zusätzlich Partialtöne erzeugen.
Das Instrument ist im Musikleben Vietnams weit verbreitet, man findet es im Cai luong Theaterensemble, in der Kammermusik, als Begleitinstrument bei epischen Rezitationen aber auch als Soloinstrument.[152]
Video1 Dan Bau [153]
Video2 Dan Bau [154]
Dan Thran
Nach einer alten Legende soll das Instrument entstanden sein, indem sich zwei Schwestern um eine größere, ältere 32 saitige Zither stritten. Um beiden gerecht zu werden, zerbrach der Vater das Instrument in zwei Teile. Aus dieser Geschichte erklärt sich die Saitenahl 16 und der Name des Instruments thran (streiten).
Die vietnamesische dan thran ist die kleinste der ostasiatischen Wölbbrettzithern neben Koto, Kayagum, Zheng und Yatga. Ihr Klangkörper ist konisch geformt, die Decke gewölbt. Über ihr verlaufen die Saiten, bis ins 17. Jahrhundert aus Seide, heute aus Stahl, vom breiteren Ende über je einen beweglichen Steg ( nhan, Wildgans )zu den hölzernen Steckwirbeln ( truc ), die in einer schrägen Reihe ebenfalls auf der Decke angeordnet sind. An der Unterseite befinden sich normalerweise drei Öffnungen: eine halbkreisförmige zum Befestigen der Saiten an der Unterseite, eine rechteckige als Griffloch zum Tragen und eine runde, um das Instrument aufhängen zu können.
Der Spieler benutzt zum Spielen Plektren aus Schildpatt, Metall oder Plastik, die auf Daumen und Zeigefinger der rechten Hand gesteckt werden; die Verwendung der Fingernägel ist ebenfalls gebräuchlich. Die Technik der rechten Hand umfasst das Spiel von Einzelnoten, Arpeggios und Harmonien. Bei der linken Hand werden nur Zeige-, Mittel- und Ringfinger benutzt, um mehr oder weniger starken Druck auf die Saiten zwischen den Stegen und Stimmwirbeln auszuüben. Daraus ergeben sich vielfache Möglichkeiten und Spielweisen: nhan vuot = drücken und gleiten, nhan rung = drücken und vibrieren, nhan nhay = halten und verbleiben und nhan mo = drücken und zupfen. Dadurch ergibt sich der unverwechselbare Charakter der traditionellen vietnamesischen Musik.
Die Dan Thran ist das bevorzugte Instrument der Frauen sowohl in der Vergangenheit als auch heute. Man spielt sie solistisch, im Duett, im Trio und in Ensembles vor allem im hat cay luong - Theater, aber auch Folkloregruppen verwenden sie, sogar in Popsongs und in modernen Kompositionen wird sie gespielt.[155]
Video Dan Thran [156]
Dan Ty Ba
Korpus und Hals der dan ty ba sind aus einem Stück herausgearbeitet und haben nach dem Vorbild der chinesischen Pipa die Form einer längs halbierten Birne, allerdings zierlicher als bei dieser. Der leicht bauchige Korpus des Instruments wird aus Hartholz gefertigt, die Decke aus einem hellen, leichten Holz. Sie verfügt über vier Saiten, die von einem auf der Decke aufgeleimten Saitenhalter über Korpus und Hals zum Wirbelkasten verlaufen, wo sie an vier großen, seitenständigen Wirbeln befestigt werden. Auf dem kurzen Griffbrett befinden sich vier stark hervorstehende Bünde, vier Himmelskönige genannt, weitere acht bis neun schmalere Bünde sind auf der Decke angebracht. Die Saiten waren früher aus Seide, heute fast immer aus Stahl. Sie werden im Abstand Quarte - Sekunde - Quarte gestimmt, z.B. c f g c1, der Tonumfang des Instruments beträgt drei Oktaven.
Die Dan Ty Ba wird meist in fast senkrechter Haltung wie ihr chinesischer Vorläufer gespielt, in neuerer Zeit aber auch gitarrenähnlich gehalten. Die Saiten werden mit einem Plektrum, üblicherweise aus Schildpatt oder Plastik angerissen. Wie bei anderen vietnamesischen Saiteninstrumenten auch, kann durch die hohen Bünde und durch variablen Druck auf die Saiten zwischen ihnen eine Vielzahl von feinen Klangveränderungen hervorgerufen werden. Glissandi, Staccatospiel, Arpeggien und Tremolo stellen übliche Techniken dar.
Das Instrument ist in vielen Genres der vietnamesischen Musik zu finden. Es wird in volkstümlichen cai luong - Opern gespielt, in den früheren Orchestern bei Hofe, in Volksmusikensembles und als Soloinstrument. [157]
Video Dan Ty Ba [158]
Dan Nhi
Die dan nhi, (dan = Instrument nhi = zwei) das wichtigste Streichinstrument Vietnams, hat ihre Vorbilder in der chinesischen Huqin - Familie, z.B. der Erhu. Im Norden des Landes wird sie auch Dan Co genannt. Sie hat einen zylindrischen oder sechseckigen Korpus aus Holz, seltener Bambus, dessen Oberseite aus einer Decke aus Schlangenhaut besteht, während die Rückseite offen bleibt. Sie hat zwei Saiten aus gedrehten Seidenfäden, Metall oder Nylon, die mit zwei hölzernen Wirbeln gestimmt werden können. Um Saiten und Hals ist ein khuyet don, ein Stück Schnur oder Saite als eine Art Kapodaster gebunden. Damit kann das Instrument feingestimmt oder der Stimmlage eines Sängers angepasst werden.
Die Dan Nhi wird mit einem Bogen gestrichen, der mit Pferdehaaren bespannt ist. Genau wie beim chinesischen Vorbild, der Erhu, verlaufen die Haare des Bogens zwischen den Saiten. Diese sind in Quinten gestimmt und man kann vier Arten der Stimmung unterscheiden, die in der Höhe des Grundtons variieren.
Der Spieler sitzt auf dem Boden oder dem Sofa und hält den Korpus mit den bloßen Füßen, bei Prozessionen wird die Dan Nhi in die linke Hüfte gestützt. Die rechte Hand führt den Bogen im Untergriff, doppelsaitiges Spiel ist unbekannt. Glissandi, Triller und Tremolo sind gebräuchlich.
Die Dan Nhi wird oft von umherziehenden Musikanten gespielt, sie wird aber auch in höfischen Orchestern und traditionellen klassischen und folkloristischen Ensembles geschätzt. [159]
Video Dan Nhi [160]
Dan Sen
Die dan sen ist ein Abkömmling des chinesischen Qinqin. Sie hat den gleichen einer Blüte nachempfundenen Korpus wie die meihuaqin, eine besondere Form des Qinqin. Verschiedene Erklärungen sind im Umlauf: manche beziehen die Form auf die Lotusblüte, andere auf die Pfirsichblüte und wieder andere übersetzen es mit Pflaumenblüte.
Der Schallkörper wird aus dunklem, festem Holz gefertigt, die Decke, wie in Vietnam üblich, aus hellem, unbehandeltem Holz. Auf ihr ist der Saitenhalter aufgeklebt, an dem die beiden Saiten befestigt sind. Sie sind aus Seide, heute aber fast immer aus Stahl. Die Zargen des Instruments sind wie bei fast allen vietnamesischen Saiteninstrumenten ebenso wie das Griffbrett reichlich mit Schildpatt ornamentiert. Häufig werden ländliche Szenen, Naturszenen und florale Muster dargestellt.
Das Instrument wird beim Spielen ähnlich gehalten wie eine Mandoline, es wird auch mit einem Plektrum gespielt, das meistens aus Plastik besteht. Durch die hohen Bünde lässt sich der erzeugte Ton vielfach verändern, Vibrato, Tremolo und Glissando sind angebrachte Techniken. Die Bünde sollen gemäß dem traditionellen gleich temperierten heptatonischen System angeordnet sein. Die beiden Saiten stehen im Quartabstand zueinander. Das Instrument ist vor allem im Süden Vietnams beliebt und wird hauptsächlich im klassischen Drama hat boi und in der volktümlichen Oper cai luong gespielt.[161]
Video Dan Sen [162]
Dan Tu
Dieses Instrument wurde vom Verkäufer als dan tu ( dan = Instrument, tu = vier)bezeichnet, ersichtlich auf einem Aufkleber auf der Decke. Manchmal wird es auch dan doan (doan = kurz) wegen des relativ kurzen Halses genannt. Es besitzt einen leicht trapezförmigen Resonator, dessen Decke aus dem üblichen hellen Holz gefertigt ist und ein rundes Schallloch am Ende des Griffbretts besitzt. Zargen und Boden scheinen aus Palisander zu sein, letzterer ist in Richtung des Halses längs nach außen gewölbt. Das Griffbrett ist nach Art westlicher Lauteninstrumente an den Korpus angesetzt und führt ähnlich einer Mandoline über die Decke hinaus. Wie bei dieser sind die Saiten an einem metallenen, unterständigen Saitenhalter befestigt und führen über einen Steg, der die Schwingungen der Saiten auf die Decke überträgt. Die vier Saiten werden in einen durchbrochenen Wirbelkasten geführt, wo sie an vier seitständigen, hölzernen Wirbeln befestigt sind, die Kopfplatte schwingt leicht nach hinten. Die Anordnung der Bünde lässt auf eine westliche Skala schließen. Es sind flache Metallbünde, die ähnlich einer Mandoline das Niederdrücken auf das Griffbrett erlauben.
Dieses Instrument gehört nicht zu den klassischen vietnamesischen Musikinstrumenten. Es scheint ein Hybridinstrument zu sein, welches westliche Merkmale mit vietnamesischen vereint. Form und Ausbildung des Resonanzkörpers sowie die Ausgestaltung von Kopf und Wirbeln scheinen dem östlichen Kulturkreis zu entstammen (ähnlich dem oben erwähnten Dan dai), während das Griffbrett, die Spielweise und Tonskala als westlich anzusehen sind.
Wie das nachfolgende Video zeigt, wird es gitarreähnlich als Begleitinstrument in Folkloregruppen verwendet. Im Katalog eines vietnamesischen Händlers wurde es auch als Dan Tu Cao bezeichnet.
Video Dan Tu [163]
Dan Moi
Die Maultrommel, in Deutschland manchmal auch Brummeisen genannt, ist unter den verschiedensten Bezeichnungen in der ganzen Welt verbreitet. Das Prinzip des Instruments besteht darin, dass eine Lamelle, manchmal auch mehrere, zum Schwingen gebracht werden. Dies geschieht im halb geöffneten Mundraum, der als Resonanzkörper dient und dessen Veränderung auch Tonmodulierungen zur Folge hat. Das am meisten verwendete Material sind Metallzungen in einem Bügel, der leicht an die Zähne angelegt wird.
In Europa ist die Maultrommel z.B.als guimbarde (Frankreich), munnharp (Norwegen), mundgige (Schweden) jew´s harp (England) oder vargan (Russland) bekannt. Auch in Afrika (Niger, Kamerun, Südafrika) und in Südamerika (Argentinien) ist sie ein Bestandteil der Volksmusik. Das Instrument wird überwiegend zur Unterhaltung allein oder in Gruppen gespielt (Genggong - Ensemble in Bali)
In Asien findet man eine große Vielfalt von Maultrommeln, die aus Holz, Bambus, Knochen und Metall gefertigt sind
Besondere Bedeutung hat das Instrument im mongolisch - sibirischen Raum (Tuva, Yakutien), wo es als khomus bezeichnet wird. Es wird in schamanischen Riten benutzt, um mit den übernatürlichen Mächten in Verbindung zu treten.
In Vietnam bezeichnet man die Maultrommel als dan moi, sie ist aber unter den verschiedensten Namen hauptsächlich ein Instrument der ethnischen Minderheiten des zentralen Hochlandes. Sie wird beispielsweise als roding, toung, guat, oder hoen toong bezeichnet. Bei den Hmong bedienen sich die jungen Männer der rab ncas, wie sie hier bezeichnet wird, zur Brautwerbung, ansonsten ist die Maultrommel ein Unterhaltungsinstrument.[164]
Als Besonderheit in der Spielweise wird die Dan Moi nicht an die Zähne, sondern mehr an die Lippen angelegt.
Video Dan Moi [165]
Mo su´ng Tran
Geblasene Hörner aus Materialien wie Knochen, Hörnern von Tieren oder aus Holz geformt kommen in sehr vielen Musikkulturen vor und haben eine lange Tradition. Ältestes erhaltenes Musikinstrument dieser Art soll ein Kuhhorn aus der späten Eisenzeit sein, das fünf Grifflöcher hatte.
Entwickelt hat sich dieser Instrumententyp wohl aus einem mehr praktischen Gebrauch einfacher Hörner, um Signale zu geben, wilde Tiere zu vertreiben oder um vor Feinden zu warnen. Später wurden Löcher hinzugefügt, zunächst zwei oder drei, später bis zu acht.
Diese Instrumente gelten als Vorläufer aller Blasinstrumente.[166]
In Afrika, Südamerika und Asien sind aus Tierhorn gefertigte Instrumente mit und ohne Grifflöcher in zwei Varianten in Gebrauch: eine Art ist endgeblasen, die zweite besitzt ein seitliches Blasloch (seitgeblasen). Vor allem bei den Minderheiten in Vietnam finden sich Instrumente wie das abgebildete. Oft wird das Horn des Wasserbüffels genutzt, hier scheint es sich um Kuhhorn zu handeln, das mit einem Drachen- und Vogelmotiv geschmückt ist. Das Instrument soll auch als Dan Trén bezeichnet werden.
Dan Da (Lithophon)
Das Dan Da ( vietnamesisch Dan = Instrument, Da = Stein) ist ein Lithophon, das im zentralen Hochland von Vietnam in den Provinzen Lam Dong, Dak Nong, Dak Lak, Gia Lai und Kon Tum vorkommt. Es wird auch in der Volksmusik von Angehörigen ethnischer Minoritäten Nordvietnams verwendet wie den Kinh, einer Gruppe,mit austroasiatischer Sprache. Die Technik Steinmaterial durch Anschlagen zum Klingen zu bringen hat ähnlich wie in China das bianqin (siehe Kapitel Lithophon im Teil Ostasien) eine sehr lange Tradition. Die ältesten Funde von Lithophonen im vietnamesischen Hochland sind mehr als 2000 Jahre alt. Dan Das haben in neuerer Zeit auch Eingang gefunden im dan toc cai bien wo klassische vietnamesische Musik in modernisierter Form hauptsächlich vor Touristen präsentiert wird.
Das hier abgebildete Instrument besteht aus 12 rechteckigen Steinplatten, die diatonisch von c aufwärts bis g gestimmt sind. Sie sind zwischen 20 und 11,5 cm lang, von 1,9 bis 1,4 cm breit und zwischen 0,6 und etwa 0,8 cm dick. Sie sind mit Schnüren gefasst und werden mit deren Schlaufen in einem kleinen, dreiteiligen Holzgestell als Träger aufgehängt. Dieses ist allerdings nicht brauchbar gewesen, weil es keinerlei Stabilität aufwies und das Instrument ständig kippte. Ich habe deshalb al gusto einen stabileren Träger angefertigt um das Instrument spielfähig zu machen. Angeschlagen werden die Steinplatten mit Hilfe von Schlägeln an deren Ende runde Holzkugeln befestigt sind. [165 A]
Video Dan Da [165B]
Video2 Dan Da [165C]
Sinh Tien
Das sinh tien oder quan tien phach ist wie im Eingang des Kapitels schon erwähnt, eines der seltenen autochthonen vietnamesischen Musikinstrumente. Es fand schon im frühen 19. Jahrhundert in den Hofensembles der Nguyen - Zeit Verwendung. In der Volksmusik wird es bei den Muong benutzt, einer Volksgruppe, die in den Bergregionen Nordvietnams beheimatet ist. Obwohl ethnisch und von der Sprache her vietnamesisch, sind sie kulturell und im sozialen Leben mit den Tai verwandt.
Bei diesem Idiophon sind drei Instrumente in einem zusammengeführt: es kann als Schraper, Rassel oder Klapper dienen. Es besteht aus drei Holzstreifen, von denen zwei miteinander verbunden, aber gegeneinander beweglich sind und beim Gegenschlag als Klapper fungieren. Auf beiden Streifen sitzen Schrauben, die jeweils lose mit zwei Metallscheiben (früher Münzen) bestückt sind. Diese sind mittig durchbohrt und dienen bei jeder Bewegung als Rassel. Der längere Teil besitzt zusätzlich eine metallene hohle Glocke am oberen Ende (Kugel in der Glocke fehlt). Der dritte, separate Holzstreifen besitzt eine gewellte Kante und kann mit den ebenfalls gewellten Ober- bzw. Unterseiten der Klapper als Schraper benutzt werden. An den Rasseln sind rote und gelbe Wollfäden als Verzierung festgeknotet. Die Holzstreifen sind aus einem rötlichen Hartholz gefertigt, das mit einem Klarlack überzogen wurde.
Video Sinh Tien [149]
Thailand, Laos und Kambodscha
Obwohl die Musik und ihre Instrumente, die in Südostasien gebräuchlich sind, aus den gleichen Wurzeln stammen, haben sich doch regionale Besonderheiten herausgebildet, die jeweils charakteristisch sind. Man kann nach der Art der Ensembles und nach dem von ihnen erzeugten Klangbild vier Gruppen unterscheiden:
Bali und Java. Hier erzeugen im gamelan die aus Metall gefertigten Instrumente ein typisches, einheitliches Klangbild
Myanmar. Burmesische Orchester unterscheiden sich von den indonesischen und den Thaigruppen durch die Verwendung des einzigartigen Trommelkreises (drum circle)
Indonesien, Malaysia und Philippinen. Hier verwendet man verschiedene Arten von hängenden und horizontal liegenden Gongs, die unterschiedliche Klangkombinationen gestatten. Gongs in einer Reihe, begleitet von einer Gruppe Perkussionisten, werden als kulintang bezeichnet und sind vor allem im östlichen Indonesien und Mindanao weit verbreitet.
Thailand, Laos und Kambodscha. Die Zusammensetzung der Ensembles ist fast immer heterogen. In Thailand z.B. unterscheidet man drei hauptsächliche Formationen: pi phat, kruang sai und mahori. Im pi phat, das für höfische Zeremonien und Theateraufführungen vorgesehen ist, dominieren Xylophone, Metallophone und Gongspiele zusammen mit einem Rohrblattinstrument. Im kruang sai werden Saiteninstrumente wie Lauten, Monochorde und Streichinstrumente mit oboenartigen Instrumenten und Flöten kombiniert. Diese Ensembles hört man in der volkstümlichen Musik auf den Dörfern. Im mahori - Ensemble, als Begleitung von Solo- und Chorgesang, werden Saiteninstrumente ( Zithern, dreisaitige Fiedeln und Lauten), Gongs und Xylophone sowie Blasinstrumente (Flöten und Oboen) benutzt. Alle drei Formationen werden von einer Rhythmusgruppe aus Trommeln, Zimbeln und einem größeren Gong unterstützt, der die einzelnen Melodieabschnitte markiert.
Innerhalb ethnischer Gruppen wie den Khmer, Karen, Lisu und vielen anderen wird eine ländliche Musik gepflegt, die sich an der alten Khmertradition orientiert. Man verwendet Büffelhörner, Mundorgeln, Flachgongs, Buckelgongs, Maultrommeln, Bambuszithern und kreisförmige Trommelspiele. Andere wichtige Instrumente für solistische Darbietungen und als Begleitung für Gesang sind die dreisaitige Krokodilzither jakhae, die viersaitige Laute krajappi, die einsaitigen Stabzithern phin nam tao und phin pia und die Bambusflöte khlui.[167]
Jakhae
Der Name jakhae ist als Verkürzung des Begriffs jaw-ra-khae entstanden, welches in der Thaisprache Krokodil bedeutet. Tatsächlich war das Instrument in früheren Zeiten wie ein Krokodil geformt, wie man es noch heute im burmesischen mi gyaung und im kyam der Mon vorfindet. Die heutige Form des Instruments erinnert in seiner stilisierten Form nur noch entfernt an diesen Vorläufer. Es soll sich aus der mayuri entwickelt haben, einem indischen Vina - Instrument, das einem Pfau nachgebildet ist.
Korpus und Hals bilden eine Einheit, der Boden des Instruments ist mehrfach durch längliche und runde Schallöffnungen durchbrochen. Die Decke ist leicht gerundet, auf ihr stehen 11 hohe Stege und ein größerer "Sattel", über den die drei Saiten verlaufen. Die Position der Stege kann verändert werden und erlaubt das Spiel unterschiedlicher Skalen. Die Saiten werden mit einem länglichen Plektrum aus Hartholz oder beinartigem Material gezupft, Tremolo wird häufig angewendet. Die tiefste Saite ist immer aus Metall, sie wird fast immer als Bordun im solistischen Spiel genutzt. Die beiden höheren Melodiesaiten waren früher aus Darm, werden aber heute auch durch Stahlsaiten ersetzt. Die Stimmung wird mit C g c angegeben.
Das Instrument wird zum Spielen meist mit seinen fünf Füßen auf den Boden gestellt, der Spieler sitzt davor. Mit der rechten Hand führt er das bleistiftförmige Plektrum aus dem Horn des Wasserbüffels, Holz, oder Elfenbein, das charakteristisch mit Daumen, Mittel- und Zeigefinger gehalten wird. Die Haltung der linken Hand ähnelt der, die beim Spielen einer alpenländischen Zither angewendet wird, allerdings wird der Klang durch unterschiedlichen Druck auf die Saiten zwischen den hohen Stegen auf charakteristische Weise verändert. Der typische Klang wird auch durch die Lage der Saiten hervorgerufen. Sie verlaufen ähnlich wie bei einer indischen Tanpura über einen flachen Steg hinter dem Saitenhalter auf dem Korpus und berühren beim Schwingen diese flache Unterlage, die meist aus Metall oder Bambus hergestellt ist. Es entsteht dadurch ein leicht surrender Ton.
Das Instrument soll im 14. Jahrhundert in Thailand bekannt gewesen sein, zunächst als Soloinstrument. Um die Wende zum 19. Jahrhundert findet es Eingang in den Saitenensembles. Heute spielt es im kruang sai und im mahori eine bedeutende Rolle, überhaupt ist es das wichtigste Saiteninstrument Thailands. Es hat auch in Kambodscha sein Gegenstück, hier heißt es krapeu oder takhe.[168]
Video1 Jakhae [169]
Video2 Jakhae Ensemble [170]
Saw U
Auch dieses Instrument führt seinen Ursprung auf die Instrumente der chinesischen Huqin - Familie zurück, insbesondere auf die Erhu und die Yehu. Sie gehört organologisch zu den Röhrenspießgeigen: ein Stab oder Bambusrohr wird durch einen Resonator gesteckt, der aus einer länglichen Kokosnuss besteht, von der ein Ende abgeschnitten wurde. Hier wird als Decke eine Membran aus Kuhfell übergezogen. Bei dem nebenstehenden Beispiel wurde die Rückseite zusätzlich dekorativ beschnitzt.
Wie bei ihren chinesischen Vorbildern wird der Bogen zwischen den beiden Saiten geführt, die früher aus Seide waren. Mit einer um Hals und Saiten gelegten Schlinge kann die Tonlage nach Art eines Kapodasters variiert werden. Die Saw U wird im Sitzen gespielt, das Instrument wird auf den Schoß gesetzt und vertikal gehalten. Die Saiten werden dabei abgegriffen, aber nicht bis zum Stab niedergedrückt.
Zusammen mit der saw duang, der höher gestimmten Schwester, und der dreisaitigen, rebabähnlichen saw sam sai bildet es die Streichergruppe vor allem im kruang sai - Ensemble und hat auch im mahori eine tragende Funktion. Daneben wird sie ihres dunklen und weichen Klangs wegen auch als Soloinstrument geschätzt. In Kambodscha existiert die weitgehend identische tro u.
Video Saw U [171]
Naw
Mundorgeln, deren Windkammern aus Kürbis bestehen, sind im südlichen China und im gesamten nördlichen Raum Südostasiens beheimatet. Die Naw ist ein Volksinstrument, welches in der Hauptsache von ethnischen Minderheiten, den sogenannten Bergvölkern, gespielt wird. Je nachdem variieren die Bezeichnungen für das Instrument sowie der Aufbau und die Spielweise. In der chinesischen Provinz Yünnan wird es hulusheng (Kürbis - sheng) genannt, in Thailand beim Volk der Lahu naw, bei den Akha heißt es lachi und bei den Lisu fulu. Die lusheng der Dong, Miao und Hmongvölker hat allerdings keinen Kürbis als Windlade, sondern ein längliches Holzrohr und ist in der Regel weitaus größer. Die Sheng Chinas kann als eine Weiterentwicklung dieser nativen Instrumente gelten.
Nach der Anordnung der Pfeifen kann man zwei Hauptarten unterscheiden: einmal sind sie linear in zwei Reihen in den Kürbis eingesetzt ( z.B. die ding nam Vietnams), oder sie sind mehr kreisförmig angeordet wie beim nebenstehenden Naw. Die meisten besitzen fünf Pfeifen, in denen jeweils ein dünnes Bambusblättchen sitzt, das durch die Atemluft des Spielers zum Schwingen angeregt wird. Durch Öffnen und Schließen kleiner seitlicher Löcher kann der Luftstrom geregelt werden. Eine Besonderheit der Naw ist, dass das untere Ende der Pfeifen bündig mit dem Boden des Kürbis abschließt. Mit den Fingern kann man die Öffnungen beim Spielen langsam abdecken und die Tongebung beeinflussen. Das Instrument wird bei allen möglichen Gelegenheiten gespielt, die das dörfliche Leben bietet.[172]
Video Hulusheng [173]
Wode
Die wode könnte man als zirkulare Panflöte ansehen. Sie ist ein noch sehr junges Instrument, welches in der Region Esan im nördlichen Thailand im Jahr 1968 seinen Ursprung hat. Es wurde aus einem musikalischen Kinderspielzeug entwickelt, das man als ngaewwode bezeichnete. Unter der Leitung von Songsak Pratumsin passten die Bewohner des Dorfes Nongpork das Kinderinstrument so an, dass es mit anderen Instrumenten zusammenspielen konnte, insbesondere mit der Lao - Mundorgel. Mit der Erweiterung des Tonumfangs und einer verbesserten Spieltechnik konnte die Wode nun in pong lang - Ensembles integriert werden. Schon bald wurde es in die traditionelle und sehr populäre luuk tung - Musik übernommen und in Filmen gespielt. Heute ist es ein anerkanntes Instrument der regionalen Musik und wird in der pong lang - Musik in Begleitung der Lao - Mundorgel gebraucht, wo es die Einleitung übernimmt und als melodieführendes Instrument fungiert. Außerdem wird es in der Gesangsbegleitung verwendet. [174]
Video Wode [175]
Khim
Das khim ist ein relativ junges Instrument in Thailand. Seinen Ursprung hatte es wohl im persischen santur, das seinen Weg nach China nahm und dort als yangqin adaptiert wurde. Von hier aus verbreitete es sich auch in benachbarten Gebieten wie Korea, Kambodscha und Thailand.
Anders als die santur, die über Einzelstege verfügt, ist das Khim mit zwei durchgängigen Stegen ausgestattet, über die die Saiten geführt werden. Diese werden häufig mit einem harten Material wie Knochen oder Elfenbein belegt, um ein Einschneiden der Saiten zu verhindern. Das Instrument besitzt 14 davon aus Stahl und ist in der Regel dreichörig bespannt. Gespielt wird nur auf der einen Seite des rechten Stegs, aber auf beiden Seiten des linken, wie die Zahlenangaben auf dem Instrument beweisen.
Zum Anschlagen der Saiten werden biegsame Bambusstäbchen benutzt, deren Enden oftmals mit Leder oder Stoff versehen werden, um eine weichere Tongebung zu erzielen.Die Grundform des Instruments ist oft ein Trapez mit geschweiften Seiten und Rundungen, weshalb man auch an eine Schmetterlingsform erinnert wird. Es ist in seinen Abmessungen kleiner als sein Vorläufer yangqin, dafür aber ist der Klang weicher. In neuerer Zeit werden auch größere Instrumente gebaut mit einer erweiterten Anzahl von Saiten und Stegen in Anlehnung an das chinesische Vorbild.
Das Khim ist heute ein weit verbreitetes Instrument, das nicht nur solistisch eingesetzt wird, sondern auch in vielen Ensembles, vor allem im mahori, seinen Platz gefunden hat.
Video Khim [176]
Phin Piaa
Stabzithern wie die thailändische phin piaa oder die kambodschanische khse diev gehören zu den archaischsten Instrumenten Südostasiens und sind schon in den Reliefs von Angkor Wat dargestellt. Die hier abgebildete besteht aus einem konisch sich verjüngenden Stab aus Hartholz, vier darauf sitzenden hölzernen Wirbeln, einem Resonanzkörper aus einer halbierten Kokosnuss und einem metallenen Saitenhalter.
Dieser ist meist aus Silber oder Bronze gefertigt und hat die Form eines Elefantenkopfs oder mythologischer Gestalten. Die Saitenzahl schwankt von ursprünglich wahrscheinlich einer bis heute bis zu sieben. Die Saiten waren früher aus Seide die heute fast ausschließlich durch Stahl ersetzt werden. Die Hauptsaite pok dient dem Melodiespiel durch Obertöne. Der Spieler berührt leicht mit dem seitlichen Zeigefinger einen Schwingungsknotenpunkt während der Mittelfinger oder Ringfinger derselben Hand die Saite anreißt. Die übrigen Saiten können zur Begleitung verwendet werden indem sie mit dem verbleibenden kleinen Finger oder mit den Fingern der linken Hand gezupft werden. Alle Saiten können mit Hilfe von Schlaufen, die um Saite und Stab gebunden sind, in der Tonhöhe verändert werden.
Das Instrument wurde früher häufig mit nacktem Oberkörper gespielt, weil die Brust des Spielers mit dem Lungenraum als Resonanzkörper verwendet wird. Kleidung vermindert naturgemäß diesen Effekt. Da das Instrument mit dem Stab nach unten und mit dem Resonator an die linke Brusthälfte gedrückt wird, bezeichnete man es auch als "Instrument des Herzens". Diese Spielhaltung dient auch zur Beeinflussung des Klangs indem der Resonator mehr oder weniger weit vom Körper des Spielers gehalten wird. Durch sehr rasches Bewegen lässt sich auch ein Vibratoeffekt erzeugen, der vor allem bei lang ausgehaltenen Tönen zum Tragen kommt.
Früher wurde die phin piaa für höfische Rituale eingesetzt. Es war lange Zeit ein Instrument, das jungen Männern zur Brautwerbung diente, man konnte seine physischen Vorzüge beim Spiel mit nacktem Oberkörper zur Schau stellen. Da das Instrument nicht leicht herzustellen und zu beherrschen ist, konnte man auch hier seine Qualitäten beweisen. Darüberhinaus hinaus war das Instrument durch das intime Obertontimbre zur Wiedergabe gefühlvoller Melodien prädestiniert.
Nachdem es Mitte des 20. Jahrhunderts als veraltet angesehen und fast vergessen war, erlebte es in der letzten Zeit eine Renaissance durch die Wiederbelebung lokaler Traditionen. So gilt es heute wieder als eines der wichtigsten Kulturträger in der nördlichen Lannakultur und wird auch in der Ensemblemusik geschätzt.[177]
Video Phin pia [178]
Video Phin pia [178 A]
Phin
Die phin ist eine gezupfte Laute, die ihren Ursprung im Lannagebiet Nordthailands hat und ursprünglich von laotischen Bevölkerungsgruppen gespielt wurde. Korpus und Hals sind aus einem Stück Holz herausgearbeitet, die Decke mit mehreren kleinen Schallöffnungen besteht ebenfalls aus dünnem Holz. Der flache, gerade Korpus kann viele Formen annehmen, von rund und oval bis zu spaten- oder blattförmig wie im abgebildeten Fall. Der Kopf ist meist separat angesetzt und ornamental gestaltet.
Das Instrument hat zwei bis vier Saiten, die Mehrzahl hat drei. Sie sind an gitarreähnlichen Mechaniken seitständig befestigt. Das Griffbrett liegt mit der Decke in einer Ebene, darauf befinden sich metallene, gitarreähnliche Bünde. Mehrere Stimmungen sind üblich: z.B. A e a (lai nyai), A d a (lai noi) oder A a e ( lam ploen samai boran ). Die Anordnung der Bünde erlaubt das Spiel unterschiedlicher Skalen. Das Instrument wird im Stil einer Gitarre gehalten und mit einem Hornplektrum gespielt. Früher wurde es traditinell zur Gesangsbegleitung verwendet vor allem von jungen Männern in der Brautwerbung.Gebräuchlich war es aber auch in Ensembles zusammen mit khaen, saw und wode.
In neuerer Zeit hat das Instrument augenscheinlich eine Wandlung mitgemacht. Man findet es oft mit elektrischen Schallabnehmern und Verstärkern vor und es wird häufig als Gitarrenersatz im westlichen Stil verwendet. Üblicherweise wird die Melodie auf der höchsten Saite gespielt, die unteren Saiten häufig in Quarten und Quinten zu der ersten. Sie werden fast immer als Bordune in das Spiel mit einbezogen.[179]
Video Phin [180]
Ranat ek
Das ranat ek gehört zu den Xylophonen und ist in Thailand beheimatet. Es ist hier eines der Hauptinstrumente in den piphat - Ensembles, die in ihren verschiedenartigen Zusammensetzungen die wichtigsten Genres der klassischen Thaimusik interpretieren. Sie untermalen aber auch das traditionelle Theater z.B. das Puppentheater und auch verschiedene Tanzformen wie z.B. die Maskentänze.
Das Instrument besteht aus 21 Klangstäben aus Rosenholz oder ähnlichem Hartholz, welche über einem bootförmigen Resonanzkörper frei an zwei durchgehenden Schnüren an beiden Enden aufgehängt sind. Die Klangplatten werden mit Hilfe von zwei Schlegeln zum Schwingen gebracht. Je nach Charakter der gespielten Stücke und Zugehörigkeit zu einem bestimmten piphat - Ensemble werden Schlegel unterschiedlicher Härte benutzt um den Ton härter oder weicher erscheinen zu lassen. Der Klangkörper ist als stilisierte Drachenfigur mit weit aufgerissenem Maul gestaltet, Augen, Zähne und Zunge sind deutlich dargestellt. Seitlich links und rechts wachsen aus dem Korpus zwei kleinere Drachenköpfe heraus, die ebenfalls mit aufgerissenem Maul dargestellt sind. Die gesamte Drachenfigur ist vollkommen mit feinen, gepunkteten Linienmustern überzogen, die mit roter Farbe bemalt sind, während der Untergrund des Korpus goldfarbig gestaltet ist. In den Zwischenräumen zwischen den Linienmustern sind hunderte von kleinen, runden Glasplättchen aufgebracht, die als Spiegel oder aber in blauer und grüner Farbe gehalten sind. An mehreren Stellen an Kopf- und Schwanzteil sind einige kleine Rosetten zu sehen, deren runder Kranz mit grünen Glasteilchen beklebt ist, während die Mitte aus einem runden, roten Glasplättchen besteht.
Video Ranat ek [180A)
Sueng
Die sueng wird auch als sung, soung und seung bezeichnet. Es ist eine Halslaute, bei der Korpus, Hals und Kopf aus einem Stück Hartholz gefertigt werden. Der flache Korpus ist in der Grundform rund und wird in seinem oberen Teil meist mit geschwungenen Teilen ergänzt. Der Boden des Instruments ist gerade, die Decke besteht aus Holz. Der Hals mit 7 - 9 Bünden geht in den verzierten Wirbelkasten mit vier bis sechs seitständigen Wirbeln über. Die Kopfplatte verbreitert sich zum Ende zu und schwingt leicht sichelförmig nach hinten. Die Instrumente werden oft recht aufwändig verziert, im linken Beispiel geschieht dies durch rote, grüne und blaue Glasstückchen, die in angenäherter Kreisform konzentrisch um das Schalloch gelegt sind.
Die Sueng besitzt meist vier Saiten, die im Quintabstand in Paaren angeordnet sind und mit einem Hornplektrum gezupft werden. Auf dem Griffbrett sind 7 - 9 recht hohe Bünde befestigt, die ein "bending" erlauben. Man findet auch Instrumente, die 6 Saiten aufweisen. Gespielt wird die Sueng im Lannagebiet Nordthailands, auch bei den Akha und Karen ist sie zu finden. Die Palaung benutzen sie bei Prozessionen und als Begleitinstrument zum Tanz. In Thailand wird sie zur Liedbegleitung und im salo so saw sueng - Ensemble gebraucht. Dieses leitet seinen Namen von den beteiligten Instrumenten ab: salo ist eine dreisaitige Spießgeige,die pi so ist ein Rohrblatt - Blasinstrument, die saw eine zweisaitige Geige und die sueng ist das Zupfinstrument. [181]
Video Sueng [182]
Sung Lisu
Dieses Instrument stammt ebenfalls aus dem nördlichen Thailand, das zum "Goldenen Dreieck" gehört. Es ist eines der Hauptinstrumente des Stammes der Lisu; hier bezeichnet man es als subü aber auch tseubeu. Bei anderen Völkern sind andere Bezeichnungen üblich: bei den Akha heißt es deuham und bei den Lahu sae mu.
Das Instrument verfügt über einen kleinen, runden Resonator aus Holz. Der Boden ist dekorativ beschnitzt und es sind acht ellipsenförmige kleine Schallöffnungen zu sehen. Die Decke besteht aus Tierhaut, wahrscheinlich Schlangen- oder Echsenhaut.
Der Hals ist bundlos und lang. Er endet in einem Wirbelkasten, in dem drei runde, konisch zulaufende Holzwirbel seitständig sitzen. Der Kopf des Instruments ist sichelförmig stark nach hinten geschweift. Die Sung Lisu verfügt über drei gleich dicke Stahlsaiten, die über einen Steg aus Holz zu dem unterständigen Saitenhalter führen, der als Holzpflock ausgebildet ist. Die Saiten werden mit einem runden, spitz zulaufenden Holzplektrum angerissen.
Das Instrument wird solistisch und zur Begleitung von Liedern eingesetzt. Daneben ist es Bestandteil eines Ensembles, das neben ihr noch aus einer julü (Flöte), und einer fulu (Mundorgel) besteht[183]
Chapey (Chapei dong veng)
Diese Langhalslaute ist in Kambodscha heimisch. Ihr Korpus ist manchmal oval oder bildet wie hier ein Rechteck mit gerundeten Ecken. Das Unterteil (hier 32 x 25 x 6) wird aus einem Stück Holz gearbeitet, welches oft vom Brotfruchtbaum stammt. Darauf ist hier die Decke ebenfalls aus Holz aufgenagelt. An den Korpus angesetzt ist der lange (69 cm) und dünne Hals oft aus Teakholz, der sich im Kopfteil etwas zur Aufnahme der drei seitenständigen, aus Holz gedrechselten Wirbel erweitert. Bei diesem Instrument fehlt wohl die sonst übliche sehr markante Kopfplatte. Auf den Hals aufgestetzt sind 12 recht hohe Holzbünde. Sie erlauben durch wechselnden Druck auf die Saite den Ton zu manipulieren. Das chapey verfügt über drei Saiten aus Nylon. Eine "Saite" führt von einem der drei Wirbel durch Bohrungen in den Holzbünden hindurch und endet am höchsten Bund, der auf der Decke aufsitzt. Vielleicht diente er bei beweglichen Bünden dazu, diese auf dem Hals zu fixieren. Von den beiden restlichen Wirbeln führen die zwei Spielsaiten durch zwei Bohrungen in einem hölzernen Sattel über die Holzbünde hinweg zu einem länglichen Holzriegel, der auf der Decke befestigt ist und an dem die beiden Saiten festgeknotet sind. Das Instrument wird im Sitzen ähnlich wie eine Gitarre ("strumming") gespielt, wobei die Melodie nur auf der obersten Seite erzeugt wird. Die tiefere Saite dient bei Bedarf der Akzentuierung und der rhythmischen Begleitung.
Je nach geographischer Herkunft wird dieser südostasiatische gitarreähnliche Instrumententyp auch als krajappi, grajappi, kratchappi, grajabpi oder krachap-pi bezeichnet. In Kambodscha spielt das chapey als Orchesterinstrument nur im phleng khmer ("Khmermusik") eine Rolle. Dabei handelt es sich um das traditionellste Genre der kambodschanischen Musik, welches man bei der Aufführung von Volkstänzen, bei Familienfeiern, Hochzeiten, Beerdigungen und bei den Geisterbeschwörungen (arak) hören kann. Die Ensembles setzten sich neben dem chapey aus einer Oboe (pei ar), einer dreisaitigen Fiedel (tro khmer), einer meist einsaitigen Stabzither (kse diev) und einer Trommel (skor day) zusammen. Diese ursprüngliche Formation ist heute kaum noch zu finden, weil immer öfter Instrumente des mohori und khruang sai eingebaut werden.
Das chapei dong veng war und ist in Kambodscha hauptsächlich das Instrument der Barden, die entweder solistisch oder im Duett aufrteten. Der Solosänger begleitet sich selbst auf dem chapey und trägt Texte vor, die Bezug haben zu sozialen Ereignissen, umreißt erzieherische Themen, schließt traditionelle Gedichte, Heldenepen,Volksmärchen, buddhistische Gedankengut ein und vernachlässigt auch nicht die Satire und politische Fragen. Der Barde bewahrt die traditionelle Volkskultur und übermittelt soziale, kulturelle und religiöse Werte, die Generationen verbinden und den gesellschaftlichen Zusammenhalt fördern.. Gesellt sich ein zweiter Spieler hinzu, so entwickelt sich oft ein improvisatorisches Frage- und Antwortspiel, bei dem der jüngere, unerfahrene Musiker dem älteren, erfahreneren eine Frage sozialen, moralischen oder religiösen Inhalts stellt, die dieser beantworten muss.
Unter der Herrschaft der Roten Khmer war der Gesang der Barden verboten, sie wurden verfolgt und viele wurden ermordet. Einer der wenigen Überlebenden war der von Jugend auf erblindete Kong Nay, der nach der Schreckensherrschaft des Pol Pot die alte Bardentradition wieder aufnahm und fortführte. Er wird heute als Ray Charles des sogenannten "Mékongblues" gefeiert. Überhaupt scheint das chapey und die damit verbundene Musikform der Barden eine gewisse Renaissance zu erleben, was die entsprechende Webseite der UNESCO vermuten lässt.
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Video Chapey solo [541]
Video Chapey Duett [542]
Khaen
Die khaen (auch kaen, khene, ken, khen) ist das wichtigste Musikinstrument von Laos, Teilen von Kambodscha und dem nordöstlichen Thailand in Bezug auf Stimmung, Spieltechniken und Repertoire. Es ist eine Mundorgel, Funde ähnlicher Instrumente gehen bis auf die Bronzezeit zurück.
Sie besteht aus dünnen Bambusröhren, die durch eine Windlade aus Holz geführt werden und durch seitliche Fingerlöcher verschließbar sind. Die Anzahl der Röhren beträgt 14, 16 oder 18, letztere Instrumente können eine Größe bis zu drei Metern haben. Am meisten wird die Variante mit 16 Pfeifen ( khaen paat ) gespielt. Sie ist in einer zwei Oktaven umfassenden diatonischen Mollskala mit sieben Tönen in Halb- und Ganztonschritten gestimmt, z.B. a h c d e f g. Die absolute Tonhöhe schwankt beträchtlich zwischen den einzelnen Instrumenten.
Es ist ein Instrument, das die Töne durch schwingende Metallplättchen erzeugt. Diese werden aus einer Legierung aus Kupfer und Silber hauchdünn gehämmert und zurecht geschnitten. Sie sind innerhalb der Windlade in die Wände der Bambusrohre eingelassen. Die Röhren werden mit dieser durch eine bienenwachsartige Substanz kisoot verbunden, die eine Abscheidung eines Insektes (soot) darstellt. Mit dieser Masse verstopft werden manchmal auch Bordunpfeifen um sie aus dem Spiel zu nehmen. Die Anordnung der Pfeifen in zwei Reihen gestattet das Spielen einer Melodie meist in der Unterstimme, während gleichzeitig ein Akkord erklingt mit zusätzlichen ein oder zwei Bordunen.
In der Vergangenheit war die Khaen in Aufführungen traditioneller höfischer Musik am laotischen Königshof eingesetzt, zusammen mit Gongspiel, Xylophon, zweisaitigen Geigen, Trommeln und Zimbeln. Heute wird es zur Begleitung im traditionellen mawlum- und molam- Gesang verwendet. Im lam sing, einer westlich geprägten Abwandlung dieser Form mit elektronisch verstärkten Instrumenten wird es immer unverstärkt eingesetzt. Auch im pong lang - Ensemble wird es zusammen mit pong lang (Xylophon), phin (dreisaitige Laute), wode (runde Panflöte) und verschiedenen Perkussionsinstrumenten gespielt. Inzwischen haben sich auch reine Khaen - Ensembles (khaen wong) etabliert. Die Khaen wird auch im lakhon ken, dem kambodschanischen Tanzdrama, als Hauptinstrument eingesetzt. [184]
Video Khaen [185]
Myanmar
Karen Laute
Vom Verkäufer in Frankreich wurde diese kleine Laute als "karen padaung" bezeichnet. Damit war aber wohl nur die Herkunft dieses Instruments gemeint. Die Karen sind ein Volksstamm im östlichen Burma und im angrenzenden Thailand, der sich aus verschiedenen Gruppierungen zusammensetzt, und der tibeto-burmesischen Sprachgruppe angehört. Die kleinste dieser Gruppen in Thailand sind die Karen Padaung. Sie ist vor allem wegen der Eisenringe bekannt geworden, die ihre Frauen um den Hals tragen und diesen überdimensional lang erscheinen lassen.
Diese Laute ist aus einem Stück Holz herausgearbeitet. Sie besitzt einen leicht bauchigen, länglichen Korpus. Der Hals, der in den Korpus übergeht ist bundlos. Verhältismäßig groß ist die Kopfplatte ausgebildet. Zwei tierische Wesen sind auf ihr abgebildet, die Zwischenräume sind durch senkrechte und waagrechte Kerben verziert. In der Kopfplatte sitzen seitlich drei abgeflachte Wirbel, an denen die nicht mehr vorhandenen Saiten befestigt waren. Die Besonderheit des Instruments besteht darin, dass die auf dem Korpus angebrachte Decke aus dünnem Metallblech besteht. Es steht zu vermuten, dass dies ein Ersatz für eine originale Felldecke sein könnte.
Saung Gauk
Das saung gauk ist eine der wenigen überkommenen Harfen, die sich bis heute in Asien erhalten haben. Sie war immer eng mit der Tradition der buddhistischen Königsdynastien des früheren Burma ( heute Myanmar) verknüpft. Sie hat in diesem Land eine ungebrochene Tradition und ist heute eines der meistgespielten Instrumente und ein Symbol der kulturellen Identität Myanmars.
Der Resonanzkörper ist bootsförmig aus einem Stück padauk - Holz ausgehöhlt und der obere Teil der Flanken ist ornamental gestaltet und vergoldet. Der untere Teil ist glatt und mit sieben Lagen schwarzen Lacks überzogen. Der weit geschwungene bogenförmige Hals besteht aus einem sehr kräftigen Wurzelholz. Er läuft in einer vergoldeten, stilisierten Nachbildung eines Blattes des bo - Baumes. Am Bogen wurden früher die Saiten mit Hilfe von umwickelten Schnüren befestigt. Da das Stimmen der Saiten damit sehr zeitraubend und wenig sicher ist benutzt man heute weitgehend Metallmechaniken.
Die Decke des Resonators wird aus Hirschfell hergestellt, welches mit drei Schichten aus rotem Lack überzogen wird. In ihr sind drei kleine, runde Schallöffnungen eingeschnitten. Unterhalb der Decke ist eine hölzerne Leiste mit Löchern zur Aufnahme der 16 Saiten angebracht. Diese sind aus Seide, heute manchmal auch aus Nylon. Sie sind in verschiedenen pentatonischen Mustern gestimmt und umfassen den Tonraum von c bis f´´. Eine wichtige Stimmung ist z.B. c e f g h.
Gespielt wird das Saung Gauk meistens im Sitzen, die Harfe ruht waagerecht auf dem rechten Knie, der Bogen befindet sich links. Gezupft werden die Saiten mit Daumen und Zeigefinger der rechten Hand. Der Daumennagel der linken Hand wird oft zum Viereck geschliffen und dient zum Abstoppen klingender Saiten sowie zum Verändern der Tonhöhe in heptatonischen Skalen.
Ursprünglich war die Harfe Teil des Kammerorchesters bei Hofe zusammen mit dem patala (dem Xylophon), der palwe (Flöte) und der tayaw (Geige). hynin (Mundorgel) und mi gyaun (Krokodilzither) sind schon länger nicht mehr in Gebrauch. Die Aufgabe der Musiker war vor allem die Gesangsbegleitung.
Das Repertoire des Saung Gauk umfasst zunächst die 13 kyo, das sind Gesänge, die bis auf den Anfang des 14. Jahrhunderts zurückgehen. Sie sind im ältesten der vier üblichen Stimmsysteme verfasst, dem hnyin lon. Das erweiterte Repertoire umfasst zwei Anthologien: maha gi-ta und gi-ta wi-thaw-dani. Sie enthalten alte Hofgesänge, Gesänge für den Geisterkult, Klagelieder, Liebeslieder und Lieder im Kreis der Jahreszeiten. Die Texte sind traditionell schriftlich fixiert, die Melodien werden nur mündlich tradiert.[186][20, S.287]
Video Saung Gauk [187]
Indonesien
Der Gamelan
Die javanische und balinesische Gamelan-Musik gehört zu den faszinierendsten musikalischen Schöpfungen und bedeutenden Musiktraditionen der Welt. Gamelanähnliche Orchester finden sich auch in anderen Ländern des südostasiatischen Festlands, allein auf Bali und Java entwickelte sich der Gamelan zu einem großartigen Klangspektrum mit überaus komplexen Rhythmus- und Melodiestrukturen.
Früher war das Gamelanspiel fast ausschließlich den Männern vorbehalten, heute gibt es gemischte und auch reine Frauenensembles. Der Gamelan entstand vor etwa dreihundert Jahren an den vom Islam geprägten zentraljavanischen Fürstenhöfen. Er entwickelte sich aus kleineren Ensembles mit Gongs und Perkussionsinstrumenten, die eine sehr lange Tradition aufweisen. Neben der traditionellen und modernen Konzertmusik mit und ohne Gesang bei Hofe werden auch das beliebte Schattenspiel wayang kulit sowie Tanz - und Theateraufführungen, sowie Veranstaltungen dörflicher Gemeinschaften vom Gamelan untermalt. Daneben ist er Bestandteil der U - Musik in Rundfunk und Fernsehen.[188]
Je nach seiner Aufgabe kann der Gamelan ganz verschieden besetzt sein. Der gamelan pelegongan ist ein virtuoses Orchester der legong - Tänze begleitet, während der gamelan pejogedan, ein Orchester mit Xylophonen, zu joged - Tänzen und Unterhaltung auf öffentlichen Plätzen spielt. Der gender wayang ist ein Ensemble aus vier Metallophonen, das Schattenspiele untermalt, der gamelan angklung bestand früher aus Angklunginstrumenten (Schüttelidiophonen) und spielte als Dorforchester zu den örtlichen Festen. Von allen ist der gamelan gong kebyar das aufwändigste Orchester, das bis zu 52 Instrumente umfassen kann. [189]
Jedes Instrument hat innerhalb des Orchesters eine ganz bestimmte Funktion. Man kann sie in drei Kategorien einteilen: 1) Instrumente, die die Struktur eines Stücks festlegen 2) Instrumente die den zeitlichen Ablauf bestimmen und 3) Instrumente, die die Kernmelodie balungan vortragen, einschließlich solcher, die diese Melodie umspielen und variieren.
In der ersten Kategorie findet man große und mittlere hängende Gongs (gong ageng und gong suwukan), kleinere hängende Gongs (kempul), große stehende Gongs (kenong) und ein Paar kleinerer stehender Gongs (kethuk kempyang). Ein Schlag z.B. auf den gong ageng markiert das Ende der Hauptmelodie, während die anderen Instrumente Unterteilungen anzeigen.
Die zweite Kategorie besteht aus einem Satz zweiseitiger Trommeln mit einer großen und einer kleinen Trommelfläche (kendhang) unterschiedlicher Größe (kendhang ageng, -wayangan, -ciblon und -ketipung). Sie geben metronomartig die Zeiten vor und werden als die führenden Instrumente angesehen, weil Tänzer und Schattenspieler sich direkt an ihnen orientieren, was öfter auch umgekehrt der Fall ist.
In der dritten Kategorie finden sich drei Gruppierungen vereint: in der ersten findet man die Instrumente, die die Kernmelodie vortragen, dazu zählen saron und slenthem (Metallophone). Zu der zweiten Gruppe zählen Instrumente, die das balungan modifizieren und ausschmücken, das sind rebab (Spießgeige),gambang(Xylophon), pesindhen (Sängerin) und gerong (Männerchor). Dazu zählen auch gender barung und gender panerus (Metallophone), celempung (Zither) und suling (Bambusflöte). In der dritten Gruppe finden sich Instrumente, die eine Mittlerrolle zwischen den Instrumenten der ersten und zweiten Gruppe spielen, nämlich bonang barung, bonang panerus und peking.
Zum Spielen sind die Instrumente gemäß ihrer Lautstärke angeordnet: leiser klingende sind in der Mitte und links in der mittleren Reihe anzutreffen (Rebab, Gender, Gambang, Celempung, Suling, Gesang) während die lauteren Instrumente an der rechten Seite und in den hinteren Reihen Platz finden (Bonang, Kendhang, die Saron-gruppe, Ketuk Kempyang, Kenong, Kempul und Gong.
In einem kompletten Gamelanset finden sich die meisten Instrumente in doppelter Ausführung vor, weil es traditionell zwei verschiedene Stimmungen gibt: slendro und pelog. Beide werden nie zusammen gespielt. Die Slendro - Stimmung entspricht einer pentatonischen Skala mit fünf Tönen in einer Oktave, z.B. etwa c d eis g a ( 12356). Die Pelogskala unterteilt die Oktave in sieben Schritte c d e fis gis a h (1234567). Üblicherweise werden aber nur fünf davon verwendet (12356; 12456; 23567) In diesem Sinne handelt es sich bei der Pelogstimmung ebenfalls um ein pentatonisches System, mit dem Unterschied, dass es nicht nur eine, sondern drei Grundskalen umfasst.[190]
Nachfolgend möchte ich meine Gamelaninstrumente vorstellen. Die Informationen dazu stammen von folgenden Webseiten: [204] und [205]
https://www.uni-bonn.de/neues/rettungspolitik-in-zeiten-der-corona-pandemie
Bonang
Ein bonang besteht aus zwei Reihen von horizontal angeordneten Kesselgongs. Sie stehen mit dem offenen Teil nach unten auf Schnüren, die über einen hölzernen Rahmen gespannt sind. Man spielt das Instrument mit zwei länglichen, zylinderförmigen Schlegeln, welche mit Stoff umwickelt sind. In einem vollständigen Gamelanset sind zwei Arten enthalten: das bonang barung und das bonang panerus, das eine Oktave höher gestimmt ist. Die höheren Töne des Bonang barung und die tieferen Töne des Bonang panerus überlappen sich. Je nach verwendeter Skala slendro oder pelog haben die Instrumente 10 bis 14 Kessel. In manchen Orchestern findet man noch das bonang panembung welches noch eine Oktave unter dem Bonang barung liegt.
Wahrscheinlich war in den frühen Anfängen nur ein Instrument in einem Ensemble vertreten, mit der Weiterentwicklung zu der Größe der heutigen Orchester war auch eine Erweiterung des Tonraums notwendig geworden, dem man durch Hinzufügen anderer Instrumente in anderen Oktavlagen Rechnung trug.
Das Bonang barung ist eines der führenden Instrumente in einem Gamelanorchester, weil es durch seine vorgreifende Spielweise dem Ensemble als Leitlinie für die Melodieführung dient. Daneben übernimmt das Instrument auch Partien des saron, die außerhalb dessen Tonraums liegen. Bonang barung und - panerus erzeugen im Zusammenspiel miteinander oft komplexe und ineinander verschachtelte melodische Muster.
Video Bonang [195]
Kenong
Bei diesem Instrument handelt es sich wahrscheinlich um ein kenong, es könnte aber auch eine erweiterte Form eines kethuk kempyang sein. Ein Kenong kann bis zu zehn kesselförmige Gongs umfassen, die mit der offenen Seite nach unten gerichtet sind. Sie liegen auf Schnüren, die in einem rechteckigen Holzrahmen aufgespannt sind. Es wird meist nur mit einem Schlägel gespielt, vereinzelt in schnelleren Passagen mit zwei.
Das Kenong wird zusammen mit dem großen gong ageng zu den wichtigsten Instrumenten eines Gamelan gezählt. Es unterstützt und erweitert die rhythmische Struktur, indem man es für kurze musikalische Phrasen zwischen den Hauptschlägen des Gong ageng benutzt.
Video Kenong [196]
Kethuk kempyang
Das kethuk kempyang besteht aus jeweils einem oder zwei kesselförmigen Gongs, einer heißt kethuk und der andere kempyang. Ähnlich wie beim Kenong liegen die beiden Kessel auf Schnüren in einem Holzgestell.
Dieses Instrument dient im Gamelan dazu, den Fluss der Melodie in kürzere musikalische Phrasen zu untergliedern.
Manchmal wird es auch benutzt um einen Off - Beat in einem gendhing zu spielen.
Gender
Der gender ist ein Metallophon mit 10 - 14 Platten aus Bronze. Sie hängen an Schnüren in einem hölzernen Rahmen Unter jeder Platte befindet sich im nebenstehenden Beispiel ein zylinderförmiger Resonator aus Bambusrohr.
Die Bedeutung dieses Instruments liegt in erster Linie in der musikalischen Begleitung des wayang kulit, des Schattenspieltheaters. In Bali begleitet lediglich ein Quartett bestehend aus vier Gender die Aufführung, zwei sind in unterschiedlichen tieferen und zwei in unterschiedlich höheren Lagen gestimmt.
In Java wird die Vorführung des Schattenspiels von einem kompletten Orchester unterstützt, trotzdem ist der Gender auch hier das wichtigste Instrument. Es spielt die Kernmelodie mit, begleitet den Gesang des Puppenspielers und gestaltet die Hintergrundmusik während der Darsteller eine Szene erklärt oder einen Dialog führt. Auf Grund seines weiten Tonumfangs von zwei Oktaven besitzt es viele Einsatzmöglichkeiten. Auch hier gibt es zwei Varianten: gender barung und gender panerus.
Gespielt wird der Gender mit zwei mit einem watteartigen Material belegten Holzhämmerchen. Auf Grund der Resonatoren hat das Instrument einen langen Soustain. Deswegen ist das Dämpfen bei der richtigen Tonlänge eine wichtige Spieltechnik.
Video Gender [197]
Saron
Das saron gehört zu den Metallophonen, es besitzt 6 oder 7 Metallplatten, die mit einem Hammer aus Holz angeschlagen werden. Sie liegen auf einem oft künstlerisch gestalteten hohlen Holzkorpus, der als Resonator dient. Man unterscheidet nach der Tonhöhe drei Arten von Saron: das größte und tiefste Register ist das saron demung, das mittlere das saron barung und das höchste das saron panerus, das auch als peking bezeichnet wird.
Die Hauptaufgabe dieses Instruments im Gamelan besteht in der Wiedergabe des balungan, des Kernstücks eines gendhing. Eine Ausnahme macht dabei das peking. Im Gegensatz zu den anderen Saronarten antizipiert es die Melodie und verdoppelt oder vervierfacht die Melodie des balungan, manchmal umspielt es sie auch.
VideoSaron [198]
Slenthem
Das slenthem gehört ebenfalls zu der Gruppe von Instrumenten, die balungan wiedergeben. Von daher muss es der Sarongruppe zugerechnet werden. Es besteht in der Pelogstimmung, wie nebenstehend abgebildet, aus sieben bronzenen Metallplatten mit Buckel, die an Schnüren aufgehängt sind. Unter jeder Platte ist ein röhrenförmiger Resonator angebracht, der hier aus einem dünn gewalzten Blech besteht. Von der Konstruktion her entspricht es also weitgehend dem Gender, seine Aufgabe im Gamelan ist aber verschieden.
Video Slenthem [199]
Gambang
Das gambang gehört zur Gruppe der Xylophone, die in Südostasien sehr beliebt ist. Es besteht aus 17 bis 21 Stäben aus Hartholz, die auf einem hölzernen Resonator liegen, der oft sehr schön gestaltet ist. Gespielt wird das Instrument mit zwei Schlegeln, die aus einem flexiblen langen Stäbchen aus Horn bestehen. Am Ende des Stäbchens sitzt dann der scheibenförmige runde Teil, mit dem die Stäbe angeschlagen werden.
Xylophonartige Instrumente sind schon seit langem in dieser Region aus Darstellungen an Tempelwänden bekannt, so z.B. am buddhistischen Tempel von Borodur in Zentraljava aus dem 9. Jahrhundert. Die Vielfalt und weite Verbreitung dieser Instrmente zeigt die große Popularität, die sie genießen. Es ist zu vermuten, dass das Gambang im Gamelan integriert wurde, weil es zusammen mit dem Rebab den größten Tonumfang zu bieten hat. Er reicht von einer Oktave bei kleinen bis zu zweieinhalb Oktaven bei größeren Instrumenten. Ähnlich wie dieses wird es im Orchester hauptsächlich zur Ausgestaltung der Kernmelodie eingesetzt. Es ist in der Lage, den gesamten originalen Tonvorrat einer Komposition wiederzugeben. Deswegen besitzen beide einen hohen Stellenwert in der Hierarchie des Orchesters.
Video Gambang [200]
Rebab
Das rebab aus der Familie der Kastenspießlauten ist das einzige im Gamelan verwendete Streichinstrument. In Java ist der Resonator herzförmig gestaltet und aus Holz gefertigt. Die Decke besteht traditionell aus einer Rinderblase. Der Hals wird fast immer gedrechselt, er verjüngt sich zum Ende zu. In ihm stecken zwei auffallend große Wirbel. Der "Spiess" führt durch den Korpus hindurch und dient an dessen Unterteil als Saitenhalter. Die beiden Stahlsaiten laufen über einen recht großen, schlanken Steg, der auf dem breiteren oberen Teil der Resonanzdecke aufsitzt.
Gestrichen wird es mit einem Bogen aus Pferdehaaren. Diese sind nur locker mit den beiden Enden verbunden. Beim Spielen wird er untergriffig gehalten und es ist Aufgabe des Spielers je nach gewünschtem Timbre und Lautstärke des Tones die Bogenspannung zu verändern.
Wahrscheinlich verbreitete sich die Rebab zeitgleich mit der islamischen Religion im 16. Jahrhundert in Java und Bali. Mit dem Entstehen der großen Gamelanorchester wurde das Instrument übernommen, weil im neuen musikalischen Konzept der Vokalpart eine große Rolle spielt. Die Rebab gilt als das Instrument, das mit seinem charakteristischen Klang der menschlichen Stimme am nächsten kommt. Sie eignet sich von daher gut als Ergänzung und Ersatz zum Vokalpart im "soften" Stil. Darüberhinaus hat sie zusammen mit dem Gambang den größten Tonumfang und erlaubt die Wiedergabe der gendhing in originaler Tonlage.
Außerdem spielt die Rebab die buka, die Einleitung zu einem Stück, in welchem die wichtigsten Parameter der Komposition angezeigt werden wie z.B. die emotionale Stimmung und der strukturelle Aufbau. Manchmal schließt sie auch ein Stück in einem improvisierten Nachspiel, dem pathetan, zuammen mit anderen leisen Instrumenten ab. Auf Grund ihrer Bedeutung wird die Rebab auch als pamurba lagu, auch als Leiter der Melodie bezeichnet.
Video Rebab [201]
Siter (Kecapi)
Die siter, in manchen Gegenden auch kecapi genannt, ist das einzige Zupfinstrument im Gamelan. Hier tritt sie meist in Form des celempung auf, welches in der Regel 13 Saitenpaare besitzt, die über einen schräggestellten Steg verlaufen und mit dem Daumennagel gespielt werden. Die übrigen Finger beider Hände werden dabei zum Abdämpfen der Saiten gebraucht. Der Spieler sitzt dabei an der Schmalseite des Instruments, das unterschiedlich hohe Füße besitzt, die zu einer Schrägstellung mit Gefälle zum Spieler führen.
Zu keiner Zeit haben gezupfte Zitherarten in der Musik Javas eine große Rolle gespielt, entsprechend gering ist auch die Verwendung im großen gamelan gong.
In selteneren Fällen wird sie zur Erweiterung des Klangbildes ausgewählt. Man verwendet sie hauptsächlich in kleineren Ensembles mit Zithern verschiedener Tonhöhe (celempung, siter, siter panerus, siter slenthem) unter der Begleitung von kendang und gong kemodhong. Solche Ensembles findet man oft unter fahrenden Musikanten, sie werden gamelan siteran genannt.
Eine ähnliche Formation findet man in der sundanesischen Musik unter der Bezeichnung kecapi suling. Man bezeichnet damit ein Ensemble aus zwei kecapi (Zithern), einer suling (Bambusflöte) und gelegentlich einem Satz kendangs (Trommeln). Bei der Sulingflöte werde ich darauf eingehen.
Video Siter [202]
Suling-flöte
Die suling ist eine Bambusflöte, die als einziges Blasinstrument in einem gamelan gong Verwendung findet. Sie besteht aus einer Bambusröhre mit vier, meistens aber sechs Grifflöchern. Um das Ende ist ein ringförmiger Rattanstreifen gebunden, der Kerbspalt ist an der Außenseite angebracht. Auf Grund der Anordnung der Grifflöcher kann sowohl im slendro als auch im pelog gespielt werden.
Im großen Gamelan dient sie zur Fortentwicklung der Melodie und zu deren Abwandlungen zusammen mit Rebab, Gambang und Celempung, die die gleichen Aufgaben erfüllen. Der Sulingflöte werden dabei große Freiheiten zugestanden was melodische und rhythmische Abwandlungen der Kernmelodie anbelangt. Sie wird wegen ihres geringeren Tonumfangs allerdings nicht so wichtig erachtet wie die Rebab mit ihrem größeren Tonvorrat.
Eine wichtige Rolle spielt die Suling im kecapi suling, einer Form der sundanesischen Musik. Diese entwickelte sich ursprünglich aus dem pantun sunda. Dies sind Erzählungen heroischer Geschichten nach dem Vorbild des Ramayana, die mit einer kecapi begleitet wurden. In der Mitte des 19. Jahrhunderts entstand daraus bei Hofe ein neues Genre, das man als tembang sunda bezeichnete. Dabei wurden von einem Sänger Gedichte in sundanesischer Sprache vorgetragen, von einem Ensemble bestehend aus kecapi indung (Mutter -kacapi), kacapi anak oder - rincik (Kind - kacapi) und suling (Bambusflöte) begleitet. Daraus entwickelte man das kecapi suling indem man die vokalen Teile aussparte und die instrumentalen Teile ausbaute. Heute kommt zu dieser Besetzung häufig noch ein Satz kendang - Trommeln. Der Flöte kommt in dieser Form durch das Fehlen des Sängers eine ganz besondere Bedeutung zu, die in improvisatorischer Freiheit genutzt wird.
Video Kacapi Suling [203]
Rindik
Unter rindik (auch tinglik oder grantang) versteht man ein Xylophon aus meist 11 - 14 Bambusröhren verschiedener Länge. Ein Ende bleibt durch ein Nodium geschlossen; die gegenüberliegende Hälfte wird etwa bis zum halben Durchmesser der Länge nach abgeschnitten. Die Röhren werden in einem Holzgestell mit Schnüren befestigt. Gespielt wird fast immer beidhändig, man benutzt dazu gummibelegte Schlegel, die einen trockenen Ton mit wenig Nachhall erzeugen. Die linke Hand spielt die Grundmelodie, die rechte Hand spielt dazu melodische und rhythmische Varianten. Das Instrument steht meist auf dem Boden, der Spieler sitzt mit gekreuzten Beinen davor. Die meisten Instrumente sind pentatonisch in Slendro gestimmt außer in Nord- und Westbali, wo die Pelogskala vorherrscht. Der Tonumfang kann etwas über zwei Oktaven liegen.
Das Rindik ist ein ziemlich junges Instrument, sein Ursprung liegt im 20.Jahrhundert, wo es bei der Arbeit auf den Reisfeldern wahrscheinlich während der Pausen zur Unterhaltung gespielt wurde. Bis heute ist es ein Instrument der säkularen Unterhaltungsmusik geblieben. Es ist hauptsächlich in der Volksmusik Balis sehr verbreitet und man kann es zu vielerlei festlichen Gelegenheiten hören.Vor allem spielt es bei der Begleitung des jegog. eine Rolle. Dies ist ein Tanz, der zu Festen und persönlichen Feiern aufgeführt wird. Dazu spielt ein gamelan joged bumbung das gewöhnlich aus 4 - 6 Rindiks (einschließlich Bassrindik jegog), dazu Sulingflöte, Kendangtrommel und einigen Gongs besteht. Häufig treten kleinere Gruppen in den touristischen Zentren mit Rindiks auf. [206]
Instrumente, die nicht im Gamelan gespielt werden
Tubularzither
Zithern mit röhrenförmigem Resonanzkörper finden sich weit verbreitet in verschiedenen Formen auf den indonesischen Inseln, vor allem auf Flores.
Die einfachsten Instrumente bestehen dabei aus einem Bambusrohr zwischen zwei Nodien, aus dem mit einem Messer dünne Bambusstreifen herausgelöst werden. An einem Ende werden kleine Holzstückchen quasi als Stege untergeschoben, damit die so gewonnenen Saiten frei schwingen können. Man bezeichnet diese Instrumente als idiochorde Zithern, weil Saiten und Resonanzkörper aus dem gleichen Material bestehen. Bei größerer Saitenzahl werden die Ansätze der Bambusstreifen mit Rattanband umwickelt, um ein Weiterreißen der Bambusstreifen zu verhindern. In Flores schwankt die Saitenzahl von einer bis zu 9 Saiten bei einer Länge zwischen 35 und 42 cm. Oft wird ein rundes oder längliches Schallloch eingeschnitten, öfter wird eines der Nodien durchbohrt. Man erzeugt dort durch Öffnen und Schließen mit der einen Hand oder mit Hilfe eines Stückes Palmwedel rhythmische Begleitstrukturen. Nur die ein- bis dreisaitigen Instrumente werden mit Stöckchen angeschlagen, die mehrsaitigen werden immer mit den Fingernägeln gezupft. Die Röhrenzither wird meist zur eigenen Erbauung gespielt oder für die Angebetete. Es ist eine sehr einfache Musik mit weichem Klang.[209]
Das rechts abgebildete Instrument ist eine moderne Weiterentwicklung, die als heterochorde Röhrenzither bezeichnet wird, weil die Saiten aus einem anderen Material gefertigt sind wie der Korpus. Dieser ist achteckig geformt und trägt zwölf Saiten aus Stahl. Diese verlaufen nur über die eine Hälfte des Instruments. An dem einen Ende sind sie fest eingehängt und führen über einen halbrunden Abstandshalter mit Metalleinlage über verschiebbare Einzelstege zu Stellschrauben am anderen Ende. Fortgeschrittene Instrumente verwenden wie die sasando im östlichen Indonesien zusätzliche halbrunde Resonatoren, die den Schall verstärkt reflektieren (siehe Video).
Video Röhrenzither [210]
Angklung
Aus Bambus gefertigte Idiophone finden sich in vielen Musiktraditionen und -stilen des südostasiatischen Raums. Eines der typischsten Instrumente dieser Art ist das angklung, das zu der seltenen Gruppe der Schüttelidiophone zu zählen ist. Ein Angklung besteht meist aus zwei Röhren unterschiedlicher Länge aus Bambus, deren eine Hälfte mit einem Nodium verschlossen ist, während der entgegengesetzte Teil zu einem großen Teil längs bis etwa zur Mitte ausgeschnitten wird. Die beiden Röhren sind in einem Rahmen befestigt und sitzen in Schlitzen auf einem quer verlaufenden dritten Rohr. Beim Schütteln schlagen die beiden Röhren gegen die Basis und erzeugen einen Ton. Die beiden Rohre sind meistens in Oktaven gestimmt. Jedes Angklung erzeugt also nur einen Ton; um eine Melodie mit unterschiedlichen Tonhöhen spielen zu können braucht man eine entsprechende Zahl von Instrumenten.
Nach landläufiger Meinung ist das Angklung in Java zuerst erwähnt, in der Sunda - Region ist es heute aber am meisten verbreitet. Die Entstehung des Instruments geht auf die Göttin Sri Dewi zurück, die Göttin der Fruchtbarkeit der Felder und damit des Wohlergehens. Um sie gnädig zu stimmen wurden im Jahreslauf bestimmte Rituale gepflegt, zu denen auch das Spielen des Angklung gehörte. Teilweise sind solche Rituale in Dörfern Sundas noch heute üblich; man benutzt in dieser Tradition meist pentatonische Skalen. Oft werden noch ein Doppelrohrblattinstrument, Trommeln, Gongs und Becken dazu gespielt.
Um 1930 entwickelte Daeng Sutigna, Lehrer an einer holländischen Schule in Sunda, das Instrument in seiner heutigen Form. In Kooperation mit einem Instrumentenbauer stellte er Instrumente in der westlichen temperierten diatonischen Skala her. Das Instrument eignet sich in pädagogischer Sicht hervorragend zum Gruppenmusizieren, häufig wird westliche Unterhaltungsmusik und zeitgenössische lokale, populäre Musik gespielt [211]
Video Angklung [212]
Gambus
Der Gambus ist ein weit verbreitetes Zupfinstrument, man findet ihn in Indonesien (Sumatra, Riau, Kalimantan, Sulawesi), Brunei, Singapur und in den Küstenregionen von Sabah und Sarawak. Er kommt in zwei Grundformen vor, dem gambus hadramawt und dem gambus melayu. Ersterer entspricht in Bau- und Spielweise weitgehend dem arabischen ud, auf ihn wird bei den arabischen Instrumenten Bezug genommen.
Den Typus des gambus melayu findet man in vielen Randgebieten des Indischen Ozeans unter unterschiedlichen Bezeichnungen: gabusi auf den Komoren, gabbus in Sansibar, kibangala in Mombasa und Kenia, kabosa in Madagaskar und gabus Saudiarabien. Im Jemen ist sie als qanbus, qabus, turbi und tarab bekannt und spielte im al-ghina-al-sanani, einer hauptsächlich in Sana gepflegten musikalischen Form als Begleitung zum Gesang eine große Rolle.Ob der Gambus melayu von hier seinen Weg mit dem Islam nach dem malaiischen Archipel nahm oder er sich umgekehrt von hier aus verbreitet hat, ist eine kontrovers diskutierte Frage. Nach Meinung mancher Forscher liegt der Ursprung im arabisch - persischen qopuz, einem Instrument, dessen Nachfahren in der Volksmusik Zentralasiens anzutreffen sind (z.B. kyl kopuz).
Der Gambus melayu in der rechten Abbildung( regional auch gambus hijaz, gambus perahu, gambus piawak, gambus seludang, gambus palembang) hat als Kennzeichen einen relativ schmalen, birnenförmigen Körper, der meist aus einem Stück Holz aus Teak oder Affenbrotbaum (jackfruit) gefertigt wird. Er hat überwiegend eine Decke aus Ziegenfell, manchmal wird auch Leguanhaut benutzt, die über die Ränder umgeleimt und zusätzlich durch Nägel straff gehalten wird. Der Hals ist ebenfalls hohl und wird durch eine dünne Hartholzdecke als Griffbrett verschlossen. Die beiden Seitenteile und die Hinterseite des Halses sind mit durchgehenden Schnitzwerkbändern schön verziert, auch der Boden des Resonators ist beschnitzt. Die Form der Schallöffnungen variiert vielfach, hier sind vier in einer Reihe in einem Abstand von einem Zentimeter und einem Durchmesser von 2 – 3 Millimetern in das Fell der Decke eingestanzt sind. Auffällig ist hier die Verwendung eines zweiten Schalllochs am gerundeten Boden des hölzernen Resonators mit einem Durchmesser von 8 mm. Der Gambus verfügt hier über 7 manchmal auch sechs meist doppelchörigen Saiten, die von einem unterständigen angeschnitzten Saitenhalter über einen Steg und ein bundloses Griffbrett zum Wirbelkasten führen. Dieser ist sichelförmig nach rückwärts geschwungen und nach hinten hin offen. Die Saiten werden durch eine Öffnung zwischen Hals und Wirbelkasten in diesen hineingeführt und an den seitenständigen Holzwirbeln befestigt. Sie sind im Quartabstand gestimmt, eine viel verwendete; Variante ist a d1 g1 c2.
Auf Grund des sehr großen Verbreitungsgebietes sind vielfältige lokale Abweichungen anzutreffen. In Indonesien z.B. ist der Kopf des Wirbelkastens oft mit Nachbildungen von Vögeln, Blumen und Tierköpfen dekorativ geschnitzt. In Sulawesi wird die Decke ganz aus Holz gefertigt, man nennt das Instrument dann gambusu. Ich vermute dass das links abgebildete Instrument von dort stammt oder aus Brunei, wo ein ähnliches Instrument mit Holzdecke gambus seludang genannt wird. Der Gambus in beiden Abarten ist hauptsächlich in den arabisch-islamisch dominierten Gebieten meist entlang der Küsten zu finden und gilt als Nationalinstrument in Malaysia.[213] [214]
Sapeh
Die sapeh ( auch sape, sampet, sampeh ) ist eine gezupfte Laute, die man vor allen Dingen im Gebiet der Kenyah- und Kayan im nördlichen Zentralborneo vorfindet. Diese wohnen meistens entlang der Flüsse in Langhäusern.
Das Instrument wird mit Ausnahme des oft reich verzierten Kopfes aus einem einzigen Stück Holz herausgearbeitet. Man wählt dafür mehrheitlich Meranti, meistens werden aus dem gleichen Stamm zwei ähnliche Instrumente gefertigt. Der Korpus entspricht etwa der Form eines Bootes. Er wird von der Hinterseite, die vollständig offen gelassen wird, als Resonator ausgehöhlt. Die Decke, die in einen sehr kurzen Hals übergeht, wird meist mit traditionellen Mustern beschnitzt und bemalt. Im oberen Teil des Halses sitzen seitlich die hölzernen Stimmwirbel für die 3 - 4 Saiten, die aus Stahl bestehen (früher aus Fasern des Sagobaumes) und über einen verschiebbaren Steg geführt werden. Der aufwendig geschnitzte Kopf ist separat angesetzt und zeigt hohe handwerkliche Fertigkeit.
Unter der dem Spieler abgewandten Saite sind kleine hölzerne Einzelstege angebracht, auf ihr wird die Melodie gespielt. Die übrigen Saiten sind meist im Oktav- und Quartabstand gestimmt, sie werden lediglich als Bordune gebraucht und nicht abgegriffen. Die Saiten werden meistens mit dem Daumen der rechten Hand angeschlagen.
Ursprünglich soll die Sapeh nur zwei Saiten gehabt haben und in Ritualmusik verwendet worden sein. Sie wandelte sich dann zu einem Instrument, das zur Unterhaltung (kelewah) in den Langhäusern gespielt wurde. Dazu wurden meist zwei in unterschiedlicher Höhe gestimmte Lauten gebraucht. Hauptsächlich begleitet die Sapeh aber Tänze, z.B. musuh, einen Kriegstanz der Männer mit Schwert und Schild oder njagat, einen Solotanz für einen Mann oder Frau, sowie verschiedene Reihentänze.[217][218]
Video Sapeh [219]
Hasapi
Über den gesamten indonesischen Raum verteilt findet man sogenannte Bootslauten, die ihren Namen von ihrem einem Boot nachgebildeten Korpus erhalten haben. Es gibt eine Vielfalt von abweichenden Formen und Ausgestaltungen dieser Instrumente wie auch von teils doppeldeutigen Bezeichnungen. Im Malaiischen bezeichnen die Begriffe kecapi oder ketjapi, kacapi oder katjapi sowie kutjapi sowohl eine Halslaute als auch die Brettzither. Die gleiche Laute heißt bei den Batak auf Sumatra hasapi, kulcapi, husapi, kucapi oder hapetan. Auf Ostcelebes nennt man die bootsförmige Laute kasapi in Südcelebes katjapin. Auch die ostindonesisch-philippinische kudyapi mit ihren vielen Unterarten ( z.B. hegelung, faglung ) müssen hinzugenommen werden, auch die eben erwähnte sapeh gehört zu dieser Gruppe.
Die Hasapi der Batak besteht aus einem schlanken Korpus, der aus einem Stück Holz hergestellt wird. Er geht ansatzlos in den Hals über. Der Kopf des Instruments wird oft durch eine hockende menschliche Figur verziert (siehe Detail 1) Der untere Teil erinnert an den Bugspriet eines Bootes. Die Saiten werden an einem auf der hölzernen Decke aufgesetzten Saitenhalter befestigt; sie verlaufen über den bundlosen Hals und werden von zwei seitenständigen Wirbeln gehalten. Die beiden Saiten werden im Abstand einer kleinen oder großen Terz gestimmt.
Die Toba-Batak unterscheiden zwei traditionelle Musikensembles: einmal das gondang sarune für die Zeremonialmusik und das uning-uningan (oder gondang hasapi). In letzterem sind zwei Hasapi, eine Oboe ein Xylophon, eine Bambusquerflöte und eine eiserne Platte als Rhythmusgeber vertreten. Sie dienen zur Begleitung im Opera Batak, dem Wandertheater, wo Schauspieler singen, tanzen und ein Sprechtheater aufführen, begleitet von populärer, westlich beeinflusster Musik. [220]
Video Hasapi [221]
Kacaping
Über die Herkunft dieser sehr großen Bootslaute lässt sich nur wenig Sicheres sagen. Sie hat viele Kennzeichen einer Bataklaute: vor allem die Form des Schallkörpers, der aufgesetzte Saitenhalter, der flache Boden, die Anzahl der Saiten, der "Bugspriet", die Schallöffnung am Boden.
Ungewöhnlich ist vor allem aber die Größe, die die Bataklauten sonst bei weitem nicht erreichen. Ebenso habe ich die Ausprägung des Kopfes, der in Form mehrerer übereinander gesetzter und verschlungener Fabelwesen, die teilweise gehörnt und mit überdimensionalen Augen ausgestattet sind, noch nirgends in der Literatur finden können. Ungewöhnlich ist auch die aufwendig geschnitzte Decke und die Ausgestaltung des Bugsprietes ebenfalls in Form eines stilisierten Kopfes mit großen Augen. Dies könnte zusammen mit der Ausgestaltung des Kopfes ein Hinweis darauf sein, dass es sich um ein Instrument aus der ostindonesischen kutiyapi-Familie handelt. Je nach Region gibt es auch hier eine Reihe lokaler Abwandlungen und unterschiedlicher Bezeichnungen, z.B. kotyapi, fegereng, fuglung, kuglung, faglong oder kusyapi. Auf Sulawesi gibt es eine kacaping, die in ähnlicher Weise dekorativ gestaltet sein soll. Allerdings besitzt diese Gruppe fast immer 5 - 9 einfache Bünde auf dem Griffbrett.
Vielleicht wollte man auch lediglich nach dem Vorbild einer Bataklaute zu rein dekorativen Zwecken ein ästhetisch ansprechendes Hybridinstrument herstellen, das sich besser vermarkten lässt als die originale Vorlage.
Video Kutyapi [223]