Makam und Usul
Makam und Usul
Die tonale und rhythmische Organisation der traditionellen türkischen Kunstmusik
Die Traditionelle Türkische Kunstmusik basiert konzeptionell auf zwei Elementen: Der tonale Bereich ist durch das Makam-System, der rhythmische durch den Usul geregelt.
Ein Makam, der kaum durch den europäischen Terminus "Tonart" charakterisierbar ist, umfaßt weitaus mehr als nur die Vorgabe eines bestimmten Tonvorrates: Er gibt den Initial- und Finalton vor, beinhaltet einen Verlaufsplan für die Entwicklung der melodischen Linie und bestimmt gleichfalls, welche Modulationen in andere Makame zulässig sind. Die mikrotonale Organisation der Makam-lar erlaubt eine wesentlich feinere Melodiegestaltung, als dies in der Musik Europas möglich ist. Vor diesem Hintergrund ist es schlüssig, wenn in der osmanischen Kunstmusik die Entwicklung der melodischen Möglichkeiten kultiviert wurde und nicht, wie in der tonräumlich weitaus einfacheren Musik Westeuropas, eine komplexe Mehrstimmigkeit entstand.
Jedem musikalischen Werk ist ein bestimmtes rhythmisches Muster, ein Usul, zugeordnet. Dieser bildet gleichsam ein stets wiederkehrendes Ostinato, das zugleich mit der melodischen Linie erklingt und auf verschiedenen Rhythmusinstrumenten geschlagen werden kann. Bei kleineren Ensembles waren es häufig die Sänger, welche mittels des Tamburins Zili Def oder der verwandten Rahmentrommel Bendir den Usul spielten. In großeren Kammermusikensembles wurde zudem das Paukenpaar Kudüm verwendet. Die türkische Militärmusik Mehterhâne verfügte bis zu ihrer Auflösung im Jahr 1826 über die Becken Zil, die Zylindertrommel Davul, den Schellenbaum Çogan, das kleine Paukenpaar Nakkare und die große Pauke Kös. Der Einzelablauf eines der mehr als 30 gebräuchlichen rhythmischen Muster kann einen Gesamtumfang von nicht weniger als 128 Zähleinheiten erreichen. Auch hier liegt demnach ein musikalisches Parameter vor, das sich wesentlich elaborierter präsentiert als die vergleichsweise einfachen Taktmaße der westlichen Musik des 18. Jahrhunderts.
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