Deutsch Intern
Institut für Musikforschung

Cümbüş: Standart cümbüş – De 153, Mandolin cümbüş – De 139, Tambur cümbüş – De 404

Cümbüş ist der Handelsname für eine Laute (bzw. Lautenbaureihe), die 1930 von Zeynel Abidin Bey/Cümbüş (1881–1947) erfunden wurde. Angeregt wurde die Form zweifellos vom in der westlichen Musik der 1920er Jahre ikonisch für den Jazz einstehenden Banjo, gemischt mit Hals und Besaitung der Oud. Angeblich stammt der Name für das Instrument nicht von Zeynel Abidin Bey. Sein Sohn Cemal Bey spielte das Instrument in der Marmara-Villa in Anwesenheit von Mustafa Kemal Atatürk, der gesagt haben soll, es habe "einen freudigen Klang und soll überall, wo es hingeht, Heiterkeit verbreiten", und nannte es deshalb "Cümbüş", was so viel bedeutet wie "Fröhlichkeit", "Fest", "Heiterkeit".

Die Basis bildet ein Resonator aus Aluminium mit einem Durchmesser von 26 cm und ca. 16 cm Tiefe (bis ca. 1965 halbkugelförmig, das historische Modell wird heute wieder nachgebaut). Die Decke, ursprünglich mit Ziegenfell bespannt, besteht seit den 1960er Jahren aus Kunststoff. An diesen Resonator können mit einer Flügelschraube unterschiedliche Halsstücke angebracht werden: neben dem Cümbüş-Hals Gitarren-, Mandolinen-, Saz- oder Tanbur-Hals (Typen sind: Standart cümbüş, Gitar cümbüş, Mandolin cümbüş, Saz cümbüş, Tambur cümbüş, Elektro cümbüş mit Verstärker-Pickup). Standard sind Gitarrenstimmwirbel. Am verbreitetsten ist der bundlose Cümbüş-Hals mit Vinyl-Griffbrett und einer schwingenden Saitenlänge von ca. 56 cm.

Das Instrument konnte in der klassischen türkischen Musik trotz vielversprechender Anfänge nicht Fuß fassen, sein Klang wurde zeitweise vom staatlichen Rundfunk gebannt. Es wurde zu einem Symbol des "Anderen" in der Türkei (Ederer). Dafür wurde es beliebt in der traditionellen Musik der südöstlichen Provinzen der Türkei (z.B. Urfa) oder im Nordirak. In Istanbul und in Bars von Izmir, in Kabarets und Restaurants wurde die Cümbuş gerne in fasıl-Ensembles gespielt (zusammen mit Qanun, Violine, Klarinette, Dümbelek-Trommel). Da dieser Sektor primär von nicht-muslimischen Minderheiten unterhalten wurde (Griechen, Armenier, Juden), wurde das Instrument zunächst mit ihnen assoziiert. Ab den 1960er Jahren hingegen waren die meisten Cümbüş-Spieler Roma. Um 2000 hielt die Cümbüş Einzug in die türkische Popmusik. Die Herstellung liegt noch heute in den Händen der Familie (Zeynel-Abidin-Cümbuş-Shop).

Beispiel für einen kurdischen Maqam auf dem Instrument (Rüstem Cümbuş Taksim, 2004 Homerecording with Martin Barman).

De 139: Mandolin cümbüş, Istanbul, nach 1965

LBT 60 x 21 x 15 cm

Resonator: Aluminiumschüssel mit Profilen, Durchmesser 21 cm, Höhe 14 cm.
Einfassender Abschlussrahmen mit Schallöchern, darauf verschraubt ein Rahmen, der die Decke (Kunststoffbespannung) hält.

Herstellerangabe auf dem Metallrahmen: CÜMBÜŞ • [= Schraube] ZEYNEL ABIDIN • TÜRKIYE • ISTANBUL • BAYAZIT

Mahagoni-Griffbrett
17 Bundstäbchen
4 Saitenchöre zu je 2 Saiten
Mensur 34,5 cm

De 153: Standart cümbüş, Istanbul, nach 1965

LB 87,5 x 26 cm

Resonator: Aluminiumschüssel mit Profilen, Durchmesser 26 cm, Höhe 15,5 cm.
Einfassender Abschlussrahmen mit Schallöchern, darauf verschraubt ein Rahmen, der die Decke (Kunststoffbespannung) hält.

Herstellerangabe auf dem Metallrahmen: MUCİDİ • [= Schraube] ZEYNEL • ABİDİN • CÜMBÜŞ • TÜRKİYE • İSTANBUL • A.BULVARI
(Erfinder Zeynel Abidin Cümbüş [oben im Rahmen: zugleich Instrumentenname]; Türkei, Istanbul, A[tatürk] Boulevard)

Weißes Kunststoff-Griffbrett, bundlos
6 Saitenchöre zu je 2 Saiten
Mensur 56 cm

De 404: Tambur cümbüş, Istanbul, nach 1965

Resonator wie De 153 (Standart cümbüş)
Herstellerangabe auf dem Metallrahmen in gleicher Weise: MUCİDİ • ZEYNEL • ABİDİN • CÜMBÜŞ • TÜRKİYE • İSTANBUL • A.BULVARI

LBT 116 x 26 x 15,5 cm

3 2chörige Saiten (es fehlen 2 im oberen und unteren Chor)

24 geknüpfte Bünde

Der Steg sitzt auf dem Bild zu hoch. Er passt nicht zum Instrument, da er die Saiten an der korrekten tieferen Position auf der Decke nicht über Griffbretthöhe heben würde.

Herkunft: Stiftung Fritz Degel (Blieskastel), Juli 2021

Lit.: Eric Bernard Ederer, The Cümbüş as Instrument of “the Other” in Modern Turkey, MA Thesis Univ. of California Santa Barbara 2007.
ders., Art. Cümbüş, in Laurence Libin (Hg.): The Grove Dictionary of Musical Instruments, 2nd Edition, New York: OUP 2014, Bd. 1, S. 730 f.
Emirhan N. Cümbüş, A Turkish Instrument and  Creator (Firmenseite, Abruf 2022-02-11).

{ow; 2022-02-11; 2023-05-10}