Richard Wagner, Sämtliche Briefe
WBV WAGNER BRIEFE VERZEICHNIS
Das Wagner-Briefe-Verzeichnis weist sämtliche bekannten Briefe Richard Wagners in chronologischer Folge und bibliographisch knapper Form nach. Die Materialien werden durch mehrere Register (darunter ein umfangreiches Incipit-Verzeichnis!) sowie eine Konkordanz mit dem ersten umfassenden Briefverzeichnis von Wilhelm Altmann (Briefe von Richard Wagner an seine Zeitgenossen, 1905) erschlossen.
Gegenüber den knapp 3.200 Briefen, die 1905 beim Erscheinen des Altmann-Verzeichnisses bekannt waren, lassen sich gegenwärtig schon mehr als 9.000 Schrift-Dokumente nachweisen, die der Textgattung "Brief" zuzurechnen sind. Das WBV liefert damit die unverzichtbare Arbeitsgrundlage für die textkritische Neukonzeption der Ausgabe "Richard Wagner: Sämtliche Briefe", die 1999 mit Band 11 einsetzte.
Addenda 1998–2018 zum WBV: Informationen zu allen Briefen Richard Wagners, die seit dem Erscheinen des Wagner-Briefe-Verzeichnisses (WBV) im Jahr 1998 von den Mitarbeitern der Arbeitsstelle Richard-Wagner-Briefausgabe neu ermittelt werden konnten (PDF-File).
RICHARD WAGNER SÄMTLICHE BRIEFE 10
17. August 1858 bis 31. März 1859
herausgegeben von Andreas Mielke
Mitte August 1858 verläßt Wagner in einer Art Flucht sein Heim in Zürich. Durch die Liebe zu Mathilde Wesendonck, die Eifersucht seiner Frau Minna und die Loyalität gegenüber seinem Mäzen Otto Wesendonck hatten sich Spannungen aufgebaut, die Wagners schöpferische Arbeit ernst haft gefährdeten. Wagner verbringt den Winter 1858/59 in Venedig. Hier entsteht, in stiller Zurückgezogenheit, ernster Konzentration und noch ganz im Banne des Liebeserlebnisses, der zweite Akt von Tristan und Isolde. "Sie werden einmal einen Traum hören, den ich dort zum Klingen gebracht habe!", schreibt Wagner an Mathilde Wesendonck, kurz nachdem er Ende März die Stadt wieder verlassen hatte.
In den Briefen aus Venedig spiegeln
sich Wagners Sorgen um seine kranke
Frau, um die Sicherung eines ausreichenden Einkommens und um seine
prekäre Situation als politischer
Flüchtling. Daneben finden sich aber
auch farbige Schilderungen seines
alltäglichen Lebens und seiner Eindrücke von der Stadt Venedig.
RICHARD WAGNER SÄMTLICHE BRIEFE 11
1. April bis 31. Dezember 1859
herausgegeben von Martin Dürrer
Der vorliegende Band setzt mit Wagners Rückkehr in die Schweiz – nach dem in Venedig verbrachten Winter 1858/59 – ein. Wagner hält sich zunächst in Luzern auf. Hier komponiert er den 3. Akt von Tristan und Isolde und bemüht sich gleichzeitig um die Uraufführung in Karlsruhe, die sich allerdings noch während des Jahres 1859 als unmöglich erweist. Um der künst lerischen Isolation, die er in der Schweiz empfand, zu entkommen, übersiedelt Wagner im Herbst nach Paris. Dort gewinnen Pläne zu einer Tannhäuser-Aufführung erneut Aktualität. (Deutschland ist dem nicht amnestierten politischen Flüchtling noch verschlossen.)
In den Briefen an die beiden
Hauptkorrespondenzpartner –
Wagners Frau Minna und die
Zürcher Freundin Mathilde
Wesendonck – dokumentieren sich
einerseits Wagners Lebensumstände,
andererseits seine innere Verfassung
in einer Phase der künstlerischen
Neuorientierung.
RICHARD WAGNER SÄMTLICHE BRIEFE 12
Briefe des Jahres 1860
herausgegeben von Martin Dürrer
Das Jahr 1860 verbringt Wagner zusammen mit seiner Frau in Paris. Drei gleich zu Anfang des Jahres veranstaltete Konzerte mit Bruchstücken aus seinen Werken, die in Frankreich noch gänzlich unbekannt sind, erregen großes Aufsehen und polarisieren die musikinteressierte Öffentlichkeit.
Wagners künstlerisches Hauptanliegen, eine erste Aufführung von Tristan und Isolde zustande zu bringen, realisiert sich in Paris nicht, jedoch eröffnet der kaiserlichen Befehl zur Aufführung von Tannhäuser die verlockende Aussicht auf eine internationale Verbreitung seiner älteren Werke.
Das Jahr 1860 bringt auch endlich
die entscheidende Wendung in den
jahrelang erfolglos gebliebenen
Amnestiebemühungen. Wagner
darf die deutschen Staaten – mit
Ausnahme Sachsens – zum Zwecke
der Aufführung seiner Werke wieder
betreten.
RICHARD WAGNER SÄMTLICHE BRIEFE 13
Briefe des Jahres 1861
herausgegeben von Martin Dürrer
und Isabel Kraft
1861 ist für Wagner ein Jahr voller
Enttäuschungen: Die Pariser Tannhäuser-Premiere wird zum Fiasko –
sie geht als einer der größten
Opernskandale in die Geschichte
ein –, und die Uraufführung von
Tristan und Isolde in Wien kommt
nach zermürbendem Warten letztlich doch nicht zustande.
In der öffentlichen Meinung ver
festigt sich das Vorurteil, Wagners
neuere Werke seien unaufführbar.
Aus dieser künstlerisch wie materiell
hoffnungslosen Situation scheint
sich gegen Ende des Jahres ein
Ausweg zu eröffnen: Wagner entschließt sich zur Komposition der
Meistersinger und beginnt sogleich
mit der Ausarbeitung des Textbuchs.
RICHARD WAGNER SÄMTLICHE BRIEFE 14
Briefe des Jahres 1862
herausgegeben von Andreas Mielke
1862 – nach Wagners Plan hätte dies sein Meistersinger-Jahr werden sollen. Zu den Gründen, warum die Komposition des im Januar vollendeten Textbuches sich so sehr verzögert und dann aufgeschoben wird, zählen der Umzug in das Städtchen Biebrich am Rhein, die ständig drückenden Geldsorgen, der Anstrom von Sommerbesuchern aus nah und fern, die wochenlange Invalidität infolge eines Hundebisses ...
All dies ist in den Briefen detailliert nachzulesen, daneben aber die künstlerischen Erfolge des Jahres: in Frankfurt dirigiert Wagner zum ersten Mal seinen Lohengrin (zwölf Jahre nach der Uraufführung!), in Leipzig stellt er die Meistersinger-Ouvertüre vor, und in Wien veranstaltet er Konzerte mit Szenen aus seinen Opern.
Biographisch einschneidend sind die
vollständige Amnestierung – nun darf
Wagner auch wieder den Boden seiner
sächsischen Heimat betreten – sowie
die weitere Entfremdung und schließ
lich die endgültige Trennung von
seiner Ehefrau Minna.
RICHARD WAGNER SÄMTLICHE BRIEFE 15
Briefe des Jahres 1863
herausgegeben von Andreas Mielke
Drei in den Vorjahren begonnene Projekte, die Uraufführung von Tristan und Isolde an der Wiener Hofoper, die Konzerte im Theater an der Wien und die Komposition der Meistersinger von Nürnberg, beschäftigen Richard Wagner auch im Jahr 1863. Weitere Konzerte führen ihn bis zum Spätherbst in viele Orte des In- und Auslands, bis nach Moskau ("an den Grenzen Asiens hört man nun die Musik meiner Walküren"). Die enttäuschende Bilanz am Jahres ende: Die Wiener Tristan-Aufführung ist endgültig zur Seite gelegt und die Arbeit an den Meistersingern kaum vorangekommen. Außerdem drücken Wagner schwerste Geldnöte, da die Einnahmen aus den künstlerisch zwar erfolgreichen Konzerten für seine aufwendige Lebensführung – vor allem die im Mai bezogene Luxuswohnung in Penzing – bei weitem nicht ausreichen; den ange häuften Schulden entzieht sich der Komponist im folgenden Jahr durch Flucht ...
RICHARD WAGNER SÄMTLICHE BRIEFE 16
Briefe des Jahres 1864
herausgegeben von Martin Dürrer
Das Jahr 1864 bringt entscheidende
Wendungen in Wagners Leben. Die
Situation hätte dramatischer nicht
erfunden werden können. Zweimal
verfehlt der Abgesandte des jungen
bayerischen Königs Ludwig II. den
vor seinen Gläubigern aus Wien
geflüchteten Komponisten. Am
3. Mai 1864 gelingt es ihm in Stuttgart endlich, Wagner die Berufung
nach München mitzuteilen.
Die Begegnung mit Ludwig II. enthebt Wagner fortan aller materiellen
Sorgen und sichert die Vollendung
und Aufführung seiner Werke.
In dem zunächst bewohnten Landhaus am Starnberger See besiegeln
Wagner und Cosima von Bülow
ihren Lebensbund. Kurz vor dem
Besuch der Bülows hatte der unter
Einsamkeit leidende Komponist
vergeblich versucht, die Mainzer
Freundin Mathilde Maier als Lebensgefährtin in seine Nähe zu ziehen.
RICHARD WAGNER SÄMTLICHE BRIEFE 17
Briefe des Jahres 1865
herausgegeben von Martin Dürrer
Der künstlerische Höhepunkt des Jahres 1865 ist die von Wagner lange ersehnte Uraufführung von Tristan und Isolde am Münchener Hof- und Nationaltheater. Sechs Jahre hatte er auf diesen Moment warten müssen.
Unter dem Schutz König Ludwigs II. von Bayern hofft Wagner seine weitreichenden Kunstprojekte realisieren zu können: eine Musik- und Kunstschule, die sich zu einer nationalen Einrichtung mit jährlich wiederkehrrenden Festspielen entwickeln soll; als Krönung des Ganzen ist der Bau eines monumentalen Festtheaters an der Isar geplant.
Der große Einfluß Wagners auf den jungen König führt vor allem in Politik und Verwaltung zu Widerständen, mit denen Wagner das ganze Jahr zu kämpfen hat. Der wachsende Druck der öffentlichen Meinung zwingt Ludwig II. schließlich dazu, Wagner aus Bayern auszuweisen. Am Morgen des 10. Dezember verläßt der verbitterte Komponist die bayerische Residenzstadt in Richtung Schweiz.
RICHARD WAGNER SÄMTLICHE BRIEFE 18
Briefe des Jahres 1866
herausgegeben von Andreas Mielke
Nach seinem unfreiwilligen Fortgang
von München im Dezember 1865
läßt Wagner sich in der Schweiz
nieder, zunächst in Genf, ab April
1866 im idyllischen Tribschen bei
Luzern. Die bayerische Residenzstadt
bleibt jedoch noch lange im Zentrum
seiner Aufmerksamkeit, und dorthin
gehen auch die meisten Briefe und
Telegramme des Jahres 1866.
Sie zeigen die ganze Vielfalt von
Wagners Lebenswirklichkeit: die
Dinge des Alltags (z. B. die Nach-
sendung des Münchener Hausrats),
die problematische Stellung zu
seinem Förderer, dem jungen König
Ludwig II. von Bayern, die in einem
wahren Schaffensrausch wiederaufgenommene Arbeit an den Meistersingern von Nürnberg – und nicht
zuletzt die schmerzliche Trennung
von Cosima von Bülow, an die er
über einhundert Mitteilungen richtet.
(Die Jahrzehnte später auf Wunsch
der Empfängerin vernichteten Briefe
an Cosima werden an Hand verschiedenster Spuren und Fragmente
dokumentiert.)
RICHARD WAGNER SÄMTLICHE BRIEFE 19
Briefe des Jahres 1867
herausgegeben von Margret Jestremski
1867 ist für Wagner ein künstlerisch bedeutsames Jahr. Er stellt seine Oper Die Meistersinger von Nürnberg fertig. Nach einjähriger Unterbrechung knüpft er seine Kontakte nach München zu den Verantwortlichen in Kultur und Politik wieder enger. Mehrere der früher von ihm konzipierten Projekte werden verwirklicht: Zwei seiner Werke kommen unter der mustergültigen Leitung Hans von Bülows auf die Bühne des Münchner Hof- und Nationaltheaters – erstmals Lohengrin ganz ohne Kürzungen sowie Tannhäuser in der 1861 für Paris überarbeiteten Fassung. Die Königliche Musikschule wird eröffnet.
Der Komponist selbst zieht es vor, seinen Lebensmittelpunkt fern der für ihn aufreibenden bayerischen Residenzstadt beizubehalten. Er richtet das seit April 1866 von ihm bewohnte Landhaus Tribschen in Luzern als "Nest" für die nächsten sechs Jahre schöpferischer Produktivität ein. Im Februar kommt dort Wagners und Cosima von Bülows zweite gemeinsame Tochter Eva zur Welt.
Der Band umfaßt 322 Briefe, von denen etliche bisher unveröffentlicht oder nur in Auszügen bekannt waren.
RICHARD WAGNER SÄMTLICHE BRIEFE 20
Briefe des Jahres 1868
herausgegeben von Margret Jestremski
Mit den Meistersingern von Nürnberg – am 21. Juni 1868 in München unter Hans von Bülow uraufgeführt – feiert Wagner einen sensationellen Erfolg. Die nervenaufreibenden Aufführungsvorbereitungen sind ein Hauptthema in der Korrespondenz dieser Zeit. Neue Angebote kommen aus Paris, wo seit dem Tannhäuser-Skandal 1861 keine weiteren Wagner-Opern mehr gespielt worden sind; monatelang verhandelt Wagner über Aufführungsoptionen zu Lohengrin und Rienzi.
Zahlreiche Schreiben geben Auskunft über Privates. Wagner kümmert sich um die Aus- und Umgestaltung seines Wohnhauses in Luzern. Cosima von Bülow ringt sich zu einem schwerwiegenden Entschluss durch: Sie trennt sich im November endgültig von ihrem Ehemann und übersiedelt dauerhaft zu Wagner.
Der Band enthält etliche Erstveröffentlichungen oder bislang nur auszugsweise bekannte Briefe. Dazu gehören auch unbekannte Auszüge aus Briefen an Cosima von Bülow, die Einblicke in Wagners Lektüre geben.
RICHARD WAGNER SÄMTLICHE BRIEFE 21
Briefe des Jahres 1869
herausgegeben von Andreas Mielke
Zu den künstlerischen Dingen, die Wagner im Jahre 1869 am stärksten beschäftigen, gehören die Aufführungen von drei Werken: Das Rheingold wird in München uraufgeführt, mit Rienzi gibt es in Paris – nach dem Tannhäuser-Fiasko von 1861 – erneut eine Erstaufführung vor französischem Publikum, und die im Vorjahr in München aus der Taufe gehobenen Meistersinger treten ihren Weg über die deutschen Bühnen an.
Von seinem Wohnort Luzern aus versucht Wagner mit zahllosen Briefen und Telegrammen Einfluß auf diese Aufführungen zu nehmen. Seine wichtigsten kompositorischen und schriftstellerischen Arbeiten des Jahres sind der dritte Akt von Siegfried und die erweiterte Neufassung des Pamphlets Das Judentum in der Musik. Wagners Lebenspartnerin Cosima von Bülow bringt Anfang Juni Siegfried zur Welt, das dritte gemeinsame Kind; um diese Zeit wird auch ihre Scheidung von Hans von Bülow eingeleitet und ihre Eheschließung mit Wagner vorbereitet.
RICHARD WAGNER SÄMTLICHE BRIEFE 22
Briefe des Jahres 1870
herausgegeben von Martin Dürrer
Das Jahr 1870 verbringt Wagner fast ausschließlich in Luzern. Im idyllisch gelegenen Landhaus Tribschen widmet er sich ganz dem künstlerischen Schaffen. Er setzt die Komposition der Götterdämmerung fort und arbeitet an der Vollendung der Siegfried-Partitur. Im März entwickelt Wagner erstmals den Plan, sich in Bayreuth niederzulassen, um dort seine Festspielidee zu verwirklichen. Im Juli erfolgt endlich die Scheidung des Ehepaars Hans und Cosima von Bülow, und Wagner kann seine langjährige Lebenspartnerin am 25. August in Luzern in aller Stille heiraten.
Das abgeschiedene Leben hindert Wagner nicht, regen Anteil an auswärtigen Ereignissen zu nehmen. In der ersten Jahreshälfte sind dies zunächst Aufführungen seiner Werke, vor allem die Uraufführung der Walküre in München. In der zweiten Jahreshälfte wird der von Wagner lebhaft begrüßte Deutsch-Französische Krieg zu einem bestimmenden Thema.
RICHARD WAGNER SÄMTLICHE BRIEFE 23
Briefe des Jahres 1871
herausgegeben von Andreas Mielke
1871 nähert sich Wagner mit entscheidenden Schritten der Verwirklichung des Plans, seinen monumentalen Ring des Nibelungen in völliger Unabhängigkeit vom etablierten Kulturbetrieb aufzuführen: So bestimmt er endgültig die oberfränkische Provinzstadt Bayreuth als Ort seiner Festspiele, wählt die Architekten für Außen- und Innengestaltung des neu zu errichtenden Theaters und berät mit Freunden und Gönnern über die Finanzierung des Unternehmens ganz aus privater Hand (es geht um 300 000 Taler!). Offiziell die Aufführung für Sommer 1873 angekündigt. Doch schon bald erweist sich einer der Architekten als ungeeignet, und die eingesammelten Gelder reichen nicht aus. Diese und andere Probleme führen schließlich zur Verzögerung um drei Jahre ...
Neben der rastlosen Tätigkeit für Bayreuth vollendet Wagner den Siegfried, arbeitet intensiv an der Götterdämmerung, komponiert ein großes Orchesterwerk (Kaisermarsch) und redigiert seine Schriften-Ausgabe – ein gewaltiges Pensum.
RICHARD WAGNER SÄMTLICHE BRIEFE 24
Briefe des Jahres 1872
herausgegeben von Martin Dürrer
Die Fülle der Aktivitäten Wagners korrespondiert 1872 mit der einmalig großen Zahl von 401 überlieferten Briefen und Telegrammen. Wagners Hauptziel ist die Konsolidierung des im Vorjahr ins Leben gerufenen Festspielunternehmens. Dazu installiert er Anfang des Jahres in Bayreuth einen professionell geführten Verwaltungsrat und lässt sich dort im April mit seiner Familie dauerhaft nieder. Öffentlichkeitswirksam inszeniert er an seinem Geburtstag am 22. Mai die Grundsteinlegung des Festspielhauses mit einer großen Konzertaufführung.
Die Komposition des dritten Aktes der Götterdämmerung dominiert das künstlerische Schaffen in der ersten Jahreshälfte. Darüber hinaus entstehen schriftstellerische Arbeiten, in denen es mehr oder weniger offen um den Anspruch der eigenen Werke und die Voraussetzungen ihrer praktischen Aufführung geht. Auch findet Wagner Zeit, die letzten Bände seiner Gesammelten Schriften und Dichtungen zu redigieren und den Privatdruck seiner Autobiografie Mein Leben weiter zu befördern.
RICHARD WAGNER SÄMTLICHE BRIEFE 25
Briefe des Jahres 1873
herausgegeben von Angela Steinsiek
1873 ist ein Krisenjahr im Leben Richard Wagners. Die Erwartungen waren hoch gesteckt nach dem Beginn des Theaterbaus. Jetzt drohte das ehrgeizige Festspielunternehmen an finanziellen Nöten zu scheitern, doch Wagner treibt sein Unternehmen manisch voran.
Die Mehrzahl der rund 320 nachweisbaren Briefe zeugen von seinen Versuchen, die benötigten Mittel zu beschaffen: durch verstärkte Konzerttätigkeiten, gezielte Publikationen und letztlich durch die Einberufung einer Patronatsversammlung. Dieser Widrigkeiten ungeachtet dokumentieren zahlreiche Verlegerbriefe das Erscheinen der Rheingold-Partitur, den Abschluss seiner ersten Schriftenausgabe und die durch das Tagesgeschäft immer wieder ins Stocken geratende Instrumentierung der Götterdämmerung. In einer Reihe von Schreiben lässt sich zudem der Bau von Haus Wahnfried nachvollziehen, dessen luxuriöse Innengestaltung an der Knappheit der Mittel scheitert.
RICHARD WAGNER SÄMTLICHE BRIEFE 27
Briefe des Jahres 1875
herausgegeben von Martin Dürrer
Das Jahr 1875 steht ganz im Zeichen der geplanten Festspiele in Bayreuth. Die erste Jahreshälfte ist der Vervollständigung des Sängerensembles und der Rekrutierung von Musikern für das Festspielorchester gewidmet. Wagner ist gezwungen, mehrere Konzertreisen zu unternehmen, um die Finanzierung der Vorproben, die am 1. Juli in Bayreuth beginnen, sicherzustellen. Die Kassenlage des Festspielunternehmens bleibt trotz eines Kredits aus München angespannt. Der Versuch, die Spitzen des Deutschen Reichs zu einer Unterstützung des Vorhabens zu bewegen, scheitert gegen Ende des Jahres.
Die neue Direktion des Hofoperntheaters in Wien eröffnet Wagner die Möglichkeit, Mustervorstellungen von Tannhäuser und Lohengrin einzustudieren. Im Spätherbst übersiedelt er dazu mit Familie für sechs Wochen in die Donaumetropole. Ein Rechtsstreit mit dem Verleger Fürstner um die Aufführungsrechte an den neuen Tannhäuser-Szenen überschattet den Aufenthalt dort. Das ganze Jahr über schwelt auch schon ein Konflikt mit den Theateragenten Voltz & Batz, von denen Wagner sich zu befreien sucht.