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Institut für Musikforschung

Masinqo – StW 24, De 64, De 74, De 637

Masinko / Masenqo / Masinqo (amharisch መሰንቆ), Kastenspießlaute, Äthiopien, 20. Jh., vor 1980

Die nordafrikanischen Spießlauten können ihrer Resonatorform nach in drei Gruppen unterteilt werden, die Schalen-, Röhren- und Kastenspießlauten. (1) In Westafrika sind Schalenspießlauten beliebt (wie die von den Hausa gespielte Goge). Ihre Dissemination verlief von Ägypten über den Maghreb, mit der Ausbreitung des Islam ab dem 11. Jh. in die Region des westlichen Sudan. (2) In Ostafrika gibt es seit dem 19. Jh.  Röhrenspießgeigen (wie die Endingidi in Uganda) mit vermutlich chinesischer Herkunft. (3) Kastenspießlauten trifft man von Marokko bis Äthopien an. Es gibt den Ribab der Schelha-Berber, die beduinische Rabābah und weitere Geigen mit Namensvarianten des Wortes Rabāb. Die äthiopische Masinko ist als Begleitinstrument zu Azmari-Liedern durch schriftliche Quellen ab dem 16. Jh. nachgewiesen, abgebildet ist sie erstmals in einer äthiopischen Handschrift aus dem frühen 18. Jh.

Früher in Diensten von Adligen, tragen Azmaris heute Preis- und Schmählieder entweder alleine oder im Duo mit einer Sängerin vor. Die Barden tragen in einfachen Gasthäusern mythische Lieder, alte Kampflieder und improvisierte Alltagskommentare vor, bei Hochzeits- und Familienfeiern in Auftrag gedichtete Preislieder, ferner singen sie in der Menge bei religiösen Feierlichkeiten. Obwohl sie für die Kultur Äthopiens bedeutend sind, ist der soziale Status der Azmaris niedrig.

Den Korpus der Masinko bildet ein rautenförmiger Kasten (z.B. aus Palettenholz), der mit Tierhautstücken (Kuh/Ziege) überzogen wird, die an den Seiten vernäht sind. Der Spieß wird diagonal durch Bohrlöcher im Kasten geführt. Am Halsende ist ein langer Wirbel im rechten Winkel befestigt. Mit etwa 10 cm Abstand zum Hals verläuft die Rosshaarsaite über den Astgabel-Steg zur Saitenbefestigung mit einer Schnur oder Lederschlinge am Spießende. Je nach gewünschter Klangfarbe ist der Steg variabel positionierbar. Um ausreichend Friktion zu erreichen, werden die Bogenhaare mit Weihrauchharz eingerieben.

StW 24

Spießlänge gesamt 75 cm, Hals bis zum Resonanzkörper 45,3 cm.
oben breiteres U-förmiges Stück mit Wirbelloch; Wirbel abgebrochen.

Resonator: Holzrahmen, etwas ungleichmäßig rautenförmig mit Seitenlängen 17 bis 18,5 cm;
Tiefe 8 bis 9 cm, Höhe 25 cm, Breite 24,5 cm.
Mit dunkel gebeizter Kuhhaut bespannt, vernäht entlang der Mitte der unteren Seiten und entlang der seitlichen Kanten.

Steg aus Astgabel mit Bohrloch zur Führung der gespannten Haare, Breite 8,8 cm, Höhe 6,8 cm.

Bogen (StW 24b): Länge 40 cm, maximale Höhe 14 cm.
Rosshaarbespannung, mit Schnur am Griff spannbar, an der Spitze durch ein Bohrloch geführt und durch Knoten befestigt.

Herkunft: Stiftung von Günther Kandert (Würzburg) am 13. 2. 2020.

De 64

Spießlänge 80 cm; Resonator 23,5 x 14 cm; Bespannung: helle ungebeizte Kuhhaut.
Saitenbespannung: schwarzes Rosshaar, unten geteilt und verzwirbelt, in Y-Trennung auseinanderlaufend.

Steg aus Astgabel mit Bohrloch zur Führung der gespannten Haare.

Bogen (De 64b): Länge 39 cm, maximale Höhe 14,5 cm.

Herkunft: Stiftung Fritz Degel (Blieskastel) 2021.

De 74

Miniaturinstrument.

LBT 34 x  8 x 6 cm

Bespannung: helle ungebeizte Kuhhaut.

Lackierter Spieß

Angebunden: Bogen (De 74a): L 14cm , max. H 8 cm

De 637

Spießlänge 74 cm; Resonator LBT 23 x 19 x 10 cm; Bespannung: helle ungebeizte Kuhhaut; im unteren Bereich ausgeschnittenes Schallloch, drei Löcher (ca. 8 mm) horizontal in der Mittelachse und ein weiteres 3 cm von der Spitze entfernt.
Saitenbespannung: weißes Rosshaar, hinter dem Steg an einer Schnur befestigt, die in Y-Trennung zum Spießende verläuft. Am Wirbel mit Lederbespannung befestigt.

Steg aus Astgabel mit Kanal zur Führung der gespannten Haare.

Bogen (De 637b): Länge 41 cm, maximale Höhe 20,5 cm. Bogenbespannung entfernt; die geflochtenen Enden der Bespannung sind noch vorhanden.

Literatur: Timkehet Teffera, The Masinqo: Its Meaning, Role and its Multi-Functionality in Song and Dance. In: Gisa Jähnichen (Hrsg.): Studia Instrumentorum Musicae Popularis (New Series) IV (2016), S. 295–316.

{ow 2021-11-05/2024-03-07}