Deutsch Intern
Institut für Musikforschung

"Leiern" aus dem Kontext der anthroposophischen Pädagogik – De 244, De 281, De 286

De 388: "Bordunleier"

Choroi (Vertriebs GmbH), Mitte 1970er Jahre (?)
LBT 44,5 x 30 x 4 cm
16 Saiten, diatonisch: 6 Bordunsaiten (d–a–a–d1–d1–d1), 10 Saiten in D-Dur (d1–fis2)
Mensur: 26,5…39 cm
Zubehör: Holzkoffer, Stimmhammer, Spiel- und Pflegeanleitung (PDF)

Die sog. "Bordunleier", der Form nach eine Zither, wurde von Norbert Visser (1919–2003) nach 1959 in Anlehnung an den Leierbau von Edmund Pracht und Lothar Gärtner erfunden. Zusammen mit dem Arzt und Heilpädagogen Bernard Lievegoed gründete er 1964 die Stiftung "Kind und Instrument": Im Zentrum stand dabei der "Choroi"-Instrumentenbau in sozialtherapeutischen Werkstätten. Die erste war die 1967 von Visser gegründete Werkstatt "Institut Scorlewald" in Nordholland unterstützt durch die Raphael Stiftung in Zürich. 1968 entwickelte er (mit Julius Knierim und Helmut Hofstetter) die Kinderharfe und 1969 in Järna (Schweden) die pentatonische Choroi-Flöte.

https://www.choroi.org/


De 244: "Leier", pentatonisch

Auris, Järna (Schweden), Modell LNP
LBT 38 x 16 x 4 cm
7 Saiten, pentatonisch (d1–e1–g1–a1–h1–d2–e2)
Zubehör: Holz-Case

Dem Typ nach handelt es sich um eine Trogzither. Das Instrument wurde für elementare Musikpädagogik in Kindergärten konzipiert. Alle Instrumente, die unter dem Namen Auris hergestellt werden, wurden vom Firmeneigentümer und Direktor Kjell Andersson (*1951) entworfen. Die Auris-Werkstätten integrieren Menschen mit Lernschwierigkeiten.

https://auris-musical-instruments.com/


De 281: Leier "Mandala" von Äolis Klangspiele

Äolis Klangspiele, Stefan Rössler
Das Instrument wird unter dem Modellnamen "Mandala" angeboten.
Zettel auf dem Boden unter dem Schalloch: "Stefan Rössler | Instrumentenbaumeister | D - 4416 Everswinkel"
Gelber Zettel daneben: "Äolis | KLANGSPIELE"
LBT 40 x 31 x 4 cm
Korpus: Roterle; Decke: Alpenfichte
12 Saiten, pentatonisch (d–e–g–a–h–d1–e1–g1–a1–h1–d2–e2)
Zubehör: Holz-Case, Stimmhammer

Diese Leierform wurde von Edmund Pracht (1898–1974) zusammen mit dem Geigenbauer W. Lothar Gärtner (1902–1979) entwickelt, die beide Anhänger von Rudolf Steiner waren, und fand zuerst Verwendung in der heilpädagogischen Einrichtung „Sonnenhof“ (Untermerzbach). Siehe auch die "Flügelkantele" von Pracht und Gärtner, Konstanz, De 249. – Der Gitarrenbaumeister Stefan Rössler baut seit den 1990er Jahren Leiern und andere Klangspiele für den Gebrauch in der Pädagogik, Therapie und Märchenerzählung. Seine Werkstatt steht aktuell in Münster.

https://www.aeolis.de/


Herkunft: Stiftung Fritz Degel (Blieskastel), Juli 2022

Literatur: Norbert Visser, Der Choroi-Musikinstrumentenbau als musikalischer und sozialer Impuls, in: Seelenpflege in Heilpädagogik und Sozialtherapie 1 (1983), 6–11. – Gerhard Beilharz, Erziehen und Heilen durch Musik (= Heilpädagogik aus anthroposophischer Menschenkunde, Bd. 8), Stuttgart: Freies Geistesleben 1989. – Gerhard Beilharz Entstehung und Entwicklung der neuen Leier, in: ders.: Erziehen und Heilen durch Musik (= Heilpädagogik aus anthroposophischer Menschenkunde, Bd. 8), Stuttgart: Freies Geistesleben 1989, 111-117. – Gerhard Beilharz, Die Leier, in: Musik in Pädagogik und Therapie (Heilpädagogik und Sozialtherapie aus anthroposophischer Menschenkunde, Bd. 15), Stuttgart: Freies Geistesleben 2004, 179–189 – John Clark, Lyre (4. Modern Lyres), in: Laurence Libin (Hg.), The Grove Dictionary of Musical Instruments, 2nd ed., New York: OUP 2014, 347-348.

{ow; 2024-07-13}