Tafelklavier von Meinke en Pieter Meijer (Amsterdam, 1780) - StW 12
Die Brüder Meincke und Pieter Meijer waren Klavierbauer im Amsterdam des späten 18. Jahrhunderts. Meincke hatte vor 1779 in London mit dem sächsischen Klavierbauer Johann Zumpe zusammengearbeitet, der seine Klavierwerkstatt dort 1761 gegründet hatte und seine Fabrikate nachhaltig durchsetzen konnte. Zwei Klaviere von 1776 und 1778 sind Zeugen dieser Zusammenarbeit. 1779 machte sich Meincke mit seinem Bruder Pieter als Mitgesellschafter in Amsterdam selbständig. Zeitweilig hatte ihre Firma das Privileg von Hofklavierbauern inne (Piano forte Fabrikeurs van hunne Majesteiten). 1796 konnte die Firma eine Filiale in Hamburg eröffnen, die bis 1813 betrieben wurde. Die Werkstatt der Meijers spielt damit eine nicht unwichtige Rolle bei der Vermittlung der englischen Stoßzungenmechanik aufs europäische Festland. Da das Instrument zeitlich nahe an der Amsterdamer Firmengründung liegt, ist es von besonderem Interesse für die europäische Distributionsgeschichte der "Zumpe"-Mechaniken in den zwei Jahrzehnten vor 1800.
Englische Stoßzungenmechanik (single action). Umfang: F' bis f'''.
Maße des Korpus: Breite 147,7 cm, mit Sockelleiste 149,7 cm. Höhe 19,5 cm, mit Deckel 20,5 cm. Tiefe 51,5 cm, mit Sockelleiste 51,5 cm. Front: links 10,5 cm, Vorsatzbrett hinter der einspringenden Klaviatur 84 cm, rechts 53,2 cm.
Klaviatur: F bis c3.
Drei Handzüge links im Instrument (von vorne nach hinten): (1) Moderator (Pianozug bzw. "Lute": ein Filzstreifen wird nahe dem Stimmstockanhang an den Saitenbezug gedrückt), (2) Dämpferaufhebung für den Diskant; (3) Dämpferaufhebung für den Bass (F1–h).
Beine nicht orginal (adaptierte Tischbeine).– Drei Hämmerchen lose (beiliegend). Zustand: nicht spielbar.
Vergleichinstrumente: mit Pedalen im Rijksmuseum Amsterdam (BK-NM-8167), vgl. auch andere Seite (Schloss Arenenberg). – Siehe auch das Neupertsche Vorführmodell für die englische Stoßzungenmechnik ohne Auslösung, ferner das Instrument R 17 aus unserer Sammlung (Kummet, Hersbruck 1791).
Provenienz: Stiftung von Friedrich-Wilhelm Mohr (Berlin), nach Vermittlung der Restauratorin Sabine Hoffmann (MIM Berlin) gestiftet am 14. September 2017. – Eine Besonderheit: Das Klavier war über drei Generationen mütterlicherseits in Familienbesitz. Der Großvater der Stifters hat darauf noch in den 1950er Jahren Klavierstücke (z.B. das berühmte Boccherini-Menuett aus dem Streichquintett E-Dur, G. 275) gespielt. Dankenswerterweise wurden die Noten, nach denen der Großvater gespielt hat, vom Stifter mitgegeben.
{ow, 2017-09-17}